Die Glosse im Guller
Vom Pickel am Po in der Notaufnahme

Kleines Rätsel am Sonntag: Warum bringen so viele Eltern ihre kranken Kinder in die Notaufnahme, obwohl sie kein Notfall sind? Antwort A: Sie langweilen sich am Wochenende und finden die stundenlangen Wartezeiten in der Notaufnahme aufregend, weil da so viel los ist. Antwort B: Während der Woche ist keine Zeit für einen Besuch beim Arzt, damit der sich Banalitäten wie einen Pickel am Po des Kindes anschauen kann.

Thomas Fischbach

Fragt man Thomas Fischbach, ist Letzteres richtig. Zumindest hat der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte das der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ gesagt. Außerdem hat er erklärt, wie das Problem zu lösen ist. Im Fall der überfüllten Notaufnahmen schlägt er eine Gebühr vor. Handle es sich um einen echten Notfall, dann könne diese ja wieder erstattet werden.
Ich stelle mir das so vor: Ein Arzt untersucht in der Notaufnahme ein Kind mit blutüberströmtem Gesicht und verkündet der besorgten Mutter: "Ja, das ist ein tiefer Riss, den müssen wir nähen. In der Zwischenzeit können Sie sich an der Kasse ihre 100 Euro Eintrittsgebühr wieder abholen." Oder er sagt: "Das sieht nur schlimm aus, ist aber eine Schürfwunde. Das hätten sie auch selbst desinfizieren können. Deshalb behalten wir ihre 100 Euro als Strafgebühr wegen unberechtigter Beanspruchung der Notaufnahme."

Angst vor Kosten

Vielleicht denkt Thomas Fischbach als Gebühr auch an 500 Euro oder 50. Egal, jedenfalls kann es nicht sein, dass Eltern den Pickel am Po ihres Kindes gegen entsprechenden Obolus in der Notaufnahme behandeln lassen. Kinder mit Verdacht auf möglicherweise schwere Verletzungen dagegen ohne ärztlich Hilfe bleiben, weil weniger betuchte Eltern Angst vor den Kosten haben.

Antwort C

Doch zurück zum eingangs erwähnten Rätsel. Ich denke ja, es ist Antwort C: Die meisten Eltern können nicht einschätzen, wie ernst die Situation ist und machen sich ehrlich Sorgen. Will man das bestrafen?

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