Ortenau Klinikum
Neubauten 216 Millionen Euro teurer als geplant

Das Ortenau Klinikum am Ebertplatz ist zu klein geworden. | Foto: Rembert Graf Kerssenbrock
  • Das Ortenau Klinikum am Ebertplatz ist zu klein geworden.
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Ortenau (st). Das Ortenau Klinikum hat die nächste Stufe zur Umsetzung der Agenda 2030 genommen, heißt es in einer Presseinformation. Ende Juni hat der Klinikverbund für seine Zukunftsplanung einen Projektantrag beim Land Baden-Württemberg gestellt. Der Antrag ist Voraussetzung für die Förderung der Baukosten aus dem Krankenhausstrukturfonds des Landes mit Kofinanzierung des Bundes. In einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheit und Kliniken des Ortenaukreises informierten Landrat Frank Scherer und Ortenau Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller die Ausschussmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der Krankenhausfinanzierung durch Bund und Land sowie eine in den Projektantrag eingearbeitete Kostenermittlung durch die Fachplaner. Im Rahmen der Antragserarbeitung hat die vom Ortenau Klinikum beauftrage Firma Teamplan auf der Grundlage des von Lohfert und Lohfert 2018 erstellten Strukturgutachtens auch eine erste differenzierte planerische Kostenermittlung vorgenommen. Sie sieht eine Fortschreibung der Gesamtkosten für die Klinikneubauten Offenburg und Achern sowie einen Teilneubau in Lahr von 504 Millionen Euro auf rund 720 Millionen Euro vor.

Kostensteigerung bei allen Modellen

„Während im Rahmen des Strategiegutachtens vor allem der Variantenvergleich des Status-Quo mit einem Drei- und Vier-Standortmodell unter den Zielsetzungen der optimalen Versorgungssicherheit, der medizinischen Behandlungsqualität und der Personalgewinnung im Vordergrund standen, ging es für den Projektantrag beim Land jetzt darum, die voraussichtlichen Baukosten durch Fachplaner zu ermitteln und dabei auch die in den letzten Monaten von den Kreisgremien bereits getroffenen weiteren Entscheidungen und neue Erkenntnisse zu berücksichtigen. Insgesamt handelt es sich um Maximalwerte, die von den Planern mit besonderer kaufmännischer Vorsicht kalkuliert wurden“, so Landrat Frank Scherer und Geschäftsführer Christian Keller. Beide betonten, dass die entsprechenden Kostenermittlungen bei allen im Agenda 2030-Prozess diskutierten Modellen (8, 4 und 3 Standorte) daher proportional gesehen zu vergleichbaren Ergebnissen führen.

Überhitzte Baukonjunktur

Die Diskrepanzen zwischen der gutachterlichen Schätzung aus 2018 und der aktuellen Kostenermittlung durch die Fachplaner geht auf verschiedene Faktoren zurück. So berücksichtigt die aktuelle Kostenermittlung einen deutlichen Anstieg des Baukostenindexes von 2018 auf 2019 um 5,2 Prozent. Dies ist auf die überhitzte Baukonjunktur zurückzuführen. Die Baukosten sind auch in den nächsten Jahren entsprechend dem jeweiligen Baukostenindex fortzuschreiben. Insoweit wird Stand heute von im Durchschnitt mindestens drei bis fünf Prozent auszugehen sein.

69 zusätzlichen Planbetten

Auch gehen die Fachplaner von 69 zusätzlichen Planbetten aus, unter anderem weil sie mit einer höheren Leistungsentwicklung des Ortenau Klinikums rechnen. Außerdem legen sie einen größeren Flächenbedarf zugrunde. Darüber hinaus wird kaufmännisch vorsichtig mit höheren Baunebenkosten gerechnet. Zudem nehmen sie eine differenziertere Betrachtung der Medizintechnikkosten sowie einen größeren Umfang der erforderlichen baulichen Sanierungsmaßnahmen in Lahr an.

Einzelbetrachtung

In der Einzelbetrachtung der Bauvorhaben gehen die Fachplaner von Teamplan von einer Bettenzahl für das Ortenau Klinikum in Offenburg von 867 Betten (bisher (872 Betten) aus. Für die Gesamtinvestitionskosten in Offenburg veranschlagt das Fachbüro rund 494 Millionen Euro. Für den Neubau des Ortenau Klinikums in Achern legt die aktuelle Kostenermittlung einen Bettenbedarf von 270 Betten (bisher 236 Betten) zugrunde. Die Gesamtinvestitionskosten sehen die Planer hier bei rund 136 Millionen Euro. Für den Teilneubau und Sanierungsmaßnahmen in Lahr wurden bis 2030 rund 90 Millionen Euro veranschlagt. Auf der Basis des aktuellen Planungsstandes haben die Fachplaner aus kaufmännisch besonders vorsichtiger Sicht zudem noch einen zusätzlichen Sicherheitspuffer von 15 Prozent für die Kalkulation vorgeschlagen (+ 108 Millionen Euro).

Standort Lahr

Darüber hinaus schlagen die Planer für den Standort Lahr eine über 2030 hinausgehende Kalkulation mit einer Gesamtsanierung und Modernisierung vor, der ein höherer Flächenbedarf und mögliche weitere Erfordernisse der fernen Zukunft zugrunde gelegt wurden (+ bis zu 80 Millionen Euro). Hierüber werden die neu konstituierten Gremien des Kreistags zu beraten und entscheiden haben.

Maximale Förderung erwartet

„Für einen guten Fortgang des Projekts werden wir den engen und wichtigen Dialog mit dem Land fortführen, um die Planungen weiter zu konkretisieren“, betonten Scherer und Keller. Weitere Optimierungen vor allem bei den Flächenansätzen, durch eine Reduzierung der Bettenzahlen und eine weitergehende Konzentration von Leistungen im Sinne einer optimierten Patientenversorgung seien möglich. Ganz wichtig sei auch, dass die Fachplaner auf der Grundlage weiterer Abstimmungen mit den Klinikleitungen, den Chefärzten und den Kreisgremien die Kostenberechnungen in weiteren Schritten verfeinern. Der Krankenhausträger und das Ortenau Klinikum erwarten weiterhin die maximale Förderung der Bauvorhaben durch das Land mit bis zu 50 Prozent der Gesamtkosten.

Private Investoren und Betreiber

In der Sitzung des Ausschusses wurden zudem erste Planungen und Kostenansätze für nicht klinische Nutzungen wie beispielsweise Parkhäuser, Wohnheime, Betriebskindergärten und Ärztehäuser (nicht Bestandteil der Agenda 2030) vorgestellt. Die Gesamtbaukosten für diese Einrichtungen werden für alle Standorte, je nach Ausgestaltung, auf rund 120 bis 140 Millionen Euro veranschlagt. Hinsichtlich dieser Vorhaben kommen unter Umständen auch private Investoren und Betreiber in Betracht. Auch hierüber werden die neukonstituierten Gremien des Kreistags in den kommenden Monaten beraten und entscheiden.

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