Tipps von Heike Petereit-Zipfel
Hilfe bei psychischen Problemen

 Heike Petereit-Zipfel | Foto: Glaser

Ortenau Stolpert ein Mensch und schürft sich beim Hinfallen das Knie auf, weiß eigentlich jeder, was zu tun ist: Die Hand zum Aufstehen reichen, Wunde desinfizieren und ein Pflaster aufkleben. Es ist einfach zu helfen. Anders sieht es dagegen oft aus, wenn psychische Probleme einen Menschen aus dem Tritt bringen.

Gefühl von Überforderung

Egal ob es sich um einen Verwandten, Freund, Bekannten, Nachbarn oder Kollegen handelt – viele wissen nicht, wie sie reagieren sollen, wenn sie damit konfrontiert sind, dass es einem anderen ganz offensichtlich seelisch schlecht geht. Soll man sich überhaupt einmischen? Vor allem: Was kann ein Laie tun? "Jede Hilfe ist besser als keine", macht Heike Petereit-Zipfel Mut. Die Sozialpädagogin bietet unter anderem MHFA-Ersthelfer-Kurse für psychische Gesundheit an. MHFA steht für Mental Health First Aid.
Aus Erfahrung weiß sie, dass Menschen in psychischen Krisen oft froh darüber sind, wenn ihr Problem von anderen überhaupt bemerkt wird. Aber auch bei Ablehnung rät Heike Petereit-Zipfel: "Nicht sauer sein, einfach die Gesprächsbereitschaft weiter aufrecht erhalten." Es ist schon wertvoll, wenn die Tür nicht völlig geschlossen ist.
Wer Sorge hat, die richtigen Worte zu finden, dem empfiehlt die Sozialpädagogin, einfach zu beschreiben, was er beobachtet hat. Die Dinge sollen offen, aber respektvoll angesprochen werden. Dabei ist es laut Heike Petereit-Zipfel auch gar nicht notwendig, immer gleich einen konkreten Plan zu haben oder etwa das Problem für den anderen lösen zu können. Sie zieht den Vergleich zum Verhalten bei körperlichen Krankheiten. Kein Laie würde auf die Idee kommen, einen Herzpatienten eigenhändig zu operieren. Aber er kann ihn ermuntern, einen Arzt zu konsultieren und ihm bei der Suche helfen. Je nach Situation kann es schon genügen, Ansprechpartner einer Selbsthilfegruppe oder die Telefonnummer einer sozialen Einrichtung zu recherchieren.

Auf sich selbst achten

Bei allem guten Willen und aller Hilfsbereitschaft kann es mitunter zu Überforderung kommen. "Jeder muss auch auf sich selbst achten", betont Heike Petereit-Zipfel und warnt vor völliger Selbstlosigkeit. "Ich kann niemandem helfen, wenn ich überlastet bin." Ihr Tipp in einem solchen Fall: Psychologische Beratungs- oder auch die IBB-Stellen. Von Letzteren gibt es laut der Sozialpädagogin fünf im Ortenaukreis.

Erste Orientierung

Die Informations-, Beschwerde- und Beratungsstelle des Landes kann laut Heike Petereit-Zipfel eine erste Orientierung geben. Gleichzeitig betont sie: "Wer seine Hilfe anbietet, übernimmt nicht automatisch die gesamte Verantwortung für den anderen.

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