Diskussionsabend AKIDO
Religionsfreiheit als schützenswertes Gut

Der Arbeitskreis interreligiöser Dialog diskutierte das Thema Religionsfreiheit: Dekan Matthias Bürkle (v. l.), Dede Hüseyin Kazimoglu, Schwester Dorothea, Güllü Erdem, Dekan Frank Wellhöner und Ruslan Manashirov. | Foto: AKIDO
  • Der Arbeitskreis interreligiöser Dialog diskutierte das Thema Religionsfreiheit: Dekan Matthias Bürkle (v. l.), Dede Hüseyin Kazimoglu, Schwester Dorothea, Güllü Erdem, Dekan Frank Wellhöner und Ruslan Manashirov.
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Offenburg (st) „Ich würde mich heute nicht trauen, mit der Kippa auf die Straße zu gehen.“ Mit dieser Aussage sorgte Ruslan Manashirov von der jüdischen Gemeinde Emmendingen/Ortenau für den nachdenklichsten Moment des Abends. In Aserbaidschan aufgewachsen, habe er dort gegenseitige Achtung erlebt, zwischen dem Islam, dem Christentum und dem Judentum. Leider sei Antisemitismus in Deutschland wieder aufgelebt, nicht erst nach dem 7. Oktober 2023, dem terroristischen Angriff der Hamas auf Israel. Das Statement fiel im Rahmen eines Diskussionsabends, zum dem AKIDO, der Arbeitskreis interreligiöser Dialog Offenburg, unter dem Titel„Religionsfreiheit – ein schützenswertes Gut!?“ eingeladen hatte, heißt es in einer Pressemitteilung.

Als Podiumsgäste diskutierten namhafte lokale Akteure wie der der katholische Dekan Matthias Bürkle, der alevitische Dede Hüseyin Kazimoglu, Schwester Dorothea, die Oberin des Klosters Unserer Lieben Frau, Güllü Erdem, Vorstandsmitglied der alevitischen Gemeinde in Offenburg, der evangelsiche Dekan Frank Wellhöner und Ruslan Manashirov, Antisemitismusbeauftragte Israelischen Gemeinden Baden.

Religionsfreiheit ganz persönlich

„Wie wichtig ist Ihnen persönlich ‚Religionsfreiheit‘?“ Gleich zu Beginn brachte Moderator Norbert W. Großklaus die persönliche Ebene ins Spiel. Ebenso persönlich auch die Antworten: Leben, was einem heilig ist, Gemeinschaft pflegen, Feste feiern, Zivilcourage zeigen, sich für andere einsetzen – die Diskutanten berichteten aus ihrem Alltag. Wenn etwa eine Muslima im Kloster ihr Abitur ablegen kann. Wenn sich Jugendliche ohne Ansehen der Religion oder Nationalität in Gruppen zusammenfinden oder miteinander Sport treiben, oder - wie in Offenburg - ein Weg der Religionen zu gegenseitigen Besuchen und Kennenlernen einlädt. Dieses hohe Gut der freien Religionsausübung betonten vor allen jene Religionsvertreter, die vor der Ankunft in Deutschland Ausgrenzung und Verfolgung in Kauf nehmen mussten.

Während solch positive Erfahrungen lange Jahre das Zusammenleben erleichterten, trüben aufkommender Hass und Misstrauen den Umgang miteinander, wurde festgestellt. Ausländerfeindlichkeit, eine zunehmende Intoleranz gegenüber anderen Einstellungen spielten eine Rolle. Dass an Religionsstätten häufiger Schmierereien oder aggressive Parolen entfernt oder gar Verwüstungen im Kirchenraum hingenommen werden müssen – auch das gehöre leider zunehmend dazu. Man frage sich auch: "Hängt dies mit der Individualisierung zusammen? Verhindern die Social-Media-Möglichkeiten Begegnungen und Gespräche? Wie mit all dem umgehen?"

Ideen für mehr Toleranz

Vielfältige Ideen wurden durch die Diskussionsteilnehmer benannt: Geistliche verschiedener Religionen posten auf Social Media ein Videoclip – jugendgemäß, pfiffig. Musik verbindet: Musik verschiedener Religionsgemeinschaften gemeinsam aufführen, singen.
Religionsunterricht muss respektvoll interessante Einblicke in andere Religionen ermöglichen, wo sonst setzen sich Jugendliche mit andern Glaubenswelten auseinander? Erfolgversprechend könnte auch der demnächst freigegebene Actionbound sein, der den „Weg der Religionen“ in Offenburg jugendgemäß als digitale Schnitzeljagt aufbereitet hat.

Der Tenor des Abends: Gegenseitiger Respekt sei das Wichtigste.

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