Mehr als eine Zwischenmahlzeit
Ein herzhaftes Vesper macht satt

Wurstsalat ist eine klassische Vesper-Speise. | Foto: gro

Ortenau (rek). Herzhaft und deftig, so sollte ein echtes Vesper sein. Die bodenständige Mahlzeit besteht aus einfachen und traditionellen Zutaten. Der historische Ursprung des Begriffs benennt die Abendzeit und steht innerhalb der Kirche für das Abendgebet. Heute steht das Wort für eine Zwischenmahlzeit, etwa für Wanderer und Ausflügler. Allerdings: Ein badisches Vesper ist kein kleiner Imbiss, sondern macht satt und kann durchaus als vollwertige Mahlzeit bezeichnet werden. Denn der Brauch stammt aus einer Zeit, als die meisten Menschen körperlich hart arbeiteten.

In vielen Lokalen mit gutbürgerlicher Küche sowie Straußen-Wirtschaften ohne eigene warme Küche gibt es eine eigene Vesperkarte. Die einfachste Form sind üppig belegte Scheiben Brot mit hausgemachter Wurst wie Blut- oder Leberwurst sowie Lyoner, ergänzt mit Klassikern wie einem Paar Landjäger oder Bauernbratwürsten. Auf dem beliebten badischen Vesperbrett befinden sich neben den genannten Wurstsorten noch Speck und Schinken. Wenn das Bauernbrot frisch gebacken ist, mundet die Mahlzeit besonders gut. Rahmkäse, im Badischen Bibiliskäse genannt, ist ein Frischkäse. Serviert wird er mit Gartenkräutern wie Schnittlauch und Petersilie, dazu noch Zwiebeln, Kümmel, Salz und Pfeffer. Beliebte Begleiter sind – außer Brot – auch Pell- oder Bratkartoffeln, also Brägele.

Wurst- und Fleischsalate

Auf keiner Vesperkarte dürfen die deftigen Wurst- oder Fleischsalate fehlen. Fleischwurst oder Lyoner in Streifen geschnitten wird in einer klaren Vinaigrette mit Zwiebelringen und Essiggurken angemacht. Kommt noch in Streifen geschnittener Hartkäse – vorzugsweise Emmentaler – dazu, wird aus dem Wurstsalat ein Straßburger oder Elsässer Wurstsalat. Auch hierbei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Mit einer Scheibe Brot ist er ein Klassiker, mit frischen Brägele serviert ein Gedicht. Ein Salat aus warmen Kutteln ist schon etwas für Kenner, denn nicht jeder liebt Innereien. Typisch badisch ist auch folgende Spezialität: roter und weißer Schwartenmagen, der mit Essig, Öl, Gurke und Zwiebeln angemacht wurde.

Ein Flammkuchen, oder wie ihn die Badener als Datschkuchen variieren, zählt streng genommen nicht zu den Vespergerichten, wird von vielen aber als eines angesehen. Beliebt sind die Klassiker mit Speck, Zwiebeln oder Käse. Nach und nach werden auch vegetarische Varianten angeboten. Endgültig in Richtung warmes Essen gehen Speisen wie Kartoffelsalat mit Wienerle, ein Stück warmes Schäufele oder eine Scheibe Schinken im Brotteig. Auch eine Quiche findet sich auf so mancher Karte. Und was wird dazu getrunken? Ein frisch gezapftes Bier passt immer, aber auch ein Viertele Wein ist im Badischen die perfekte Begleitung.

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.