Kulturhaus Kehl nimmt Gestalt an
Rundgang über die Baustelle

Blick von oben auf das neue Kulturhaus in der ehemaligen Tulla-Realschule | Foto: Stadt Kehl
  • Blick von oben auf das neue Kulturhaus in der ehemaligen Tulla-Realschule
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Kehl (st). Bodenbeläge, Wandbeläge, Maler- und Schlosserarbeiten, Einbau der Türen und Leuchten, von Heizung, Lüftung, Sanitäranlagen und Elektroinstallation: Im historischen Gebäude der Tulla-Realschule, dem künftigen Kulturhaus, gibt es noch jede Menge zu tun. Dennoch kann man auf der Großbaustelle mehr und mehr erkennen, wie die Räume für die Musikschule, die Volkshochschule, die Außenstelle der Jugendkunstschule Offenburg und des städtischen Kulturbüros Gestalt annehmen. Die offizielle Eröffnung des Kulturhauses ist für das erste Halbjahr 2019 vorgesehen.

Außergewöhnlich sind im Kulturhaus die schrägen Wände, mit denen die einst großen Klassenzimmer zu Kursräumen für die Volkshochschule oder Übungszimmern für die Musikschüler abgeteilt wurden. Die schrägen Wände, die teilweise noch geschliffen werden müssen, sind Gestaltungselemente und Zugeständnis an den Denkmalschutz zugleich: Die Stadt kommt damit der Forderung des Denkmalamts nach, wonach auch nach dem Umbau die Struktur des ehemaligen Schulgebäudes noch immer erkennbar sein muss.

Licht lassen die rund 220 Fenster ins Gebäude mit seinen 3250 Quadratmetern Gesamtgeschossfläche. Die dreieckigen Fenster in den 14 kleinen Dachgauben sind mit LED-Lichtbändern versehen, damit sie in unterschiedlichen Farben beleuchtet werden können. „Das sieht man dann von außen“, freut sich Marcello del Giudice vom städtischen Gebäudemanagement, der die Großbaustelle als Architekt und Bauleiter betreut. Die Holzstruktur im Dachgeschoss des Kulturhauses, wo die Volkshochschule fünf Schulungsräume bekommen wird, bleibt sichtbar, sie wurde „auf Vordermann gebracht“, wie Michael Heitzmann, Leiter des Gebäudemanagements, formuliert. Nicht verdeckt wird auch die Stahlverstärkung, die zusätzlich eingezogen werden musste. Ganz im Gegensatz zu den Leitungstrassen, die unter Akustiklamellen verschwinden werden. Die Leuchten werden zum Teil in die Decke eingebaut, zum Teil werden Pendelleuchten das Dachgeschoss künftig erhellen.

Die Lüftungsanlage fürs Gebäude wurde anstatt im Keller im Dachgeschoss eingebaut, erläutert Marcello del Giudice. Damit die beiden jeweils eine Tonne schweren Anlagenteile in das ehemalige Schulhaus gehievt werden konnten, musste das Dach geöffnet werden. Auf diese Weise wurde im Keller die nötige Fläche für den Gastronomiebetrieb geschaffen, der im Erdgeschoss zur Blumen- und zur Kinzigstraße hin bewirten wird, sowie in einem Teil des ersten Obergeschosses. Damit das gesamte Kulturhaus barrierefrei wird, wird ein Aufzug eingebaut, der bis unters Dach fährt. Dort wo der Aufzugsschacht im Dachgeschoss ankommt, müssen Nutzer und Besucher des Kulturhauses eine Engstelle passieren. Grund dafür ist die Energieeinsparverordnung, die entscheidende acht Zentimeter Innenraum gekostet hat.

Hinter dem Aufzugsschacht sitzt der Kamin, den die Wärmegesellschaft Kehl benötigt, die im Keller ein Blockheizkraftwerk betreiben, welches das Kulturhaus mit Wärme versorgen wird. Die Verteileranlage ist bereits installiert. Und ebenfalls unter dem Dach eingebaut, ist der Teil der Lüftungsanlage, die den künftigen Veranstaltungsraum mit Zuluft versorgt. In beiden Flügeln des Dachgeschosses finden sich Toiletten für Damen und Herren.

