Fälle in der Region
Wölfe unterscheiden nicht zwischen Wild- und Nutztier

Wolfsabwehr: mobiles Weidenetz mit 106 Zentimetern Höhe  | Foto: FVA

Ortenau (djä). Drei Fälle von gerissenen Weidetieren haben in den vergangenen Wochen für Aufsehen gesorgt. Im Landkreis Rastatt wurden Ende April in zwei Gemeinden je zwei tote Ziegen aufgefunden. Bereits vorher gab es in Mühlenbach vier tote Schafe, ein weiteres Schaf war verschwunden. Nun bestätigte die genetische Untersuchung von Speichelresten an einer der getöteten Ziegen vom Gemeindegebiet Forbach, dass sie vom im Nordschwarzwald sesshaften Wolfsrüden GW852m gerissen wurde. Das teilte vergangenen Donnerstag die Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) in Freiburg mit. Speichelproben, die am Senckenberg-Institut in Gelnhausen analysiert wurden, stammen eindeutig von GW852m. Die Risse verunsichern viele Weidetierhalter.

Ein Wolf im Norden, einer im Süden

Laut des Umweltministeriums Baden-Württemberg sind derzeit zwei Wolfsrüden im Schwarzwald sesshaft geworden: Das Tier mit der Bezeichnung GW852m im Norden, der Wolf GW1129m im Süden. Seit Juli 2020 unterstützt das Land deshalb im Fördergebiet "Wolfsprävention Schwarzwald" Nutztierhalter bei der Finanzierung von Herdenschutzmaßnahmen. Das Umweltministerium empfiehlt dringend, den Herdenschutz dort wolfsabweisend zu gestalten. Im Fördergebiet können bis zu 100 Prozent der Kosten für einen wolfssicheren Grundschutz von Weidetieren erstattet werden. Bezuschusst werden unter anderem die Material- und Erstellungskosten wolfsabweisender Elektrozäune. Ab einer Mindestbetriebsgröße wird der Einsatz von zertifizierten Herdenschutzhunden unterstützt.

Im "Handlungsleitfaden für das Auftauchen einzelner Wölfe in Baden-Württemberg" hatte der Gesetzgeber in mehreren Schritten bereits ab 2009 ein Wolfs-Management entwickelt, das sowohl Zuständigkeiten als auch Verhaltens-Klassifizierungen der Tiere und mögliche Reaktionen darauf umfasst. Auch Möglichkeiten zu einem Eingreifen wurden vorbereitet.

Das Land Baden-Württemberg fördert gezielt die Beweidung mit Schafen, Ziegen oder Rindern zur Pflege der Landschaft. Wölfe unterscheiden jedoch nicht zwischen Wild- und Nutztieren. Ohne effektiven Herdenschutz können sie daher auch Nutztiere töten. Zum wirtschaftlichen Schaden entstehen für Weidetierhalter hier auch emotionale Wunden. Aus diesen Gründen sind Präventionsmaßnahmen, Beratung und Aufklärung sinnvoll.

Die Landesregierung und mit Wolfsmanagement und Naturschutz beauftragte Organisationen planten 2020, mit Weidetierhaltern, Jägern und weiteren am Thema Wolf Interessierten in Informationsveranstaltungen vor Ort ins Gespräch zu kommen. Hier sollten auch die Förderung des Herdenschutzes und Entschädigungszahlungen vorgestellt werden. Die Pandemie machte die Veranstaltungen jedoch unmöglich. Sie sollen nachgeholt werden, sobald es die Lage zulässt, kündigte Karl-Heinz Lieber von der Abteilung Naturschutz des Umweltministeriums Baden-Württemberg in einer Videokonferenz an. "Der geringe Anteil von Weidetieren in der Ernährung der Wölfe darf nicht davon ablenken, dass die Problematik für die Tierhalter real ist. Schafe, Ziegen und Gatterwild sollten im Wolfsgebiet auf alle Fälle geschützt werden. Das ist nicht immer einfach umzusetzen", sagt Dr. Micha Herdtfelder von der FVA.

Hier sind weitere Informationen abrufbar

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