Die Glosse im Guller
Manchmal ist es halt einfach besser so
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Wie schön, Oberwolfach hat mit Jürgen Nowak vergangenen Sonntag doch noch im ersten Wahlgang einen Bürgermeister bekommen. Auch wenn es nicht derjenige ist, der sich ursprünglich mal als Einziger beworben hat. Dieser wollte ja nicht mehr Rathauschef werden, nachdem er erfahren hatte, dass der Gemeinderat eine Geschäftsordnung für Bürgermeister beschließen will. Wie wir im Guller ausführlich berichteten, empfand er alleine das Vorhaben als ein Akt des Misstrauens. Ich war dabei, wie der Mann in der Festhalle den Oberwolfachern erklärte, wie schlimm er das alles findet, und dachte: Schau an, wie unterschiedlich die Menschen doch sind. Ich bete nämlich eher darum, der liebe Gott möge mich vor blindem Vertrauen bewahren.
Zu blöd zum Schummeln
Tatsächlich gehöre ich zu den eher ehrlichen Menschen. Denn bereits in jungen Jahren überkam mich die Erkenntnis: Ich bin einfach zu blöd zum Schummeln. Da gehört ein gewisses Maß an Ausgebufftheit dazu. Vor allem sollte man einem den Versuch nicht schon an der Nasenspitze ansehen. Aber selbst wer sich aus Talentlosigkeit der Ehrlichkeit verschrieben hat, kann sich mal verzählen. Deshalb bestehe ich beispielsweise beim Bezahlen darauf, dass Kassierer den Betrag kontrollieren. Ich lasse mir doch nicht vertrauensselig die Last der Verantwortung für potenzielle Fehlbeträge in der Kasse aufbürden.
Misstrauensvotum
Außerdem sind mir korrekte, schriftlich fixierte Vereinbarungen schlicht wegen meiner zunehmenden Vergesslichkeit lieber. Einmal versprach mir eine Dienstleisterin, dass ich jederzeit zum Monatsende kündigen könnte. Im Vertrag selbst standen allerdings sechs Monate. Weil das ja sowieso nicht galt, habe ich den Passus kurzerhand durchgestrichen. Das empfand meine Vertragspartnerin aber als aggressives Misstrauensvotum gegen ihre Person und wollte nicht mehr mit mir zusammenarbeiten. Was soll ich dazu sagen? Manchmal ist das auch besser so.
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