Interview mit Ulrike Bossmann
Drei tiefe Atemzüge beruhigen bei Stress

Ulrike Bossmann

Immer mehr Menschen leiden an den Symptomen eines Burnouts. Ulrike Bossmann ist Diplom-Psychologin, Therapeutin und Coach. Sie ist spezialisiert auf die Themen Burnoutprophylaxe, Förderung der Resilienz und gesunde Führung. Im Rahmen der "Nacht der Weiterbildung" am vergangenen Donnerstag sprach Susanne Wagner-Köppel mit ihr.

Was kann jeder Einzelne tun, um dem Hamsterrad „Alltagsstress“ zu entkommen?
Das Erste, was unglücklich macht, ist der Versuch, dem Alltagsstress zu entkommen. Das beinhaltet, dass Stress nur etwas Negatives ist. Da entsteht neuer Stress, vor allem dann, wenn es nicht gelingt, dem Hamsterrad zu entkommen. Jeder Mensch sollte innerlich davon ausgehen, dass Stress ein Teil des Lebens ist.

Haben Sie eine Anregung, wie man entschleunigt?
Das Erkennen, dass es mir nicht gut geht, ist ein wichtiger Schritt zum Entschleunigen. Einen Stopp einlegen. Um einen anderen Takt anzuschlagen, kann man den eigenen Atem nutzen. Den hat man immer dabei. Drei Atemzüge mit tiefem Ausatmen beruhigen schon. Der Körper schafft so ein Ruhemoment und entspannt, vor allem beim tiefen Ausatmen. Wenn wir dies häufiger machen, werden wir auch achtsamer dafür, dass wir Pausen brauchen. Wenn ich durch eine Tür gehe, gönne ich mir solche Atemzüge. Anstatt von A nach B zu hetzen, bewusst und langsamer gehen und dabei diese Atemzüge einsetzen.

Die Rede ist von der Positiven Psychologie, einer noch jungen Richtung der Psychologie. Was kennzeichnet sie? Was ist besser daran?
Die Positive Psychologie hat eine andere Art von Denke, geht die Sache anders an. Sie fragt nicht nur danach, was macht krank, und wie kann man es schaffen, die Menschen zu heilen. Die Positive Psychologie schaut außerdem darauf, dass ein Mensch ein glückliches Leben führt, aufblüht. Sie achtet darauf, diesen positiven Fokus einzunehmen, um mehr Freude und Wohlbefinden in das Leben zu bringen, mehr positive Gefühle erleben.

Wie bleiben Sie selbst glücklich in Ihrem Alltag?
Das ist für mich sehr leicht. Ich mache viele Dinge, die mir viel Freude bereiten, vor allem auch beruflich. Ich pflege außerdem meine Beziehungen, zu meinem Mann, zur Familie, zu engen Freunden. Das sind Glücklichkeitsmacher. Ich gönne mir im Tagesverlauf Auszeiten und kleine Pausen. Ich pflege Rituale, um glücklich in den Tag zu starten und um ihn gut zu beschließen. Zudem bin ich sehr optimistisch und glaube an das Gute. Das hilft bei Herausforderungen, schneller auf Lösungen zu kommen.

Welche Rolle kann eine Fortbildung in derartigen Situationen spielen?
Eine Fortbildung kann auch helfen, konstruktiv mit scheinbar unlösbaren Work-Life-Balance-Konflikten umzugehen. Man lernt, schwierige Situationen und Rahmenbedingungen besser zu akzeptieren, kann einen stärkeren Blick fürs Positive entwickeln. Ulrike Bossmann Ulrike Bossmann

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