Angedacht: Rüdiger Kopp
In der Krise zeigt sich oft wahrer Charakter

Rüdiger Kopp | Foto: privat

„Christen raus!“ – so hieß es auf einem Plakat in großen Buchstaben. Und darunter sehr viel kleiner: "Christen raus aus euren Verstecken, aus eurer Bequemlichkeit, aus eurer Faulheit, aus euren Schubladen…" Dieses Plakat ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Provokation, das heißt: eine Heraus-Rufung. So wie auch Corona eine Provokation und eine Heraus-Rufung ist.

Ihr Begleiter durch die Woche

Wir werden herausgerufen, uns zu outen, woran wir glauben, wofür wir bereit sind, uns einzusetzen, wer wir im Innersten sind. Eine Heraus-Rufung unserer Menschlichkeit und Gottesebenbildlichkeit. Christen raus aus euren Verstecken und raus mit der Sprache, wenn Ungerechtigkeit und Profitgier erneut die Oberhand gewinnen, und manche vergessen, dass am Ende niemand etwas mitnimmt.
Christen raus aus euren Höhlen und raus mit der Sprache, wenn Verschwörungstherorien und absurdes Geschwätz jeden sozialen Gedanken unterhöhlen und so Angst die Oberhand gewinnt. Christen raus aus eurer Bequemlichkeit und raus mit der Sprache, wenn es wieder normal wird, rechtsradikale und menschenverachtende Parolen zu sagen, so ganz nebenbei, und wenn Menschen und Nationen diskriminiert werden.
Christenmenschen raus aus eurer Angst und raus mit der Sprache, wenn mit Waffenhandel der Staatshaushalt saniert wird und man somit für Geld einmal mehr über Leichen geht. Christenmenschen raus aus eurer Blindheit und raus mit der Sprache, wenn immer mehr Menschen vor unserer eigenen Haustür unter die sozialen Räder kommen, es auch bei uns Straßenkinder und unglaubliche Armut gibt. Christenmenschen, raus aus der Reserve und raus mit der Sprache!
Wir sind herausgerufen und herausgefordert. In der Krise zeigt sich oft der wahre Charakter. Unser, genau unser Typ ist gefragt. Entdecken wir, was in uns steckt, in einem jeden von uns: Damit die Welt besser und menschlicher und somit auch göttlicher wird durch uns.
„Menschen raus!“ Unser Typ ist gefragt, damit Gott und die Menschen nicht unter die Räder kommen.

Rüdiger Kopp, Pfarrer und Leiter der Kirchengemeinde Hanauerland

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