Doppelbelastung für Führungskräfte in Kindertageseinrichtungen
Kita-Leitung verträgt sich nicht mit Gruppenarbeit

Auf eine ungelöste Frage bei der Kinderbetreuung weisen sechs Kita-Leiterinnen hin (von links): Brigitte Vogler (Kappelrodeck), Juliane Aalfeld (Oberkirch), Lena Maier (Oppenau), Elke Doll (Oberachern), Referent Matthias Hugoth, Stefanie Graf (Lauf) und Sabrina Gräff (Achern). | Foto: mg
  • Auf eine ungelöste Frage bei der Kinderbetreuung weisen sechs Kita-Leiterinnen hin (von links): Brigitte Vogler (Kappelrodeck), Juliane Aalfeld (Oberkirch), Lena Maier (Oppenau), Elke Doll (Oberachern), Referent Matthias Hugoth, Stefanie Graf (Lauf) und Sabrina Gräff (Achern).
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Oberkirch (mg). Als müssten sie ständig die Quadratur des Kreises versuchen – so geht es den Leiterinnen von Kindergärten. Erst ab zehn Gruppen würden sie eine volle Freistellung für ihre Leitungszeit bekommen. So große Einrichtungen gibt es allerdings nicht in der Region Achern, Acher- und Renchtal. Praktisch alle Leiterinnen müssen zusätzlich in den Betreuungsgruppen mitarbeiten.

Dass das so nicht mehr geht, darauf machten sechs Leiterinnen aus Achern, Lauf, Kappelrodeck, Oberkirch und Oppenau bei einem Informationsabend im Gemeindehaus St. Michael in Oberkirch aufmerksam. Rund 100 interessierte Zuhörer von Kirchengemeinden und Kommunen kamen. Die eingeladenen Bürgermeister glänzten durch Abwesenheit. Es sind hauptsächlich ihre kommunalen Haushalte, die durch die Freistellung der Kindergartenleiterinnen von der Arbeit in den Gruppen belastet werden.

Doppelbelastung für Leiterinnen

Eine zehntel Stelle pro Kindergartengruppe reiche bei weitem nicht aus. Das kam bei der Aufzählung der Aufgaben einer Kindergartenleitung deutlich zum Ausdruck. Brigitte Vogler von der Kita St. Josef Kappelrodeck sprach von einem „Seiltanz auf der Großbaustelle". Erfolgreiche Führung sei Voraussetzung für eine erfolgreiche Einrichtung mit einer hohen pädagogischen Qualität. Menschenführung, Organisation, Kooperation mit Eltern, Ämtern oder Schulen sowie Organisation, Sicherheit und Weiterentwicklung seien keine Nebentätigkeiten.

„Mit gutem Gewissen Leitung sein” hieß das Referat, das Matthias Hugoth von der Katholischen Hochschule Freiburg hielt. Er wies auf die enorm gestiegenen Ansprüche an eine Kindertageseinrichtung hin und stellte die These auf, dass es dieses Problem nicht gäbe, wenn die Leiter überwiegend Männer wären. Die Erkenntnis kam aus dem Publikum: „Die Leiterinnen können mit der Zeit zur Leitung gar nicht klar kommen.” Mindestens einmal pro Woche muss sie mehr als die erlaubten zehn Stunden arbeiten, sagte eine Leiterin. Es fielen Begriffe wie „frustrierend” und „belastend” und eine Leiterin im Publikum bestätigte: „Ich bin selbst total am Anschlag!”

Überdies hätten die Stellvertreterinnen der Kita-Leiterinnen keine Zeit für diese Aufgabe. Sie seien zu 100 Prozent für die Arbeit in der Gruppe verplant, war noch zu hören. Während der Betreuungsschlüssel für die Kinder genau vorgegeben sei, habe Baden-Württemberg die Erfordernisse der Leitung nicht im Gesetz verankert.

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