Schlachthof-Schließung
Alternativen zur Fleischverarbeitung in Freiburg oder Bühl

Zum Jahresende schließt der Schlachthof in Offenburg. Foto: kec

Ortenau (kec). Regionalität ist ein wichtiges Verkaufsargument – ganz besonders bei Lebensmitteln wie Fleisch. Den Verbraucherwunsch zu erfüllen wird immer schwieriger. Auch, weil der Offenburger Schlachthof, der 1905 errichtet wurde, nach langen Diskussionen und vergeblicher Suche nach einem Ersatzstandort zum Jahresende schließt.

60.000 Schweine, Kälber und Rinder

Zuletzt wurden von den beiden Betreiber-Unternehmen Haas-Bauernschmid und Färber rund 60.000 Schweine, Kälber und Rinder aus der Ortenau geschlachtet, zerlegt und verpackt. Während es für die zwei Firmen mit Zerlegebetrieben und Fleischhandel in Goldscheuer und Elgersweier weitergeht, stehen Bauern und Metzger als Anlieferer und Kunden vor der großen Frage, wo und wie sie nun schlachten können. „Für die meisten der 80 regionalen Unternehmen bleiben nur der Schlachthof in Bühl oder Freiburg“, erklärt Manfred Kempter, Färber-Geschäftsführer.

Kleinschlachtbetriebe eine Alternative

Aber auch örtliche Kleinschlachtbetrieben sind eine Alternative. „In der Ortenau gibt es ja durchaus selbst schlachtende Betriebe wie rund 29 Metzgereien und 49 landwirtschaftliche Direktvermarkter,“ betont Jan Loewer, Leiter des Amts für Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung beim Landratsamt. Metzger, die bisher ihren Bedarf über den Schlachthof gedeckt hätten, könnten also im Auftrag bei Kollegen schlachten lassen. Direktvermarkter dagegen dürften nur das von ihnen selbst gehaltene Vieh in ihrer eigenen Hofschlachtstätte schlachten. Auch die Hausschlachtung ist keine Alternative zum Schlachthof. Unter Hausschlachtung sei nämlich ausschließlich das Schlachten von selber gehaltenen Tieren und ausschließlich für den Verbrauch im Privathaushalt des Tierhalters zu verstehen.

„Zur Schlachtung auf der Weide gibt es für tatsächlich ganzjährig auf der Weide gehaltene Rinder, die Möglichkeit des Tötens durch Kugelschuss“, erklärt Loewer, „aber die hierfür nötige Einzelfallgenehmigung ist an das Vorliegen tierschutzrechtlicher, lebensmittelrechtlicher, aber auch ordnungsrechtlicher Voraussetzungen gebunden.“ Eine weitere Möglichkeit sieht Loewer im Einsatz einer mobilen Schlachteinheit wie sie das Projekt „Schlachtung mit Achtung“ im Landkreis Lörrach erarbeitet habe. Die erfordere aber vom Tierhalter finanziellen Einsatz, eine sehr intensive Beschäftigung mit seiner Herde und eine gute Kooperation mit einem Metzgereibetrieb.

Metzger sind nicht glücklich mit der Situation

Martin Mayer aus Sasbachwalden ist Obermeister der regionalen Fleischerinnung und einer der wenigen Metzger, die noch selber schlachten. „Wir pflegen die Tradition“, betonte er, „Fleisch aus eigener Schlachtung ist besser und wir wissen genau, woher unser Fleisch kommt.“ Trotzdem solidarisiere er sich mit seinen Kollegen: „Die Schließung tut weh und die Metzger sind nicht glücklich mit der Situation.“ Aber Anfragen von Kollegen habe er noch keine erhalten und neue selbstschlachtende Metzger werden seiner Meinung auch keine dazukommen. Den Grund sehe er neben der speziellen EU-Zulassung mit enorm hohen bürokratischen Hürden insbesondere auch am fortsetzenden Trend der Metzgereischließungen aufgrund Nachwuchsmangels.

„Die Politik will dass die Tiere vor der Schlachtung keinem Stress ausgesetzt sind und fordert eine regionale Fleischvermarktung, ist aber gleichzeitig nicht bereit, die Infrastruktur zu stellen“, bedauert Jochen Heimburger, stellvertretender Geschäftsführer des BLHV in Achern und meint, „das Schlachthofsterben wird nicht spurlos an den Landwirten und Züchtern vorbeigehen.“ Sie würden es sich jetzt zweimal überlegen, ob sie in die Tierhaltung investieren. Der Landwirt hat früher als Kombibetrieb ebenfalls seine Schweine nach Offenburg brachte und nun nur noch als Ferkelerzeuger die Jungschweine vermarktet.

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