Umorganisation im Kehler Rathaus rückt Sicherheit in den Focus
Nico Tim Glöckner: "Die Verrohung nimmt zu - wir reagieren drauf"

Kehl (st). Autofahrer, die Fahrer von Rettungswagen beschimpfen; Autofahrer, die Mitarbeitern des Kommunalen Ordnungsdienstes Gewalt androhen, Hasskommentare in den sozialen Netzwerken: „Die Verrohung nimmt zu; wir reagieren darauf“, sagt Nico Tim Glöckner. Seit Mitte Mai leitet er den Bereich Bürgerservice, Sicherheit und Öffentliche Ordnung, der durch eine Umorganisation von Oberbürgermeister Toni Vetrano neu gebildet und in den von Petra Fischer verantworteten Fachbereich Zentrale Steuerung und Bürgerservice eingegliedert wurde.
 
Zum neuen Aufgabengebiet des neuen Bereichsleiters gehört auch das Verkehrswesen. Sicherheit, öffentliche Ordnung und Sauberkeit „gehen Hand in Hand“, weiß der 35-Jährige. OB Toni Vetrano ist es wichtig, „dass auf Sicherheit mehr Wert gelegt wird“. Weil Sicherheit im öffentlichen Raum im engen Zusammenhang mit Verkehrssicherheit steht, greift die Stadt dort durch, wo beispielsweise Autos in Brandschutzzonen abgestellt sind und damit der Feuerwehr im Einsatzfall Probleme bereiten, das Durchkommen von Rettungsfahrzeugen verhindern oder erschweren. Mehr als 20 Fahrzeuge sind in den vergangenen beiden Monaten an den Haken genommen worden.

In anderen Fällen kamen die Autofahrer gerade zurück, als der Abschleppwagen bereits vorgefahren war: Sie bezahlten in diesen Fällen 90 Euro für die Leerfahrt. Parksünder – auch aus Frankreich –, bei denen sich Bußgelder in Höhe von mehr als 250 Euro angesammelt haben, müssen damit rechnen, dass ihr Fahrzeug mit einer Kralle festgesetzt wird.

Mehrmals haben die Mitarbeiterin und ihre Kollegen vom Kommunalen Ordnungsdienst an heißen Tagen kleine Kinder und Hunde in geparkten Fahrzeugen entdeckt. „Da handeln wir sofort“, sagt Nico Tim Glöckner. Kurz bevor die Autos geöffnet wurden, kamen die Besitzer zurück und wurden über ihr unverantwortliches Handeln belehrt.

Weil sich an den warmen Sommerabenden die Beschwerden wegen Ruhestörung häuften, hat der Kommunale Ordnungsdienst die Kontrollen von Sperrzeiten und Jugendschutz in den Gaststätten in den vergangenen Wochen verstärkt. Dadurch, sagt Nico Tim Glöckner, habe man ein konstruktives Verhältnis mit den Wirten aufbauen können. „Ich sehe hier eine positive Entwicklung.“ Zu Ruhestörungen kam es teilweise auch, weil sich größere Gruppen von Jugendlichen an Bushaltestellen und auf Schulhöfen, am Altrhein oder auch im Bereich der Gaststätte Blume in Auenheim trafen. „Wir haben die Jugendlichen angesprochen“, berichtet Nico Tim Glöckner, „und ihnen Müllsäcke da gelassen“. In der Regel wurden diese dann auch benutzt, die Verschmutzung an den Treffpunkten hielt sich in der Folge in Grenzen. Dass Ansprachen und Kontrollen Wirkung zeigen, beweist für den 35-jährigen Juristen auch der Umstand, dass es am Korker Baggersee zurzeit keine Beanstandungen mehr gebe.

Gefreut haben sich Nico Tim Glöckner und seine Mitarbeiter über positive Resonanz aus der Bevölkerung: „Wir haben Mails bekommen von Leuten, die geschrieben haben, sie könnten endlich wieder schlafen.“ Auch Anwohner aus dem Bereich des Rosengartens haben sich bereits bedankt. Gewohnt sind die Ordnungskräfte eher harsche Kritik von unvernünftigen Zeitgenossen, die Bußgelder oder Verwarnungen hinnehmen mussten. Nico Tim Glöckner will sich nicht mehr alles gefallen lassen, sondern sich wehren: Gewaltandrohungen gegen Mitarbeiter seines Bereichs, auch solche in sozialen Netzwerken, „werden konsequent zur Anzeige gebracht“.

Zunehmend sehen sich die Mitarbeiter im Bereich Öffentliche Ordnung mit Wohnungen von sogenannten Messies konfrontiert: Weil im Sommer die Geruchsbelästigungen zunehmen, meldeten Nachbarn vermehrt verwahrloste Wohnungen. Drei waren es allein in den vergangenen Wochen. Steigende Zahlen verzeichnet der Leiter des Bereichs Bürgerservice, Sicherheit und Öffentliche Ordnung bei gewalttätigen häuslichen Auseinandersetzungen. Ob dabei tatsächlich die Gewalttaten zugenommen haben oder die Meldungen einer stärken Aufmerksamkeit der Nachbarn zu verdanken sind, kann er noch nicht sagen.

Im Bereich Bürgerservice will Nico Tim Glöckner den Online-Service ausbauen: Anträge, die nicht unterschrieben werden müssen, können komplett online gestellt werden – die Handwerkerkarte für die Einfahrt in die Fußgängerzone muss dann beispielsweise nur noch an der Infothek abgeholt werden. Viele andere Antragsformulare könnte am PC ausgefüllt und ausgedruckt werden und unterschrieben per Post ans Rathaus übersandt werden. Wenn diese Praxis Schule macht, verkürzen sich die Wartezeiten für die Bürger, die einen neuen Personalausweis oder Reisepass benötigen: Hier ist der Besuch beim Bürgerservice weiterhin unumgänglich.

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