Integrierte Leitstelle koordiniert Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst
An 365 Tagen im Jahr immer rund um die Uhr erreichbar

Über 160.000 Notrufe und Hilfeersuche nehmen die Disponenten der Integrierten Leitstelle Ortenau – kurz ILS genannt – jedes Jahr entgegen. Die ILS koordiniert im Ortenaukreis die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst. | Foto: LRA
  • Über 160.000 Notrufe und Hilfeersuche nehmen die Disponenten der Integrierten Leitstelle Ortenau – kurz ILS genannt – jedes Jahr entgegen. Die ILS koordiniert im Ortenaukreis die Einsätze von Feuerwehr und Rettungsdienst.
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Ortenau (st). Über 160.000 Notrufe und Hilfeersuche gehen bei der Integrierten Leitstelle Ortenau (ILS) jedes Jahr ein. Die ILS ist für die gesamte sogenannte „nichtpolizeiliche Gefahrenabwehr“ im Ortenaukreis zuständig. Im Interview erläutern Leitstellen-Leiter Georg Santl vom DRK und sein Stellvertreter Torsten Wiucha vom Landratsamt die Aufgaben und Abläufe der ILS.

Viele Menschen können sich unter dem Begriff der Integrierten Leitstelle Ortenau nicht viel vorstellen. Können Sie Licht ins Dunkel bringen?
Georg Santl: Neben dem Führungs- und Lagezentrum des Polizeipräsidiums Offenburg, in dem unter der Notruf-Nummer 110 alle polizeilichen Notfälle und Meldungen bearbeitet werden, gibt es für alle nichtpolizeilichen Notfälle die Integrierte Leitstelle Ortenau in Offenburg.
Torsten Wiucha: Bei uns laufen alle Notrufe über die europaweite Notrufnummer 112 aus dem Ortenaukreis zusammen, egal, ob es sich um einen schweren Verkehrsunfall mit Verletzten, einen medizinischen Notfall oder ein Feuer in einem Wohnhaus handelt.

Können Sie etwas zur Geschichte und Entstehung der ILS sagen?
Georg Santl: Bevor 1998 die Integrierte Leistelle Ortenau ihren Betrieb aufgenommen hat, gab es eine Rettungsleitstelle des Deutschen Roten Kreuzes in Offenburg, die alle Rettungsdiensteinsätze abgearbeitet hat. Daneben gab es, das war der Struktur des Ortenaukreises geschuldet, Feuerwehrleitstellen in Offenburg, Lahr, Kehl und Achern. Mit dem Neubau der Feuerwache am Kestendamm 4 in Offenburg wurden auch die fünf Leitstellen zusammen geführt. Betrieben wird die Integrierte Leitstelle Ortenau von der DRK Rettungsdienst Ortenau gGmbH und vom Landratsamt Ortenaukreis in Kooperation. Als erste Integrierte Leitstelle in Baden-Württemberg im Jahr 1998 gestartet, hat sich das Pilotprojekt inzwischen über das ganze Land ausgeweitet. Integriert bedeutet, dass sowohl Feuerwehr- als auch Rettungsdiensteinsätze, die über den europaweiten Notruf 112 eingehen, von den Disponenten bearbeitet werden.

Was für eine Qualifikation benötigt das Personal?
Torsten Wiucha: Zunächst einmal wird hier bei uns das Personal von beiden Betreibern gestellt. Die Disponenten haben alle die Ausbildung zum Rettungsassistenten oder Notfallsanitäter mit mehrjähriger Berufserfahrung auf Notarzt-einsatzfahrzeugen und Rettungswagen. Weiterhin sind sie nahezu alle zum Zugführer einer freiwilligen Feuerwehr an der Landesfeuerwehrschule in Bruchsal ausgebildet. So können alle Hilfeersuchen von ein und demselben Disponenten bearbeitet werden, egal, ob daraus ein medizinischer Notfall oder ein Feuerwehreinsatz resultiert.
Georg Santl: In der Praxis ist es bei uns dann auch so, dass es manchmal Schichten mit ausschließlich Mitarbeitern des Rettungsdienstes oder des Landratsamtes gibt, genauso gut kann das Team auch bunt gemischt sein.

Wie viele Mitarbeiter sind bei Ihnen tätig?
Georg Santl: Wir sind rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr immer mindestens mit zwei Disponenten im Schichtdienst da. Von Montag bis Freitag in der Zeit von 10 bis 16 Uhr sind es bis zu fünf Disponenten, die Notrufe über die 112 annehmen und die 51 Gemeindefeuerwehren im Landkreis oder bis zu 15 Rettungswagen und acht Notarzteinsatzfahrzeuge alarmieren und disponieren. Dazu kommen noch 20 Krankentransportwagen, die planbare Transporte von nicht gehfähigen Patienten übernehmen. Für diese Krankentransporte ist die Nummer 0781/19222 zu verwenden. Um all diese Schichten abdecken zu können, haben wir 32 ausgebildete Mitarbeiter, weitere befinden sich in der Ausbildung.

Wie sieht die Arbeit bei einem Einsatz konkret aus?
Torsten Wiucha: Die Disponenten arbeiten mit einem EDV-Einsatzleitsystem, in das alle relevanten und durch die Disponenten bei den Anrufern abgefragten Daten eingegeben werden. Das System errechnet dann, welcher Rettungswagen, Notarzt oder auch Rettungshubschrauber am schnellsten am Einsatzort ist. Bei den Feuerwehreinsätzen ist für die Auswahl der zu alarmierenden Feuerwehr die Gemarkung des Notfallortes das Kriterium. Anschließend entscheidet der Disponent anhand dieser Parameter, welches Rettungsmittel für den Notfall das schnellste, geeignetste beziehungsweise zuständige ist. Die eigentliche Alarmierung erfolgt dann auf einem landratsamtseigenen digitalen Alarmierungssystem, welches den Alarmtext auf die Funkmeldeempfänger der Fahrzeugbesatzungen beziehungsweise der Feuerwehrangehörigen überträgt. Genauso werden auch alle Einheiten der anderen im Ortenaukreis tätigen Hilfsorganisationen alarmiert.
Georg Santl: Da die Fahrzeuge des Rettungsdienstes täglich mehrfach im Einsatz sind, bekommen sie zusätzlich noch den Einsatzort und die einsatzrelevanten Daten auf ein Datenterminal übertragen, welches mit Hilfe eines Navigationsgerätes die Besatzung auch auf dem schnellsten Wege zum Notfallort dirigiert.

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