Kälte hat Obst- und Weinbau zugesetzt
Ausmaß erst jetzt zu erkennen

Erfrorene Blüten und nur wenige Früchte: Der Frost im März und April hat den Kirschen zugesetzt. | Foto: Foto: gro
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Ortenau (gro). Der April 2021 geht als der kälteste seit 40 Jahren in die Wettergeschichte ein. Wie bereits im Februar und März gab es Temperaturen unter null Grad und Schnee. Sowohl die Minusgrade im März als auch im April haben im Obst- und Weinbau ihre Spuren hinterlassen. Gerade weil der März mit relativ milden Temperaturen geendet hatte und die Obstbäume in voller Blüte standen, hätten sich die kalten Nächte an Ostern kritisch ausgewirkt, stellt Hans-Dieter Beuschlein, Pflanzenschutzberater beim Amt für Landwirtschaft des Ortenaukreises, fest.

Dabei könne der entstandene Schaden noch immer nur schwer eingeschätzt werden: "Der Frost spielt eine Rolle, aber nur wenn die Pflanzen zuvor schon bestäubt wurden. Auch das relativ schlechte Wetter wirkt sich ungünstig aus, da die Honigbienen dann nicht ausschwärmen. Lediglich Hummeln und Solitärbienen sind bei diesen Temperaturen unterwegs. Wenn Pollen auf die Blüte getragen worden ist, muss er immer noch an die Stelle gelangen, an der die Befruchtung erfolgt", so Beuschlein. Selbst wenn Früchte heranwüchsen, könne es sein, dass sie aufgrund der Kälte wegen schlechter Ernährung wieder abfielen.

Beeinträchtigungen sieht er bereits beim Steinobst wie Kirschen, Zwetschgen, Pfirsichen und Aprikosen. Beim Kernobst wie Äpfel oder Birnen sehe die Lage etwas besser aus. "Es sind Bäume in der ganzen Ortenau betroffen", so Beuschlein. Das hänge von der Lage, aber auch der Sorte ab. Frühblühende Kirschen oder Zwetschgen seien stärker von den Frostnächten geschädigt worden als die, die später blühten. "Die Aprikosen sind alle erfroren, an den Pfirischbäumen ist schon zu sehen, dass sie weniger Früchte tragen", so Beuschlein. Je nach Zwetschgensorte zeige sich ein unterschiedliches Schadensbild, bei den Brennkirschen seien die früher blühenden Sorten stärker betroffen. Im Fall von Birnen und Äpfeln käme es auf die Lage an, der genaue Verlust könne nicht beziffert werden.

Auch Winzer betroffen

Auch die Winzer in der Ortenau hat der Frost getroffen. In den Weinbergen wirkte sich vor allen Dingen die Kombination aus Nässe und Frost, die an Ostern herrschte, verheerend aus. "Wir können aber immer noch nicht mit Sicherheit sagen, wie groß die Schäden sind", stellt Weinbauberater Johannes Werner, Amt für Landwirtschaft, fest. "Die Reben befinden sich gerade im Wiederaustrieb, wir müssen abwarten, ob sie Gescheine haben werden oder nicht." Als Gescheine werden die Blütenstände, aus denen sich später die Trauben entwickeln, bezeichnet. Das Problem: An vielen Weinstöcken ist das Hauptauge erfroren. Es bilden sich Beiaugen, doch ob sich an diesen Früchte bilden, ist noch unsicher. "Ich kann sagen, dass wir Schäden bis in die Tieflagen hatten", so Werner. Die gesamte Ortenau sei davon betroffen, vor allen in den exponierten Lagen mit Granitverwitterungsstein hätten die Reben bereits ausgetrieben. Dort sei das Klima durch die Sonne wärmer als in den anderen Lagen. "Die früh austreibenden Sorten wie Chardonnay, Muskateller, Traminer und Gewürztraminer hat es an Ostern erwischt", so Werner. Wie groß der Schaden bei den Burgundersorten und dem Riesling sei, könne noch nicht abschließend gesagt werden. "Aber auch dort wird es Ausfälle geben", vermutet der Weinbauberater.

Vor allen die Junganlagen hätten unter den niedrigen Temperaturen gelitten. "Die Reben müssen stark zurückgeschnitten werden und die Winzer verlieren ein ganzes Jahr bei der Entwicklung", erklärt Werner.

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