Telefonseelsorge ist für Menschen da
Besonders jetzt ist Einsamkeit groß

Bei der Telefonseelsorge finden Menschen telefonisch oder im Chat ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste. | Foto: Symbolfoto: Großheim
  • Bei der Telefonseelsorge finden Menschen telefonisch oder im Chat ein offenes Ohr für ihre Sorgen und Ängste.
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Ortenau (ag). Es gibt Momente, da umklammert Angst wie eine eiskalte Hand das Herz, lässt Ärger Menschen nicht mehr schlafen oder lähmt auch Traurigkeit jedes Handeln. Mancher ist in solchen Lebenssituationen völlig alleine oder empfindet das zumindest so. Ihnen kann die Telefonseelsorge Ortenau-Mittelbaden helfen. In der Dienststelle in Offenburg gibt es zwei Anschlüsse. Ein Seelsorgetelefon ist rund um die Uhr sieben Tage die Woche für Anrufer da, ein zweites in den Abendstunden von 18 bis 24 Uhr.

Corona spitzt Situation zu

In der Corona-Krise ist der zweite Anschlusse sogar früher besetzt, wie Antke Wollersen, eine von zwei Leiterinnen der Telefonseelsorge Ortenau/Mittelbaden, auf Anfrage der Guller-Redaktion erklärt. "Durch Corona hat sich die Situation für viele Menschen zugespitzt", so Antke Wollersen. "Menschen, die zuvor einsam waren, sind es jetzt noch stärker. Und Menschen, die zuvor schon Ängste hatten, haben jetzt noch mehr." Aber auch die Zahl derjenigen, die sich zum ersten Mal an die Einrichtung wenden, ist gestiegen. Mehr Menschen als zuvor entdecken laut der Leiterin jetzt für sich die Telefonseelsorge. Wer die kostenlose Telefonnummer 0800/1110111 oder 0800/1110222 wählt, findet einen Gesprächspartner, der ihm vor allem zuhört. Es handelt sich um Ehrenamtliche, die aber speziell für diese Aufgabe intensiv ausgebildet wurden, sich regelmäßig fortbilden und einmal monatlich an einer Supervision teilnehmen. Die rund 80 Ehrenamtlichen der Telefonseelsorge Ortenau/Mittelbaden bekommen kein Geld, sondern lediglich die Fahrtkosten nach Offenburg ersetzt. Sie schenken ihre Zeit Menschen in Not, die in der konkreten Situation niemanden haben, an den sie sich wenden können. Dabei ist für beide Seiten die Anonymität garantiert.

80 Ehrenamtliche

Zweidrittel der derzeit 80 Ehrenamtlichen bei der Telefonseelsorge Ortenau-Mittelbaden sind Frauen, viele über 60 Jahre alt. "Wir wünschen uns eine gewisse Lebenserfahrung", erklärt Antke Wollersen. Es gibt aber auch jüngere ehrenamtliche Mitarbeiter. Im derzeitigen Ausbildungskurs liegt das Alter der überwiegenden Mehrheit laut der Leiterin unter 50 Jahren.
Der Vorbereitungskurs besteht aus 170 Unterrichtsstunden, die sich auf 22 Dienstagabende und sechs Wochenenden verteilen. Coronabedingt fanden einige Zusammenkünfte jetzt via Videokonferenz statt. Der Kurs ist so konzipiert, dass ihn auch Berufstätige machen können. Wer sich später wann und wie oft in den Dienstplan der Telefonseelsorge einträgt, ist dann jedem selbst überlassen, es gibt lediglich eine Selbstverpflichtung von zwölf Stunden monatlich. "Wir bitten die Teilnehmer zudem, im Anschluss wenigstens zwei Jahre ehrenamtlich tätig zu sein", betont Wollersen. Schließlich ist die Ausbildung für die Telefonseelsorge Ortenau-Mittelbaden e. V. mit einigem Aufwand sowie Kosten verbunden. Der nächste Kurs beginnt im Jahr 2021. Interessenten können aber gerne schon jetzt mit dem Verein Kontakt unter www.ts-ortenau.de aufnehmen.

Keine Fachberatung

Die Ehrenamtlichen kommen aus völlig unterschiedlichen Berufen. In der Regel sind sie keine Ärzte oder Therapeuten. Denn die Telefonseelsorge bietet keine Fachberatung oder gar Therapie an, wie Antke Wollersen betont: "Das können, wollen und dürfen wir nicht." Es werden auch keine guten Ratschläge erteilt. Wer aber in einer dunklen Stunden menschliche Nähe sucht, erfährt bei der Telefonseelsorge, dass er mit seinen Sorgen und Ängsten nicht alleine gelassen wird – in Zeiten von Corona und darüber hinaus.

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