Schädling bedroht Kastanienbäume in Kehl
Die Miniermotte ist wieder auf dem Vormarsch

Das braun verfärbte Laub der Kastanien in Kehl ist nicht das Zeichen des nahen Herbstes, sondern kommt durch den Befall der Miniermotte. | Foto: Stadt Kehl
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  • Das braun verfärbte Laub der Kastanien in Kehl ist nicht das Zeichen des nahen Herbstes, sondern kommt durch den Befall der Miniermotte.
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Kehl (st). Erst werden die Blätter braun, dann fallen sie ab: Die Miniermotte ist zurück und hat die Kastanienbäume am Altrhein befallen. Die Larven des vom Balkan eingewanderten Insekts fressen sich durch die Blätter der Rosskastanien und zerstören dabei die komplette Blattmasse. Um das Problem einzudämmen, hat der Betriebshof schon 2011 Nistkästen für Meisen an den Bäumen angebracht – die Vögel gelten als die einzigen natürlichen Feinde der Miniermotte. Außerdem wird regelmäßig auf dem Boden liegendes Laub entfernt, um den Schädling am Überwintern zu hindern. Langfristig wird aber vermutlich nur eins gegen das Problem helfen: Die Pflanzung von resistenteren Baumarten.
 
Auf 60 bis 70 Jahre schätzt Frank Wagner, Leiter des Bereichs Grünflächen am städtischen Betriebshof, das Alter der Kastanien in der Gustav-Weis-Straße. „Als sie gepflanzt wurden, war die Miniermotte noch gar kein Thema“, sagt er. Erst Anfang der 90er-Jahre wurden im Süden von Deutschland die ersten von dem Schädling befallene Bäume entdeckt – bis zur Jahrtausendwende breitete er sich explosionsartig in ganz Deutschland aus.

Die Motten paaren sich auf den Blättern der Kastanie und legen anschließend bis zu 80 Eier auf der Blattoberfläche ab. Aus diesen schlüpfen nach rund zwei Wochen die Larven, die sich in die Blattepidermis fressen. Wie ein Bohrer in einer Mine graben sie kleine Tunnel in die Blätter und unterbrechen damit die Photosynthese des Baumes. Deshalb färben sich dessen Blätter schon im Sommer und nicht erst im Herbst braun und fallen früher ab als üblich.

Ein wirklich wirksames Mittel gegen die Miniermotten hat sich bisher noch nicht gefunden. Viele Städte locken wie die Stadtverwaltung Kehl mit Nistkästen natürliche Fressfeinde, also Blau- und Kohlmeisen, an, entfernen Laub, in dem die Falter gerne überwintern, und bewässern im Sommer verstärkt, um die Kastanien resistenter zu machen. Aber die fünf Millimeter großen Motten sind hartnäckig.

„Obwohl sich an allen 25 Nistkästen in der Gustav-Weis-Straße Meisen angesiedelt haben, konnten wir den Befall der Kastanien nicht verhindern“, berichtet Frank Wagner, Leiter des Bereichs Grünflächen am städtischen Betriebshof. Der Schaden könne lediglich begrenzt werden, erklärt Kevin Lösch, Fachagrarwirt für Baumpflege und Baumsanierung am Betriebshof: „Vor der Anbringung der Nistkästen haben die Bäume oft schon bis Anfang August ihr gesamtes Blattwerk verloren; dieses Jahr wird dies vermutlich erst im September passieren. Aber ganz eindämmen kann man die Population nie.“ 

Dies könnte zu einem Problem werden, denn wenn die Miniermotte einen Baum über mehrere Jahre hinweg immer wieder befällt, dann wird dieser dauerhaft geschwächt. Die Unterbrechung der Fotosynthese durch die Motten, welche die Blätter durchfressen, kommt einem frühzeitigen Stopp der Nahrungszufuhr gleich – und ohne ein ausreichendes Maß an Nährstoffen kann der Baum nicht überleben. Bisher sei noch nicht eingetreten, was anfänglich befürchtet wurde, nämlich dass Bäume aufgrund des Befalls absterben – „allerdings existieren auch noch keine Langzeiterkenntnisse über mehr als 25 Jahre“, sagt Kevin Lösch.  

Verhindern könne man Schädlingsbefall langfristig ohnehin nur durch das Pflanzen von resistenteren Baumarten und das Vermeiden von Monokulturen, betont Landschafts- und Gartenbaumeister Frank Wagner. Während in der Gustav-Weis-Straße ausschließlich weißblühende Kastanien stehen, die sehr anfällig für den Befall durch die Miniermotte sind, hat der Betriebshof an anderen Orten in der Stadt zum Beispiel schon rotblühende Kastanien gepflanzt, die das Insekt bekanntlich verschont. Generell achtet der Betriebshof im Rahmen seines
Nachhaltigkeitskonzeptes darauf, Pflanzenarten zu mischen und den Klimabedingungen angepasste Arten zu pflanzen, wie die Stadtverwaltung in einer Pressemitteilung schreibt. Lang anhaltende Trockenheit und extreme Hitze schwächen zum Beispiel viele heimische Bäume und machen sie somit auch anfälliger für Schädlinge. Importierte Gewächse, beispielsweise aus Asien oder dem nahöstlichen Raum, sind diese Wetterbedingungen hingegen gewöhnt.

Das braun verfärbte Laub der Kastanien in Kehl ist nicht das Zeichen des nahen Herbstes, sondern kommt durch den Befall der Miniermotte. | Foto: Stadt Kehl
Mit Hilfe von Nistkästen versucht die Stadt Vögel, die einzigen Feinde der gefräßigen Motten, zulocken. | Foto: Stadt Kehl

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