Schädlingsbekämpfung in Marlen
Mit heißem Schaum gegen eingeschleppte Ameisen

Mit der Sprühpistole wird ein Heißwasser-Heißschaum-Gemisch auf die befallenen Flächen aufgetragen. Der invasive Ameisenart bekommt die Hitze nicht. | Foto: Stadt Kehl
  • Mit der Sprühpistole wird ein Heißwasser-Heißschaum-Gemisch auf die befallenen Flächen aufgetragen. Der invasive Ameisenart bekommt die Hitze nicht.
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Kehl-Marlen Die Ameisenbekämpfung in Marlen hat begonnen: Mittels Heißschaumverfahren versucht eine von der Stadt beauftragte Spezialfirma aus Darmstadt die Ausbreitung der eingeschleppten Insekten zu verhindern. Bis Ende des Jahres sind die Schädlingsbekämpfer im Einsatz.

Anders als ihr lateinischer Name Tapinoma magnum vermuten lässt, ist die invasive Ameisenart alles andere als groß. Drei Millimeter Körperlänge erreichen die ausgewachsenen Tierchen. Damit sind sie kleiner als die hiesige Schwarze Wegameise, der sie ansonsten für Laien zum Verwechseln ähnlich sieht. Allerdings unterscheidet sich die Tapinoma magnum nicht nur in der Größe von heimischen Ameisen, auch ihr Verhalten ist ein anderes: „Die Tapinoma Magnum gilt als äußerst sozial“, weiß der städtische Umweltbeauftragte Gregor Koschate.

Superkolonien drohen

Das bedeutet: Die Ameisenvölker dieser Art bekämpfen sich nicht gegenseitig, sondern können sich zu sogenannten Superkolonien zusammenschließen. Und so eine Superkolonie kann schon einmal Hunderte von Königinnen umfassen. Hinzu kommt, dass die aus dem Mittelmeerraum eingeschleppte Art keine Winterpause einlegt.

In Marlen ist die Tapinoma magnum bislang östlich der Kehler Straße und südlich der Eckartsweierer Straße (rund um den Spielplatz Im Löhl) entdeckt worden. Dort schlüpfen die Insekten durch enge Spalten in Fußgängerwegen und graben sich durch Mulch und unter Bodenplatten hindurch. Dabei hinterlassen sie auf den Wegen regelrechte Sandspuren, wohingegen hiesige Ameisen einzelne isolierte Sandhäufchen aufschütten.

Bedrohung für heimische Ameise

Auch die Schwarze Wegameise ist durch die mediterranen Artgenossen bedroht: Die Tapinoma magnum sei ihr schnell zahlenmäßig überlegen, sagt Gregor Koschate. Damit das nicht passiert, werden die Ameisen durch eine Fachfirma aus Darmstadt bekämpft. Dabei werden die betroffenen Stellen mit einem Heißwasser-Heißschaum-Gemisch besprüht. Die sogenannten Ameisen-Hotspots waren zuvor in Rücksprache mit Anwohnern von Gregor Koschate eingezeichnet worden.

„Wir sind der Nachbarschaft für die gute Zusammenarbeit dankbar“, betont er. Bis zu 4.000 Liter des auf 120 Grad erhitzten und mit Maisstärke versetzten Gemischs versprühen die Mitarbeitenden der Fachfirma alleine an einem Tag. „Das Schaum-Wasser-Gemisch hält die Wärme besser“, erläutert Schädlingsbekämpfer David Altendorf. Der Tapinoma magnum bekommt die Hitze jedoch gar nicht. Das Verfahren ist noch relativ neu, wurde allerdings schon bei gleichartigen Befällen in Ketsch (Baden-Württemberg) und Limburgerhof (Rheinland-Pfalz) eingesetzt. Auch in Zürich konnten Populationen der invasiven Krabbler unter anderem auf diese Weise eingedämmt werden. Die Behandlungsmethode kommt dabei ohne chemische Zusatzstoffe aus.

„Wir setzen keine Biozide ein“, versichert Gregor Koschate. Er möchte allerdings die Erwartungen dämpfen, dass die Ameisen bereits nach dem ersten Heißschaum-Einsatz verschwinden. Es könne durchaus sein, dass das Ameisengewusel an den behandelten Stellen erst einmal anhält, weil die Tiere beispielsweise ihre verendeten Artgenossen an die Oberfläche schaffen, erläutert er.

Bei einem Sprüheinsatz bleibt es auch nicht: Bis zum Jahresende rückt die Fachfirma an sechs Terminen an. Rund 17.000 Euro investiert die Stadt, um der Ameisenplage Herr zu werden.

Bei Ameisenfund
Wer größere Ansammlungen schwarzer Ameisen entdeckt, kann sich unter dem Betreff „Ameisenbekämpfung“ umwelt@stadt-kehl.deper Email an die Stabstelle Nachhaltige Stadtentwicklung wenden. Hilfreich ist es, wenn der Ameisenfundort beispielsweise auf dem Bildschirmfoto einer Karte eingezeichnet ist.

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