Mobilfunkversorgung
Auch Ortenau hat mit weißen Flecken zu kämpfen

- Insgesamt 14 neue Mobilfunkmasten sollen in der Ortenau entstehen, um die weißen Flecken weiter zu reduzieren.
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Ortenau Es gehört heute zur Daseinsvorsorge wie Wasser und Strom: ein stabiles Mobilfunknetz. Da waren sich alle Teilnehmer der gemeinsamen Pressekonferenz von der IHK Südlicher Oberrhein, IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg und der IHK Hochrhein-Bodensee am vergangenen Freitag einig, als sie die Daten der Erhebung über die Mobilfunkversorgung in ihren Bereichen vorstellten.
Abgehängt ohne Mobilfunk
"Wer heute kein stabiles Mobilfunknetz hat, ist abgehängt", machte Birgit Hakenjos, Präsidentin der IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg deutlich. Und weiter: "Guter Mobilfunk ist Grundversorgung. Wer ihn nicht hat, kann nicht mitgestalten. Wir brauchen flächendeckend ein starkes Netz und zwar jetzt. Guter Mobilfunk entscheidet über Teilhabe, Wettbewerbsfähigkeit und Zukunft."
Dass ein stabiles und flächendeckendes Mobilfunknetz auch für die Wirtschaft von entscheidender Bedeutung ist, verdeutlichte Brigitta Schrempp, Vizepräsidentin der IHK Südlicher Oberrhein und Unternehmerin aus Lahr: "Das digitale Netz ist die Eisenbahn des 21. Jahrhunderts." Die Möglichkeit im Homeoffice zu arbeiten, sei heute ein wichtiges Argument zur Gewinnung von Fachkräften: "Da braucht es Abdeckung." Wirtschaftsunternehmen wollten flexible und mobile Lösungen. Als Beispiel nannte sie den Onlinehändler Zalando, der auf mobilen Breitbandempfang für den Datentransfer zwischen Systemen, Cloud-Lösungen und ferngesteuerte Transportfahrzeuge setze. Auch die Telemedizin und die Landwirtschaft mit moderner Sensorik seien auf eine stabile Verbindung angewiesen: "Ein guter Mobilfunk senkt die Prozesskosten für Unternehmen."
Dass man bei der flächendeckenden Mobilfunkversorgung immer noch vor Herausforderungen steht, hat man auch beim Land Baden-Württemberg erkannt. Stefan Krebs, Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie, führte aus, dass das Land den Ausbau der digitalen Infrastruktur mit einer Milliardenoffensive unterstütze. Seit 2016 habe Baden-Württemberg 3,2 Milliarden Euro für den Breitbandausbau bereitgestellt. Zusammen mit den Mitteln des Bundes in Höhe von 3,53 Milliarden Euro sei ein Fördervolumen von 6,73 Milliarden Euro erreicht worden. "Von einer leistungsfähigen und flächendeckend zur Verfügung stehenden leitungsgebundenen Breitbandversorgung profitiert auch der Mobilfunk. Nur mit der Anbindung der Mobilfunkmasten mit schneller Glasfaser kann das volle Potential der 5G-Technologie abgerufen werden", so Stefan Krebs.
Dass sich die Situation in den vergangenen fünf Jahren verbessert hat, bestätigte Dr. Bernd Sörries, Direktor des Wissenschaftlichen Instituts für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK Consult): "Für den Regierungsbezirk Freiburg wurden seit Oktober 2020 176 Quadratkilometer mehr Fläche mit LTE/5G versorgt. Wir haben jetzt 5.888 Haushalte und nicht mehr 17.000 Haushalte, die nicht mit modernem Mobilfunk versorgt sind."
Ortenau im Mittelfeld
LTE sei nach wie vor der Standard in der Versorgung, so Sörries, die sehr unterschiedlich in den einzelnen Kreisen ausfällt. Im Ortenaukreis bieten auf 64 Prozent der Fläche alle drei Netzbetreiber LTE an. Acht Prozent der Fläche wird von keinem Betreiber angeboten. Bei 5G sind es nur noch auf 35 Prozent der Fläche, auf der alle drei Netzbetreiber diese Technologie anbieten. 17 Prozent der Fläche wird von keinem Netzbetreiber versorgt.
In der Ortenau liegen insgesamt 174 Haushalte in sogenannten weißen Flecken, wo es keine Mobilfunkversorgung nach dem Standard LTE oder 5G gibt. Besonders betroffen hiervon sind Gengenbach, Oberkirch, Durbach, Ottenhöfen, Oppenau, Lautenbach, Ettenheim, Mahlberg, Kippenheim und Seelbach. Die Fläche der weißen Flecken beläuft sich in der Ortenau auf insgesamt 29,2 Quadratkilometer.
Laut Sörries tun sich die Mobilfunkbetreiber vor allem schwer mit dem Ausbau entlang von Verkehrswegen. Rund neun Prozent der Bundesstraßen im Regierungsbezirk Freiburg seien derzeit noch nicht von allen drei etablierten Mobilfunknetzbetreibern versorgt.
Um die weißen Flecken verschwinden zu lassen, will der Bund den Ausbau von 30 Mobilfunkmasten im Regierungsbezirk Freiburg fördern. Weitere 25 Masten werden von den Netzbetreibern eigenwirtschaftlich errichtet. In der Ortenau entstehen so 14 neue Mobilfunkmasten.
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