Glosse im Guller
Mensch DIPSY, was machst denn du für Sachen!

- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Schau einer an, in Baden-Württemberg sind seit 20 Jahren Hunderte von Lehrerstellen unbesetzt und keiner hat es gemerkt. Naja, die eine oder andere Mutter hatte im Laufe der Zeit vielleicht so eine dunkle Ahnung. Einfach wegen des beträchtlichen Unterrichtsausfalls. Leider gab das Kultusministerium noch nie viel auf Mutterinstinkte. Es vertraute lieber auf DIPSY.
Kein niedlicher Mops
Nein, DIPSY ist kein niedlicher Mops, der für Leckerlis Pfötchen gibt. Die Buchstabenfolge steht für Dialogisiertes Integriertes Personalverwaltungssystem. Es wurde 2005 beim Kultusministerium als Stellenprogramm eingeführt. Dabei ist etwas schiefgelaufen, wie man jetzt nach 20 Jahren feststellte. Besser spät als nie. Trotzdem fragt sich nun alle Welt: Warum hat so lange niemand DIPSYs falsches Zahlenspiel durchschaut? Es sind nur 1,5 Prozent, aber trotzdem 1.440 Stellen.
In unserem Verlag werden auch nicht täglich die Mitarbeiter durchgezählt. Allerdings würde es meine Aufmerksamkeit als Abteilungsleiterin wecken, würde die Geschäftsleitung behaupten, es gäbe 30 Redakteure, aber mir wären nur 29 bekannt. Rektoren werden doch sicher ebenfalls wissen, wie viele Kollegen sich im Lehrerzimmer tummeln sollten und Alarm schlagen, wenn die Zahl falsch ist.
Bildungsmisere
Ich weiß, die Rechenkompetenz der Schulabsolventen nimmt ab. Ist die Bildungsmisere bereits bei der Lehrerschaft selbst angekommen? Tatsächlich ist der Mangel gerade an Mathelehrern schon ein bisschen auffällig. Vielleicht erfahren die Schulen aber auch gar nicht, wie viele Lehrerstellen sie theoretisch haben. Oder das Kultusministerium kennt die Zahl der Schulen nicht.
Immerhin gelang DIPSY eine der größten Sparmaßnahmen in der Geschichte des Landes. Rund 120 Millionen Euro weniger Lehrergehälter jährlich sind ein Wort. In der Privatwirtschaft hätten an dieser Stelle die Wirtschaftsprüfer gestutzt. Wer kontrolliert eigentlich den Landeshaushalt?
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