Quereinstieg in Schauspielerei
Mit 25 km/h über roten Teppich in Berlin

Michael Weinzierl wollte immer schon Schauspieler werden. Vor rund 20 Jahren hat er sich seinen Traum endlich erfüllt und kann einige Erfolge vorweisen. Foto (+Titelseite): Michael Bode
  • Michael Weinzierl wollte immer schon Schauspieler werden. Vor rund 20 Jahren hat er sich seinen Traum endlich erfüllt und kann einige Erfolge vorweisen. Foto (+Titelseite): Michael Bode
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Achern. "Als ich in der Mittagspause nach Hause fuhr, kam ich an einem Film-Set vorbei. Ich bin rechts rangefahren und habe mir das aus der Nähe angesehen. Die ganze Atmosphäre dort hat mir so gut gefallen, dass ich sofort wusste, das will ich machen", sagt Michael Weinzierl. Er sei dann nach Hause gekommen und habe seiner Frau erzählt, dass er Schauspieler werden würde. Eine Woche später werden für eine Produktion Komparsen gesucht. Weinzierl bewirbt sich und bekommt den Job. Das ist rund 20 Jahren her. Mittlerweile hat der 67-jährige Michael Weinzierl nicht nur eine Schauspielausbildung erfolgreich abgeschlossen, sondern kann in seiner Filmografie auch einiges vorweisen.

"Von Film und Fernsehen und der Schauspielerei war ich eigentlich schon als Kind sehr fasziniert", erzählt der sympathische Acherner. Und wenn Weinzierl über seine Arbeit als Schauspieler spricht, merkt man schnell, dass er in seinem Element ist. Er erzählt gerne von seinen Erfahrungen bei seinen Engagements, gibt Anekdoten zum besten und steckt mit seiner Begeisterung schnell an.

Ab 2002 lernt er alles, was es braucht, um vor der Kamera erfolgreich agieren zu können. Zunächst betreibt er seine Leidenschaft parallel zu seiner Tätigkeit in einem Ingenieurbüro, wo er seit 1968 arbeitet. Mittlerweile ist er hauptberuflich als Schauspieler aktiv.

An sein erstes Engagement kann sich Weinzierl noch gut erinnern. Das war ein Werbespot für den italienischen Kräuterlikör Ramazotti. Das Plakat dazu hat er immer noch in seiner Wohnung. Der Werbespot für eine Uhr, bei dem er Franz Beckenbauer spielt, hat auf Youtube mittlerweile mehr als eine Million Klicks generiert. Er hat aber auch schon in einem Musikvideo für einen US-Rapper mitgespielt. Im Fernsehen war er schon im Tatort, bei der SoKo Stuttgart, bei Die Fallers und in der Geschichte des Südwestens zu sehen.

Unterschiedliche Ichs zu entwickeln reizt sehr

Die Abwechslung ist es, die Michael Weinzierl an seinem Beruf besonders reizt. "Die vielen verschiedenen Ichs zu entwickeln, machen für mich das Schöne an der Schauspielkunst aus", erzählt er. Um sich in die unterschiedlichen Rollen einzuarbeiten, brauche es ein gutes emotionales Gedächtnis. "Durch mein Alter kann ich da sehr viel abrufen", sagt er lachend. In der Schauspielschule habe er die Technik gelernt, die entsprechende Emotion bei Bedarf hervorzuholen und auch wieder zu verstauen. "Das war am Anfang schwer und zu Beginn der Schauspielausbildung sagte meine Frau zu mir, dass ich mich verändern würde". Sein Schauspiellehrer habe ihm aber die Angst genommen und gesagt, dass dies auch wieder vorbeigehen würde, erzählt Weinzierl lachend. Das reale Leben von Freunden und Familie in Achern erdet ihn immer wieder. "Eines der wichtigsten Dinge, die ich im Schauspielberuf gelernt habe, ist es, mit Absagen umzugehen", sagt Weinzierl.

Umso schöner sei es, bei tollen Projekten mit an Bord zu sein. Für den Film 25 km/h, für den er zusammen mit Bjarne Mädel, Lars Eidinger, Sandra Hüller, Franka Potente, Alexandra Maria Lara und Wotan Wilke Möhring vor der Kamera stand, schreitet er anlässlich der Premierenfeier zum ersten Mal über den roten Teppich im Sony Center in Berlin. "Das war schon immer ein Wunsch von mir, dies einmal zu erleben", gesteht er. Nicht erst seit dem Mitwirken in dem Blockbuster 25 km/h wird er des Öfteren auf der Straße angesprochen. "Das tut gut und ist ein schönes Feedback", sagt er. Aber auch Auszeichnungen der Filmbranche seien ein schöner Lohn für die Arbeit. Für den Film Mär, eine Art modernes deutsches Märchen, bei dem Weinzierl den Vater der Hauptfigur spielt, gibt es eine Einladung zum 37. Internationalen Filmfest in München. Die Corona-Pandemie hat aber bisher verhindert, dass der Film in den Kinos gezeigt wird. "Das ist wirklich schade, denn die Arbeit für diesem Film hat ganz besonders großen Spaß gemacht", erzählt Weinzierl.

Trotz Corona wird ihm nicht langweilig. "Ich war schon immer ein kreativer Mensch. Ich drehe selber Kurzfilme, fotografiere und koche gerne." Auch die Kunstmalerei hat es ihm angetan. Sein größtes Hobby hat er allerdings zum Beruf gemacht, denn am liebsten steht Weinzierl vor der Kamera. M. Kerber

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