Wie der Guller laufen lernte
Es gab viele Hindernisse

Die erste Guller-Ausgabe von 1997
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Ortenau (ag). Eine ansprechende Lokalzeitung am Sonntagmorgen, die den Leser keinen Pfennig kostet – diese Idee lag Ende der 90er-Jahre deutschlandweit in der Luft. Wolfgang L. Obleser war von Anfang an davon begeistert und fest gewillt, sie in der Ortenau umzusetzen. Das war aber einfacher gesagt als getan.

„Das Bedürfnis nach einer solchen Sonntagszeitung war eindeutig da“, erinnert sich der Offenburger Verlags-Gründer. „Ein Hauptproblem war jedoch das Thema Sonntagsarbeit für Austräger. Das konnte dann allerdings geklärt werden.“ Jugendliche Schüler durften den Guller zwar nicht austragen, aber Erwachene, die bereits mittwochs den Stadtanzeiger austrugen, freuten sich über eine zusätzliche Verdienstmöglichkeit.

Das war aber nicht das einzige, worüber er sich damals den Kopf zerbrechen musste: Ein Sportteil sollte etabliert werden. "Wer sich für Sport interessiert, will die Ergebnisse am Sonntagmorgen lesen", so Wolfgang L. Obleser. Agenturen wollten rein anzeigenfinanzierte Zeitungen damals aber nicht mit Beiträgen beliefern. Obleser muss heute noch schmunzeln, wie er sich damals mit Vertretern eines Sportdienstes in einer Autobahnraststätte traf und wie dann verhandelt wurde.

Letztendlich bekam der Verleger aber, was er wollte. Der Guller konnte am Sonntag vom Lokalsport bis zur Bundesliga berichten. Mitarbeiter erinnern sich noch heute daran, wie der Chef damals am Samstag persönlich als "rasender Sportredakteur" mithalf und durchaus Gefallen an dem Job hatte. Die inzwischen verstorbene Stadtanzeiger-Redakteurin Uschi Erbar leistete bei der Geburtsstunde des Gullers zwar Starthilfe, trotzdem arbeiteten sowohl Redaktion als auch Anzeigenverkauf beider Zeitungen erst getrennt. „Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass es Sinn macht, mit einer Gesamtmannschaft zu arbeiten“, so der Verleger im Ruhestand. Gemeinsam wurde dann richtig durchgestartet.

Dass der Guller laufen lernte und ein großer Erfolg wurde, sieht er vor allem als einen Verdienst dieser Gesamtmannschaft. Tochter Isabel Obleser, die inzwischen als Verlegerin übernommen hat, stimmt dem zu und ergänzt: "Nicht zu vergessen, die zahlreichen freien Mitarbeiter und seit einiger Zeit auch unsere Ortenauten, die ebenfalls dazu beitragen, dass der Guller den Lesern interessante Lektüre bieten kann."

Der erste Guller wurde anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Stadtanzeigers präsentiert. Manche Rubrik, die es bereits in der Erstausgabe gab, finden die Leser heute noch im Guller, wie An(ge)dacht oder Sonntagsporträt. Anderes wie Comiczeichnungen oder der Witz der Woche verschwanden. Dafür kamen Ausflugstipp, Umfrage und anderes hinzu. „Verändert hat sich auch die Optik“, erklärt Isabel Obleser. „Der Guller hat in den 20 Jahren schon so manches Facelifting erlebt.“ Die Jahrtausendwende brachte optisch mehr Ordnung in die Sonntagszeitung, vor allem aber richtig Farbe. Der jüngste Relaunch vor vier Jahren beendete das quietschbunte Treiben und verpasste selbst dem Logo mehr nüchterne Eleganz.

„Zeitung ist immer auch geprägt vom Zeitgeist, optisch wie inhaltlich“, sagt Isabel Obleser. Was sich nicht geändert hat, das ist die Leidenschaft aller Beteiligten, den Lesern jede Woche wieder eine ansprechende Lokalzeitung am Sonntagmorgen, zu bieten, die sie weder einen Pfennig noch einen Cent kostet.

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