Neujahrsempfang der Stadt Achern
OB will politisches Feuerwerk zünden

Insgesamt eine Stunde dauerte der diesjährige digitale Neujahrsempfang der Stadt Achern, bei dem Oberbürgermeister Klaus Muttach via Livestream zu den Bürgern sprach. | Foto: mak
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Achern (mak). Auch in diesem Jahr fiel der traditionelle Neujahrsempfang der Stadt Achern der Corona-Pandemie zum Opfer. Wie schon im vergangenen Jahr sprach Oberbürgermeister Klaus Muttach via Livestream zu den Bürgern seiner Stadt und Interessierten. "Wir bekamen viele Rückmeldungen, an diesem Format in jedem Fall festzuhalten. Die pandemische Lage hat uns eine Entscheidung zwischen dem früheren Format und dem digitalen Neujahrsempfang abgenommen", so Muttach während des Livestreams am Sonntag, 2. Januar, aus dem Innenhof der Illenau, der bis 1.028 Haushalte erreichte. 

Muttach dankte den vielen Menschen, die sich für Erkrankte und Pflegebedürftige und andere eingesetzt haben. "Ich bin stolz auf die Menschen in unserer Stadt, die sich uneigennützig, ohne persönlichen Vorteil in den Dienst der Menschen stellen."

Auch wenn ihn immer wieder bedrückt habe, wie die Pandemie Gemeinschaft bei der Arbeit oder in der Freizeit, Feste und Veranstaltungen eingeschränkt habe, verwies er dennoch darauf, dass trotzdem in der Pandemie einiges möglich war - beispielsweise das Ferienprogramm für Kinder, kulturelle Veranstaltungen, verkaufsoffene Sonntage und ein Bauernmarkt. "Ich wollte so viel Normalität wie möglich und verantwortbar. Dies haben wir erreicht, weil viele Menschen unserer Stadt trotz ständiger Rückschläge nicht aufgaben", so das Stadtoberhaupt. 

Muttach mahnte auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt an. Corona trenne nicht nur Menschen, sondern spalte auch die Gesellschaft. "Ich nehme die verschiedenen Meinungen ernst und viele machen es sich bei ihrer Haltung nicht leicht. Ich akzeptiere friedliche Bekundungen von Meinungen, die sich kritisch mit politischen Entscheidungen auseinandersetzen. Mich umtreibt aber die Sorge, dass wir uns als Gemeinschaft verlieren. Ich wünsche mir, dass wir uns um eine gemeinsame Basis bemühen und wieder zusammenfinden. Jeder der fehlt, macht unsere Gesellschaft ärmer. Ich appelliere an jede und jeden: Prüfen Sie, wo Sie ganz persönlich einen Schritt entgegengehen können. Sie sind uns als Teil unserer Gesellschaft wertvoll und wichtig! Und bitte: Lassen Sie sich von Verschwörungstheoretikern oder politisch Radikalen nicht vereinnahmen und für dumm verkaufen", so Muttach mit deutlichen Worten. 

Politisches Feuerwerk

Auch wenn der Jahreswechsel ohne Feuerwerk begangen worden ist, so kündigte der Oberbürgermeister ein politisches Feuerwerk für 2022 an. "Wir wollen dieses Feuerwerk nicht auf Kosten der Bürger zünden und weiterhin ohne die Erhöhung von Steuern und Gebühren auskommen. Mit Sparsamkeit und intelligenten Finanzierungskonzepten werden wir das weiterhin wie schon in den vergangenen Jahren schaffen." Nach der Aufrüstung des Acherner Krankenhauses erweitere der beschlossene Neubau der Klinik das medizinische Leistungsspektrum zusätzlich. Der Baubeginn sei für 2024, die Inbetriebnahme 2028 geplant.

Der Kindergarten im Quartier „Neues Wohnen an der Acher“ soll im September 2022 und 2023 die Erweiterung des Kindergartens Mösbach mit insgesamt 200 Plätzen fertiggestellt werden. "Nie so sehr wie in den vergangenen beiden Jahren haben wir gespürt, wie wichtig die Betreuung in den Kindertageseinrichtungen für die Kinder und für deren Familien ist", so Muttach. Für die digitale Ausstattung der Schulen will die Stadt in diesem Jahr rund 1,3 Millionen Euro investieren. Im nächsten Doppelhaushalt sind außerdem sieben Millionen Euro für die Sanierung in Schulen und Schulsporthallen vorgesehen.

In Achern entstünden zur Zeit 1.000 Wohnungen. Private Investitionen seien ausdrücklich erwünscht. „Aber wir nehmen die Investoren auch in die Pflicht, soziale Verantwortung wahrzunehmen und auch preisgünstigen Wohnraum für sozial Schwache zu schaffen“, sagte Muttach. Eine angemessene Rendite bei Privatinvestitionen sei legitim, „Gewinnmaximierung auf dem Rücken der Gesellschaft ist aber mit mir nicht zu machen“. 

