Hoffnung auf schnelle Rückkehr schwindet
Ukrainer bauen sich Leben auf

Ortenau Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat hat sich bei vielen aus der Ukraine geflüchteten Menschen sieben Monate nach dem Beginn des Krieges zerschlagen. Sie stehen vor der Aufgabe, sich in Deutschland eine Existenz aufzubauen. Erleichtern soll ihnen dies eine rechtliche Änderung: Seit dem 1. Juni wechselten die ukrainischen Geflüchteten in die Zuständigkeit des Sozialgesetzbuchs II (SGB II) und damit in die der Kommunalen Arbeitsförderung (KOA). Zu diesem Stichtag ist die Zahl der Haushalte, die Leistungen nach dem SGB II erhalten um 17,9 Prozent auf 8.278 gestiegen.

Diese Maßnahme erleichtert den geflüchteten Menschen den Zugang zum Arbeitsmarkt. Von den Mitarbeitern der KOA werden vorrangig sogenannte arbeitsmarktnahe Antragsteller vermittelt – also Menschen, die einen Berufsabschluss oder umfassende berufliche Kenntnisse besitzen. "Mitunter haben sich die erwerbsfähigen Leistungsberechtigten vor dem Erstgespräch schon selbst Arbeit gesucht, so dass der Leistungsbezug bereits nach kurzer Zeit beendet werden kann", stellt das Landratsamt Ortenaukreis fest. Seit dem Stichtag 1. Juni habe es etliche Arbeitsaufnahmen ukrainischer Flüchtlinge gegeben. Oftmals fänden sie sogar in der Nähe ihrer Unterkünfte eine Beschäftigung. Ein Problem bei der Suche nach Arbeit sind nach Beobachtung des Landratsamtes fehlende Sprachkenntnisse. So seien Unternehmen, in denen bereits ukrainische oder russisch sprechende Mitarbeiter beschäftigt sind, eher bereit, Neuankömmlinge aus der Ukraine einzustellen. Oftmals werde diesen ein Mitarbeiter zur Einarbeitung zur Seite gestellt, der ihre Sprache spreche.

Sprache ist ein Problem

Arbeitgeber, die diese Möglichkeit nicht hätten, stünden vor Verständigungsproblemen, die eine Einarbeitung stark erschweren könnten. Vor allem die erste Kontaktaufnahme sei ohne Dolmetscher oder ukrainischem oder russischem Personal kaum möglich. "Geflüchtete aus der Ukraine sind häufig gut organisiert und gut untereinander vernetzt, sie informieren sich gegenseitig über Arbeitsplätze und unterstützen sich bei der Betreuung der Kinder", erklärt das Landratsamt. Trotz des guten Zusammenhalts seien fehlende Kinderbetreuungsplätze dennoch ein Problem. In den Kindertagesstätten habe es zuvor schon Wartezeiten gegeben, die Öffnungszeiten in den Kitas würden beschränkt. Viele der Geflüchteten seien Frauen mit Kindern, die auf eine Betreuung angewiesen seien. Dies gelte nicht nur für die Arbeitsaufnahme, sondern auch für die Teilnahme an einem Integrationssprachkurs.
Sechs Monate nach der Einreise werden ausländische Kinder außerdem schulpflichtig. Zum Schuljahresstart waren es 753 Kinder, die die 46 VKL-Schulstandorten im Kreis besuchen. 8.278 Haushalte bezogen im Juni 2022 Leistungen nach dem SGB II.

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