Grimmelshausen-Preis 2019 geht an die Autorinnen Dörte Hansen und Nele Pollatschek
Eindrucksvoll und ausdrucksstark

Die Protagonisten der Preisverleihung: Elisabeth Volck-Duffy (v. l.), Hans Sarcowicz, Dr. Beate Laudenberg, Dörte Hansen, Nele Pollatschek, Daniel Christian Glöckner, Andreas Platthaus, Bernd Siefermann und  Dr. Florian Balke | Foto: Stadt Renchen
  • Die Protagonisten der Preisverleihung: Elisabeth Volck-Duffy (v. l.), Hans Sarcowicz, Dr. Beate Laudenberg, Dörte Hansen, Nele Pollatschek, Daniel Christian Glöckner, Andreas Platthaus, Bernd Siefermann und Dr. Florian Balke
  • Foto: Stadt Renchen
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Renchen/Gelnhausen (st). Die Jury hat bereits im Sommer entschieden, nun fand die feierliche Grimmelshausen-Preisverleihung in Grimmelshausens Geburtsstadt Gelnhausen statt: Dörte Hansen erhielt für ihren Roman "Mittagsstunde" den Johann-Jacob-Christoph-von-Grimmelshausen-Preis, der Förderpreis ging an die junge Autorin Nele Pollatschek.
In seiner Laudatio wies Dr. Florian Balke auf die "Vielseitigkeit von Pollatscheks Schaffen, die Leichtigkeit ihres Stils und die Fröhlichkeit ihres künstlerischen Temperaments" hin. Bezug nahm er zu den "Golden Girls" und deren ältestes Mitglied Sophia. Ebenso erzählte er unter anderem über Pollatscheks Studium in Oxford, der Handlung ihrer ersten Veröffentlichung "Das Unglück anderer Leute" und über ihren zweiten Roman "Dear Oxbridge - Liebesbriefe in England", der bald erscheinen soll.

Zweiter Preis für Pollatschek

Nele Pollatschek zeigte sich sichtlich begeistert über die Laudatio von Dr. Florian Balke. Der Förderpreis für Jungautoren sei nun der zweite Preis, den sie erhalte.Beim ersten Preis glaubte sie noch an einen Zufall und befürchtete, dass die Jury nachts anrufe und ihr den Preis wieder aberkennen würde. Nachdem sie der Jury bei der Verleihung eine kleine Gedenkpause eingestand, um ihr den Förderpreis abzuerkennen, entschied sie "Sie hatten Ihre Chance, der Preis gehört nun mir!"
Die Laudatio auf Dörte Hansen hielt Andreas Platthaus. Damit hatte er eine schwere Aufgabe, denn die Autorin hatte bereits vor einigen Wochen den Rheingau-Literaturpreis erhalten, bei dem Platthaus selbst in der Jury saß. Dörte Hansen habe es bravourös geschafft, das Thema, das sie bereits in ihrem Erstling "Altes Land" hervorragen bearbeitet hatte, zu variieren, "dann etwas ganz Anderes auszuformen, etwas noch Besseres, was keinesfalls erwartbar war".
Dörte Hansen bedankte sich herzlich. "Ich stehe mit viel Respekt vor dem großen Namen Grimmelshausen." Es sei ihr auch "Mahnung an den Kletterer im Baum, der sich für einen Vogel hält". Sie werde jedoch auch weiterhin der Welt etwas erzählen wollen. "Die Demut kommt beim Schreiben."

Historische Tiefe

In "Mittagsstunde" erzählt Dörte Hansen literarisch eindrucksvoll, mit viel Empathie, aber nie sentimental, von den großen Veränderungen des ländlichen Lebens in den letzten Jahrzehnten. Ihr fiktiver Ort Brinkebüll in Nordfriesland steht mit seinen individuell gezeichneten Bewohnern für viele einst bäuerlich geprägte Gemeinden, denen der Strukturwandel das Gesicht nahm, ohne neue Identitäten zu schaffen. In individuellen Lebensgeschichten entwirft sie ein Panorama der untergehenden oder schon untergegangenen Lebensformen. "Dörte Hansen verleiht mit ihrem Roman einem großen Gegenwartsthema historische Tiefe", urteilte die siebenköpfige Jury.

Hochkarätige Jury

Gestiftet wird der Grimmelshausen-Preis gemeinsam von und der Stadt Gelnhausen und der Stadt Renchen, in der der berühmte deutsche Schriftsteller 1676 verstarb, sowie den Ländern Hessen und Baden-Württemberg. Die Jury setzte sich zusammen aus drei Persönlichkeiten des literarischen Lebens: Dr. Beate Laudenberg, Pädagogische Hochschule, Hans Sarkowicz, Hessischer Rundfunk und Dr. Florian Balke, FAZ. Dazu gehören die jeweils zuständigen Literaturreferenten der beiden Länder: Für Hessen ist das Elisabeth Volck-Duffy, für Baden-Württemberg Christiane Pesthy. Vervollständigt wurde die Jury durch die Bürgermeister der beiden Grimmelshausen-Städte Gelnhausen und Renchen, Daniel Christian Glöckner und Bernd Siefermann, wobei die Literaturreferentinnen der Länder und die Bürgermeister in der Jury als beratende Mitglieder fungierten.

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