Nachgefragt bei Stephan Danner
Sekt darf jetzt auch oben ohne

Die sogenannten Folienkapsel waren gesetzlich vorgeschrieben. Nun dürfen Sektflaschen auch "oben ohne" angeboten werden.  | Foto: gro
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  • Die sogenannten Folienkapsel waren gesetzlich vorgeschrieben. Nun dürfen Sektflaschen auch "oben ohne" angeboten werden.
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Ortenau Bislang  mussten Sekt- und Champagnerflaschen laut einer EU-Vorschrift mit einer sogenannten Folienkapsel am Flaschenhals verschlossen werden. Nun wurde die Vorgabe geändert: Sekt darf auch ohne Folienkapsel verkauft werden. Stephan Danner, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands, erklärt, was das nun für die Winzer bedeutet.

Welche Funktion hat die Folienkapsel bei Schaumweinen?
Bisher war die Folienkapsel eine Vorschrift, die aber keine Funktion hatte. Laut dieser Vorschrift war eine Sektflasche nur dann korrekt verschlossen, wenn die Agraffe mit dem Drahtgeflecht durch eine Kapsel überzogen war. Diese Kapsel war und ist immer noch ein tolles Erkennungszeichen für die Sekte. Viele Winzer haben sie als Werbemedium genutzt, um ihr Produkt und ihre Marke noch stärker in den Vordergrund zu stellen. 

Welche Vorteile sehen Sie im Verzicht auf diesen Teil der Verpackung?
Die Vorteile liegen ganz klar auf der Hand: Zum einen der Umweltgedanke. Diese Kapseln sind meistens Verbundprodukte aus Alu und Plastik. Es wird zwar nach Alternativen geforscht, bis heute gibt es aber für die große Masse noch keinen adäquaten Ersatz. Auf der anderen Seite stehen die Kosten. Eine solche Kapsel kostet je nach Design-Wünschen, Auflagenhöhe und Farbe zwischen fünf und 20 Cent netto und mehr. Da kommt ganz schön was zusammen, was man sich nun einsparen könnte. Zudem befindet sich in der Ukraine eines der größten Aluminium-Walzwerke, welches aus dicken Alublöcken dünne Bänder oder Blätter machte. Diese wurden unter anderem als Überzug für die Folienkapseln verwendet. Da dieses Werk nicht mehr produziert, haben sich auch im Bereich der Folienkapseln die Preise exorbitant nach oben verschoben.

Lässt sich eine Flasche nur mit Agraffe ansprechend gestalten?
Ja, das ist in der Tat die große Frage, welche nur die Zeit beantworten kann. Keine Kapseln zu verwenden, ist auch ein neues Design. Diesen Aspekt darf man nicht vergessen. Diese neuerliche Diskussion erinnert mich stark an die Einführung des Drehverschlusses. Damals hatte man ebenfalls gedacht, dass sich Weine - insbesondere die Rotweine ohne einen Korken niemals verkaufen würden. Heute ist es zum Teil schon so weit, dass die Kunden gar keine Korken mehr wollen, da die Handhabbarkeit von Drehverschlüssen viel einfacher ist. Wenn ich als Orakel gefragt werde, würde ich voraussagen, dass sich die Kapsel noch lange halten wird, da diese ein großartiges Erkennungszeichen für Sekt und für manches Flaschendesign unersetzlich ist. Ich glaube aber auch fest daran, dass es aufgrund der neuen Gesetzgebung neue Materialien geben wird. Kein Kapselhersteller kann komplett auf das Geschäft verzichten und wir werden alles dafür tun, diese Kapseln mit anderen Ersatzmaterialien den Kunden anzubieten. Davon gehe ich Stand heute aus.

Die sogenannten Folienkapsel waren gesetzlich vorgeschrieben. Nun dürfen Sektflaschen auch "oben ohne" angeboten werden.  | Foto: gro
Stephan Danner, Geschäftsführer Durbacher Winzer, Sprecher der Ortenauer Winzergenossenschaften, Vizepräsident des Badischen Weinbauverbands und  Vorstandssprecher des Weinparadies Ortenau | Foto: gro

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