Fußnote, die Glosse im Guller
Wenn Parken zur Sünde wird

Adressat der Mail war wohl die entsprechende Bußgeldstelle in Freudenstadt, der Absender ein mir unbekannter Mann. Warum er ausgerechnet mich in Kopie gesetzt hat, weiß ich nicht. Den Inhalt der Mail fand ich aber trotzdem interessant. "Ich möchte mich hiermit entschuldigen, dass ich am 1. August 2020 auf dem leeren, nur für Busse erlaubten Parkgelände mein 7,50 Meter langes Wohnmobil abgestellt habe, um in Ihrer Stadt mal eben zirka 400 Euro auszugeben. Da die Parkmöglichkeiten in der Stadt für größere Fahrzeuge, meiner Meinung nach, dünn gesät sind, werde ich in Zukunft auf einen Besuch Ihrer schönen Stadt verzichten. Gruß auch an alle Einzelhändler in dieser Corona-Zeit", stand da geschrieben.

Kein Kavaliersdelikt

Nun besitze ich selbst zwar kein Wohnmobil, aber auch für meinen kleinen VW-Käfer ist es manchmal schwer, einen Parkplatz zu finden. Von daher fand er in mir eine kleine Schwester im Geiste.
Natürlich ist die unberechtigte Benutzung eines Parkplatzes keineswegs ein Kavaliersdelikt. Mir würde es schließlich auch nicht passen, wenn jemand sein Auto einfach so in meine Garage stellt. Trotzdem habe ich in dieser Hinsicht selbst schon Schuld auf mein Haupt geladen. Es war in einer Kommune im Mittleren Schwarzwald, wo es an Parkplätzen sonst eigentlich nicht mangelt. Der Auftrag der rasenden Reporterin bestand darin, schnell Fotos auf einer sehr beliebten Veranstaltung zu machen. Unsere Zeitungen hatten im Vorfeld mächtig die Werbetrommel für diese gerührt, was ich bei meiner eiligen Stippvisite fast schon ein wenig bereute. Denn aufgrund des Besucherandrangs gab es im Umkreis von zwei Kilometern einfach keine Möglichkeit, mein Auto zehn Minuten legal abzustellen. Da sah ich sie: Leere Parkplätze, die zu einer noch geschlossenen Gaststätte gehörten. Ich wurde schwach und bei meiner Rückkehr völlig berechtigt vom Wirt ordentlich zusammengestaucht.

Andere Städte haben auch schöne Geschäfte

Normalerweise halte ich mich aber brav an die Regeln. Dabei mache ich mir das Leben möglichst leicht. Denn wie der mir persönlich unbekannte Wohnmobilfahrer in seiner Mail festhält, kann man ja in vielen Städten einkaufen. Wenn es also beispielsweise am Samstagvormittag in der Offenburger Innenstadt keinen freien Parkplatz gibt, fahre ich einfach nach Achern. Da gibt es auch einen Wochenmarkt, schöne Geschäfte und nette Cafés, außerdem im Zentrum viele Parkplätze, die samstags sogar kostenlos sind. Keine Ahnung, wie dort die Situation für Wohnmobile ist. Aber Autofahrern wie mir macht es Achern leicht, legal zu parken, damit sie ihr Geld dort im Handel ausgeben.
Anne-Marie Glaser

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