Für seine Stadt wünscht sich der Oberbürgermeister, dass soziale und ökologische Verantwortung Hand in Hand gehen. "Für Maßnahmen mit Klimaschutzbezug und Klimaanpassung haben wir deshalb im nächsten Doppelhaushalt zehn Millionen Euro veranschlagt: für Radwegebau, Umgestaltung öffentlicher Verkehrsräume, Förderung nachhaltiger Mobilität, energetische Sanierungsmaßnahmen und den Bau von Photovoltaikanlagen. Mit dem Bau einer vierten Klärstufe in unserer Kläranlage für 4,4 Millionen Euro werden wir künftig Arzneimittel, Röntgenkontrastmittel, Hormone, künstliche Duftstoffe und andere Stoffgruppen aus dem Abwasser entfernen. Das ist aktiver Umweltschutz ohne große Show, aber sehr effektiv", führte Muttach weiter aus. Auf den Illenauwiesen entstehe zudem gerade ein ökologisches Vorzeigeprojekt mit einem biodiversen Landschaftspark, einem weitgehend klimaneutralen IT-Campus und einer Markthalle, für deren Betrieb die Energie ausschließlich regenerativ hergestellt werde und wo gesunde Nahrungsmittel unverpackt verkauft würden. 2023 werde zudem das Kultur- und Tagungszentrum Illenau als Veranstaltungsstätte und neue Heimat der Musikschule fertiggestellt.

Und als räumliches Gegenstück werde der Rathaus- und Marktplatz einschließlich Wilhelm-Schechter-Straße neu gestaltet: autofrei, barrierefrei und attraktiv für Alt und Jung. 

Musikalische Untermalung

Untermalt wurde die Rede von Oberbürgermeister Klaus Muttach immer wieder durch die Einblendung zahlreicher Fotos und Filme wie beispielsweise der Auftritt von Katja Lorenz, Mitarbeiterin der Stadtverwaltung Achern, die im Rohbau des Kindergartens auf dem ehemaligen Glashüttenareal ihre Eigenkompositionen "Geduld braucht Mut" vortrug und damit vielen Menschen für ihr Engagement danken wollte. Musik kam auch von der Gruppe „Nimm3“ und von Desirée Lobé mit Band . Ihre Beiträge entstanden in der Reithalle und im künftigen Illenauer Kulturzentrum. 

Ehrungen

Der Neujahrsempfang - auch in seiner digitalen Form - ist immer auch ein Anlass, um verdiente Bürger für ihr Engagement auszuzeichnen. So erhielt Martin Stiebitz die Bürgermedaille für seine Verdienste beim Aufbau der städtischen Teststrukturen im katholischen Gemeindehaus, der Vorbereitung und Umsetzung der „Pop-Up-Impftermine“ und den aktuellen Impfangeboten in der Hornisgrindehalle. Hierbei habe sich Stiebitz, als „äußerst engagierter Ratgeber“ erwiesen.  "Sie haben im ehrenamtlichen Einsatz ein Maß an Stunden erbracht, das dem eines hauptamtlichen Krisenmanagers entspricht“, betonte Muttach. 

Die Landesehrennadel erhielten Gerold Bruder, Heidi Brunsbach und Werner Huschka. Bruder erhielt die Auszeichnung für sein Engagement als Vorsitzender des Vereins für Kranken-, Alten- und Familienpflege Fautenbach, der sich um die sozialen Belange von Menschen kümmert, die auf besondere Hilfe angewiesen sind. 

Brunsbach ist seit 1983 beim TuS Großweier engagiert und hat dort unter anderem das Kinder- und Jugendturnen aus der Taufe gehoben.

Huschka ist seit 1975 beim SC Önsbach aktiv, wo er 20 Jahre lang die Tennisabteilung, deren Gründungsmitglied er war, leitete.

Die Önsbacher Ortsvorsteherin und Stadträtin Christine Rösch und den Großweierer Ortschaftsrat Alexander Schmidt zeichnete Muttach für ihr langjähriges kommunalpolitisches Engagement mit dem Verdienstabzeichen des Städtetags in Silber aus.

Insgesamt eine Stunde dauerte der diesjährige digitale Neujahrsempfang der Stadt Achern, bei dem Oberbürgermeister Klaus Muttach via Livestream zu den Bürgern sprach. | Foto: mak
Die geehrten des digitalen Neujahrsempfangs (v. l.): Alexander Schmidt, Werner Huschka, Martin Stiebitz, OB Klaus Muttach, Bürgermeister Dietmar Stiefel, Heidi Brunsbach, Christine Rösch und Gerold Bruder | Foto: mak

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