Eine Etage darunter, also im zweiten Obergeschoss, sind die drei Büroräume für die Mitarbeiterinnen des städtischen Kulturbüros bereits abgeteilt. Der Foyerbereich, dem der Flur zugeschlagen wurde, um ihn großzügiger zu gestalten, trennt das Kulturbüro vom Veranstaltungssaal, in dem mit Bestuhlung 130 Besucher Platz finden werden, bei Veranstaltungen ohne Stühle 180. Deshalb sind im Geschoss auch zwei WC-Anlagen vorgesehen, einmal mit zwei Herren- und zwei Damentoiletten, einmal mit zusätzlichen zwei Pissoirs. Die für das historische Gebäude typische abgestufte Decke wird so, wie sie im Flur noch existiert, kopiert und in Großformat und als Akustikdecke (wie im Bürgersaal des Rathauses) im Veranstaltungsraum eingebaut.

In Richtung Außenbereich zur Läger-Tangente hin wird der 5,60 Meter hohe Veranstaltungssaal durch den oberen Teil der neun Meter breiten und insgesamt zwölf Meter hohen Glasfassade begrenzt. „Wir haben eine absturzsichere Verglasung eingebaut“, betont Marcello del Giudice; damit das Glas überhaupt nur springt, müsste schon eine hundert Kilo schwere Last mit Wucht dagegen prallen. „Und auch dann bricht es nicht.“ Für Veranstaltungen, bei denen Helligkeit unerwünscht ist, wird eine Verdunklungsanlage vorgesehen. Im Bühnenbereich wird alles schwarz: Boden, Wände und Decke. Von der Bühne gelangen die Künstler in ihre Garderoben mit WC und Dusche. Der Zugang zur Bühne ist so breit ausgelegt, dass auch ein Klavier durchpasst. „Der Veranstaltungsraum macht noch viel Arbeit“, ist sich Michael Heitzmann sicher. Die größte Herausforderung ist der Höhenunterschied im Bodenbereich, der sich von Wand zu Wand auf sechs Zentimeter beläuft.

Neben dem Veranstaltungssaal, im Flügel Richtung Marktstraße, bekommt die Jugendkunstschule ein Büro sowie einen größeren und einen kleineren Atelierraum. Die Schallschutzdecken, wie sie überall im Gebäude angebracht werden, sind hier bereits eingebaut. Auch in den Fluren sind Akustikdecken vorgesehen, damit es im Gebäude mit seinen großzügigen Verkehrsflächen nicht so laut wird.

Im ersten Oberschoss entstehen links und rechts vom Treppenhaus zwei gläserne Büros für die Leitung der Musikschule. Elf Räume bekommt die Einrichtung in diesem Geschoss, darunter einen großen Probenraum, wo mehrere Musikschüler gemeinsam üben können. Dort wurde ein großer Stahlträger eingezogen: „Es war die einzige Decke, die vielleicht nicht getragen hätte“, erklärt Marcello del Giudice. Drei weitere Räume werden im Keller für die Musikschule ausgebaut; dort sollen lärmintensivere Instrumente, wie zum Beispiel Schlagzeug erlernt werden können. Vom Keller bis ins Dachgeschoss reicht ein begehbarer Versorgungsschacht. Sollte sich beim Betrieb des Kulturhauses herausstellen, dass zusätzliche Leitungen notwendig sind, können diese hier eingezogen werden.

Im Erdgeschoss befinden sich im linken Flügel zwei Büros der Volkshochschule sowie ein großer Mehrzweckraum, der auch für sportliche Aktivitäten, Gymnastik oder andere Arten der Bewegung, genutzt werden kann. Dort wird es auch ein barrierefreies WC geben. Der für die Gastronomie vorgesehene Bereich, der sich zum Blumenplatz und zur Kinzigstraße öffnen wird, bleibt noch so lange unausgebaut, bis ein Betreiber gefunden ist.

Die Fassadengestaltung ist bis zum Sockelgeschoss abgeschlossen. Dieses wird erst dann gestrichen, wenn der Außenbereich fertig angelegt ist. In der Kinzigstraße laufen die Arbeiten auf Hochtouren; am 10. September sollen die Pflasterarbeiten im derzeit gesperrten Bereich beginnen.

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