Naturnahe Flächen in Ettenheim

Botanische Helden trotzen der Hitze

Ettenheim (st) Wenn der Sommer brennt, blühen sie auf: Auf den naturnahen Flächen in Ettenheim und den Ortschaften zeigen spezielle Wildpflanzen, wie sie mit Trockenheit klarkommen. Die grünen Hitzehelden trotzen Sonne und Dürre – und bieten gleichzeitig Insekten wertvollen Lebensraum, so die Stadt Ettenheim in einer Pressemitteilung. Im Rahmen der Projekte „Natur nah dran“ in Kooperation mit den NABU und „Blühender Naturpark“ des Naturparks Schwarzwald Mitte-Nord hat die Stadt Ettenheim über 80 Flächen mit klimaangepassten Wildpflanzen umgestaltet. Die naturnah gestalteten Flächen dienen in erster Linie dem Erhalt der Artenvielfalt bei den Insekten – sie bieten also Nektar und Pollen für Wildbienen, Schmetterlinge und Schwebfliegen. Dass sie auch besser mit den Folgen des Klimawandels zurechtkommen, als etwa konventioneller Rasen, ist ein toller Nebeneffekt. Denn so spart die Kommune durch den geringeren Personalaufwand Zeit und Geld bei der Bewässerung. Damit sind die naturnahen Grünflächen ein praktisches Beispiel für die Klimaanpassung in Ettenheim.

„Wir sehen, dass die Flächen auch heiße Sommer gut überstehen. Selbst wenn Pflanzen vertrocknen, erholen sie sich von allein wieder, auch ohne aufwändige Bewässerung“, sagt Bauhofleiter Markus Ohnemus, der mit viel Herzblut und Knowhow die Flächen mit seinem Team umgestaltet hat. Ettenheim schaffte mit der Teilnahme am Projekt „Natur nah dran“ ökologisch wertvolle Lebensräume, von denen Tiere ebenso wie das lokale Klima langfristig profitieren. Seither kommen immer neue Flächen hinzu – auch Straßenkübel zur Verkehrsberuhigung und Verkehrsinseln wurden umgestaltet.

„Durch zunehmende Monokulturen, häufiger Mahd und Silage kommen die Wiesen kaum noch zur Blüte. Umso mehr kommt den Vorgärten, den Blumenkästen und -trögen sowie der Friedhofsbepflanzung mit entsprechenden Pflanzen eine immer größere Bedeutung zu. Sie sind wichtige Nahrungsquellen für Insekten. Damit können auch private Gartenbesitzer dazu beitragen, dass Insekten im Sommer ausreichend Nahrung finden“, erklärt Markus Ohnemus.

Pflanzen wie die Zypressen-Wolfsmilch, die mit ihrer strahlend gelbgrüner Farbe kaum zu übersehen ist, wächst an sonnigen, trockenen Standorten und bietet rund 21 einheimischen Schmetterlingsarten mit ihrem Nektar wertvolle Nahrung.

Ganze zwölf Wildbienen-Arten sind auf die Familie der Glockenblumen spezialisiert. Die Rundblättrige Glockenblume mag gerne magere Standorte in voller Sonne. Auch sie ist an verschiedenen Standorten in Ettenheim vertreten. Sie bildet eine Pfahlwurzel aus und kann somit an Feuchtigkeit gelangen, die in tieferen Bodenschichten ist.

Ohne Blüte ist die Kartäuser-Nelke kaum von einfachem Gras zu unterscheiden. Wenn sie aber blüht, leuchten viele einzelne Blüten in den pinken Büscheln. Sie hat wenig Ansprüche an den Standort und zeigt sich oft in Fugen oder Mauerritzen. Sie passt ihre Größe dem Nährstoffangebot am jeweiligen Standort an und wird zwischen 15 und 45 Zentimeter hoch. In Ettenheim ist sie auf vielen naturnahen Flächen zu finden, unter anderem in der Freiburger Straße. Mit einer Wuchshöhe von bis zu 60 Zentimetern und seinen meist blauvioletten Blüten ist der Wiesen-Salbei schon von Weitem zu sehen. Er bevorzugt offene Standorte mit viel Licht und ist perfekt für Trockenheit gerüstet: Seine tiefreichenden Wurzeln, die dichte Behaarung sowie ledrige Blättern mit Wachsüberzug minimieren den Wasserverbrauch. Klein aber oho – der Milde Mauernpfeffer ist ein richtiger Hitzespezialist und besonders gut an trockene Standorte angepasst. Er gehört zur Familie der Dickblattgewächse, die in ihren fleischigen Blättern Feuchtigkeit speichern. Die Spaltöffnungen in den Blättern bleiben tagsüber geschlossen und öffnen sich erst nachts, wenn die Sonneneinstrahlung ausbleibt. Die grünen Triebe verfärben sich oft rot bis braun, wenn die Sonne viel scheint. Als bodendeckendes Polster eignet er sich auch für Rasenflächen oder als Ergänzung für Staudenpflanzungen. In Ettenheim ist er zum Beispiel auf den naturnahen Flächen im Prinzengarten zu finden.

Thymian überzeugt nicht nur in der Gewürzmischung, sondern auch auf sonnigen Flächen. Er ist gut gewappnet, um mit Trockenheit zurecht zu kommen: Seine kleinen Blätter sind lederartig und haben kleine Drüsen, mit denen sie ätherische Öle abgeben. Dadurch verdunsten die Blätter weniger Feuchtigkeit – quasi ein natürliches Anti-Transpirant der Pflanze. Außerdem reicht die Wurzel der Pflanze bis in einen Meter Tiefe. So kann sie Feuchtigkeit aus tieferen Bodenschichten ziehen. Der Feld-Thymian wächst polsterartig mit kleinen rosa Blüten. Ihn findet man zum Beispiel in den Baumscheiben in der Thomasbreite in Ettenheim.

Auch bei Baumpflanzungen werden grundsätzlich Wildblumenmischungen ausgesät. Dabei wird darauf geachtet, dass das Saatgut auch aus der Region stammt sowie gebietsbezogen ist. Damit ist garantiert, dass die Pflanzen auch wachsen und gedeihen. Regelmäßig führt Markus Ohnemus im Rahmen von Exkursionen Interessierte zu den Ettenheimer Blühflächen – auch um für die naturnahe Bepflanzung zu werben.