Eine Frage, Frau Weißer
Ein passender Angebotsmix

Karin Weißer | Foto: GBZ

Das Grundbildungszentrum (GBZ) Ortenau hat jetzt seine Arbeit aufgenommen, um Menschen in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen zu fördern. Über die Arbeit des GBZ sprach Matthias Kerber mit der Projektleiterin Karin Weißer.


An welchen Personenkreis richtet sich das GBZ genau?

Das Angebot des GBZ richtet sich an Erwachsene, deutsch sprechende Menschen, die nicht richtig lesen, schreiben oder rechnen können. Das GBZ ist eine Initiative der drei Volkhochschulen Lahr, Offenburg und Ortenau. Die aktuell angebotenen Kurse sind kostenlos, da das GBZ finanziell vom Kultusministerium Baden-Württemberg gefördert wird. Wir bieten auch Kurse direkt beim Arbeitgeber für die dort beschäftigten Mitarbeiter an.

Welche Ziele setzt sich das GBZ?
Wir schaffen ein passendes Angebot für die Betroffenen, damit sie auch im Erwachsenenalter ihre Grundbildungskompetenzen entwickeln und erweitern. Das sogenannte wissende Umfeld, also Menschen, welche Menschen mit mangelnden Grundbildungskompetenzen kennen, ist ein wichtiger Ansprechpartner für uns, da wir meist nur auf diesem (Um)-weg die Interessenten erreichen. So wollen wir den Lernenden helfen, aus ihrer Isolation zu kommen und ein selbstbestimmteres Leben zu führen.

Was versteht man unter funktionalem Analphabetismus?
Dieser Begriff ist seit Sommer 2019 durch die Beschreibung „Menschen mit geringer Literalität“ ersetzt worden. Bei funktionalem Analphabetismus geht man davon aus, dass die Menschen einzelne Buchstaben oder Wörter lesen oder schreiben können, aber im Alltag die Schrift nicht so anwenden können, wie es als selbstverständlich angesehen wird. Lernende müssen eine Perspektive auf eine dauerhafte Beschäftigung und berufliche Weiterentwicklung erhalten.

Wie viele Menschen sind davon in der Ortenau betroffen?
Laut Level-One (LEO) Studie sind im Ortenaukreis etwa 50.000 Menschen betroffen. Rein rechnerisch wären dann rund 30.000 Personen davon Arbeitnehmer.

Wie nehmen Sie Kontakt zu den Betroffenen auf?
Dies ist die größte Herausforderung, da die Scham der Betroffenen sehr groß ist und sie sich bislang meist nicht selbst trauen, sich bei uns zu melden. Bisher haben wir Institutionen wie Caritas, Diakonie, Kommunale Arbeitsförderung, aber auch Unternehmen kontaktiert, damit das Umfeld sensibilisiert wird und die Betroffenen angesprochen werden können. Karin Weißer Foto: GBZ

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