Löschschaumeinsatz gerechtfertigt
Zweites Gutachten entlastet Feuerwehr

Bei der Bekämpfung des Brandes eines Chemikalienlagers kam 2014 auch ein Löschschaum zum Einsatz, dessen Verwendung gerechtfertigt war, so ein zweites Gutachten. | Foto: Archivfoto: sp
  • Bei der Bekämpfung des Brandes eines Chemikalienlagers kam 2014 auch ein Löschschaum zum Einsatz, dessen Verwendung gerechtfertigt war, so ein zweites Gutachten.
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Achern (mak/st). Aufatmen bei der Feuerwehr Achern. Ein zweites Gutachten hat ergeben, dass die Feuerwehr Achern bei einem Brand in einem Chemikalienlager im August 2014 richtig gehandelt hat. Hierbei wurde das Feuer auch mit Hilfe eines polyfluoridhaltigen Löschschaums bekämpft, der teilweise in die unversiegelte Fläche vor der brennenden Halle eindrang und deshalb eine Sanierung des Bodens in Höhe von rund 750.000 Euro notwendig macht. 

Laut eines ersten Gutachtens sollte die Stadt Achern aufgrund der Verwendung des PFC-haltigen Löschschaums die Kosten für die Sanierung übernehmen (wir berichteten). Dort war der Unmut groß. In einem zweiten Gutachten, dessen Ergebnisse am vergangenen Montag, 29. November, im Rahmen einer Videopressekonferenz vorgestellt wurden, kam Ernst-Peter Döbbeling, Professor für Security und Safety Engineering an der Hochschule Furtwangen, zu dem Ergebnis, dass der Einsatz des Löschschaums "verhältnismäßig und gerechtfertigt" war. Er wies darauf hin, dass sein Gutachten eine größere Informationstiefe aufweise als das erste von Holger de Vries. So sei ihm die "gut geführte Dokumentation" der Feuerwehr Achern zum Einsatz zur Verfügung gestellt worden. Ebenso habe er Zugang zu den von Polizei und Feuerwehr gemachten Fotos vor Ort gehabt. "Ich bin Wissenschaftler und ich trage die Fakten selbst zusammen, statt nur die zu bewerten, die ich zugeschickt bekomme. Ich habe auch vor Ort Gespräche geführt", so Döbbeling. Dem ersten Gutachter hätten wohl nur die Fotos der Presse vorgelegen, auch sei die Einsatzdokumentation der Feuerwehr Achern nicht in die Bewertung des ersten Beurteilung eingeflossen, weil sie dem Gutachter nicht zur Verfügung standen. Dies war auch der Hauptpunkt der Kritik von Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach im Streit mit dem Umweltministerium in Stuttgart. 

„Ich bin froh, dass der unabhängige Experte in seiner sachlich fundierten Stellungnahme zu dem eindeutigen Ergebnis kommt, dass die Feuerwehr Achern nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt hat. Dies rückt die wertvolle Arbeit der vielen Ortenauer Feuerwehrmänner und -frauen wieder ins richtige Licht“, so Nikolas Stoermer, Erster Landesbeamter des Ortenaukreises und Dezernent für Kommunales, Gewerbeaufsicht und Umwelt. Es sei nicht vertretbar, dass die Feuerwehr unberechtigt in Haftung genommen wird. „Daher war es richtig und wichtig, dass sich Kreis und Umweltministerium darauf geeinigt haben, die gutachterliche Prüfung zur vollständigen Ermittlung und Bewertung des Sachverhalts nochmals neu aufzurollen“, so Stoermer weiter.

Warum es im August 2014 überhaupt zur Verwendung des Löschschaums gekommen ist, verdeutlichte Döbbeling, in dem er den Einsatz in groben Zügen rekapitulierte. Die Feuerwehr habe zunächst eine Stunde lang mit Wasser gelöscht und dabei festgestellt, dass immer mehr Chemikalien nach draußen geschwemmt würden. Dann habe die Offenburger Feuerwehr unter Leitung der Acherner Kameraden den polyfluoridhaltigen Löschschaum eingesetzt, der dann auch geholfen habe. "Die Ausnahme für die Anwendung des Löschschaums war in der Situation gegeben", so Döbbeling. Andere Alternativen habe es 2014 nicht gegeben. Damals ist man zudem davon ausgegangen, dass der polyfluoridhaltige Schaum weniger umweltschädlich sei als die bereits 2007 verbotene perfluoridhaltige Variante. Diese Annahme gelte aber mittlerweile als widerlegt, so seien die Schäden im Boden in etwa gleich. 

 Acherns Oberbürgermeister Klaus Muttach sprach in einer Stellungnahme von einem "Ritterschlag für die Qualität des Einsatzes und auch für die Einsatzleitung unseres Gesamtkommandanten Michael Wegel." Wegel ist zwischenzeitlich im Zuge der Auseinandersetzung von Stadt, Kreis und Land von seinem Amt als stellvertretender Kreisbrandmeister zurückgetreten. "Die Aktion gegen die Stadt Achern und unsere im Einsatz befindlichen Feuerwehrleute, für die der frühere Umweltminister Franz Untersteller politisch verantwortlich ist, war schädlich für die Motivation der ehrenamtlichen Feuerwehrleute im gesamten Land und sachlich nicht gerechtfertigt", so Muttach weiter. 

"Es werden noch Gespräch mit den weiteren Verfahrensbeteiligten geben", erklärte Stroemer zum weiteren Ablauf. Daneben finden aktuell weitere Bodenproben statt, um den Schadensherd weiter einzugrenzen und die geplanten Sanierungsmaßnahmen anzupassen. Wer am Ende dafür aufkommen wird, steht noch nicht fest.

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