"Sehnsucht nach Behaglichkeit“
800 Übernachtungen im Kälteschutz

Jeweils drei Schlafplätze mit einfachen Stahlrohrbetten gibt es in den beheizten Containern. | Foto: Stadt Kehl
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  • Jeweils drei Schlafplätze mit einfachen Stahlrohrbetten gibt es in den beheizten Containern.
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Kehl (st). Mehr als 800 Übernachtungen von 27 wohnungslosen Menschen, darunter drei Frauen, gab es seit Mitte November im Kehler Kälteschutzquartier.

Christine Lux und Ute Feibicke-Vogt nähern sich einem grauen Sichtschutz. Ein Hund bellt aufgeregt. Hinter der Abdeckplane stehen fünf Kälteschutzcontainer. Seit dem vergangenen Winter finden Wohnungslose hier Schutz vor der Winterkälte. Auch gut erzogene Hunde können in der Unterkunft mit ihren Frauchen oder Herrchen übernachten. Kaum erreichen die beiden Frauen die Unterkunft, kommen ihnen prompt ein Nutzer entgegen – und dankt ihnen für die beheizte Übernachtungsmöglichkeit.

Mehr als 800 Übernachtungen

Im Schnitt verbringen sechs Personen die Nacht in einem der Container. Mehr als 800 Übernachtungen zählten die Mitarbeitenden des Bereichs Sozialwesen bereits insgesamt. Die Zahlen unterstreicht den Bedarf in der Rheinstadt. Die fünf Kälteschutzcontainer mit jeweils drei Betten sind von der Firma Algeco aufgestellt worden. Auch die Sparkasse, die Volksbank sowie die Lotte-und-Dieter-Klumpp-Stiftung unterstützen das Projekt durch Geldspenden. Für Christine Lux, Leiterin des städtischen Sozialwesens, ist nach den kalten Wintermonaten klar, dass das Angebot sinnvoll und wichtig ist. Es soll deshalb weitergeführt werden.

In der Vergangenheit standen obdachlose Menschen in Kehl vor dem Problem, für eine warme Nacht nach Offenburg oder Straßburg fahren zu müssen. Weil viele diese Wege nicht auf sich nehmen wollten oder konnten, übernachteten sie an unterschiedlichen Stellen im Kehler Stadtgebiet. In der Rheinstadt leben – bedingt durch die Lage gegenüber der Europastadt – viele obdachlose Menschen, die regelmäßig zwischen Kehl und Straßburg pendeln.

Um in den Kälteschutzcontainern übernachten zu können, muss derzeit noch ein Corona-Schnelltest gemacht werden. Positiv getestete Menschen übernachten in einem gesonderten Container. Die meisten wohnungslosen Nutzerinnen und Nutzer melden sich für eine Nacht im Kälteschutz im Café Kanne an. Dort können sie am Morgen danach kostenlos frühstücken. „Das Frühstücksangebot im Café Kanne nutzen nicht nur obdachlose Menschen“, berichtet Ute Feibicke-Vogt. Zehn bis 15 Menschen in schwierigen sozialen Verhältnissen kommen regelmäßig vorbei. Dr. Barbara Hillenbrand und Dr. Rudolf Aymanns behandeln dort außerdem Menschen, die nicht krankenversichert sind.

In den Wintermonaten wurden die Kälteschutzcontainer, nachdem sie aufgestellt wurden, von einigen Nutzern nahezu täglich aufgesucht. Entsprechend verteilen sich die 800 Übernachtungen auf 27 wohnungslose Nutzerinnen und Nutzer. „Manche haben nachmittags schon gewartet bis wir aufschließen“, berichtet Christine Lux. Gelegentlich kommt es zu kleineren Konflikten zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern, in aller Regel könne sie diese schnell schlichten, sagt Ute Feibicke-Vogt, die den Schließdienst für die Container übernimmt. Obwohl manche wohnungslose Menschen schon lange auf der Straße leben, bemerke man trotzdem eine große Sehnsucht nach Behaglichkeit, stellen die beiden Frauen fest. „Manche halten ihren persönlichen Bereich in den Containern nicht nur sauber, sondern richten ihn richtig gemütlich her“, sagt Ute Feibicke-Vogt.

„Für Frauen ist ein separater Container vorgesehen“, betont Christine Lux. Dort finden sie einen geschützten Raum, in dem sie sich sicher fühlen können.

Wenngleich das Übernachtungsangebot ab Donnerstag, 21. April, erst einmal geschlossen wird, will die Leiterin des städtischen Bereichs Sozialwesen sicherstellen, dass auch in den kommenden Winternächten niemand auf den Straßen Kehls frieren muss.

Jeweils drei Schlafplätze mit einfachen Stahlrohrbetten gibt es in den beheizten Containern. | Foto: Stadt Kehl
Ute Feibicke-Vogt (links) und Christine Lux, Leiterin des städtischen Bereichs Sozialwesen, bemerken bei vielen wohnungslosen Menschen eine große Sehnsucht nach Behaglichkeit. | Foto: Stadt Kehl

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