„Papa Klaus“ denkt auch mit 78 nicht ans Aufhören
Musik ist sein Leben

Klaus Klink | Foto: Michael Bode
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Lahr. Klaus Klink kommt dem Gast in seinem Haus gehandicapt entgegen, Krücken sind aufgrund einer Verletzung vonnöten. Wenige Tage zuvor bewegte er sich damit Richtung Landesgartenschau, um einen Auftritt zu absolvieren. Von Handicap ist nichts zu spüren, wenn er darüber berichtet. Klar wird im Gespräch, dass Klaus Klink dafür ficht, dass Musiker für ihr Schaffen auch entsprechend entlohnt werden sollten. Diese Linie verfolgt er für sich und seine Mitstreiter strikt. Dabei ist Musik für ihn „alles“. „Ohne Musik“, sagt der 78-Jährige, „kann ich mir das Leben nicht vorstellen.“ Wie es zu der Verbindung zwischen musikalischer Leidenschaft und realistischem Blick auf die Verwertbarkeit musikalischen Schaffens kam, zeigt ein Blick auf seinen Werdegang.

Ungeliebter Klavierunterricht

Geboren in Tübingen, aufgewachsen in Jungingen im Killertal erhielt er mit acht Jahren „ungeliebten“ Klavierunterricht in klassischer Musik. Sein erster Titel, den er vor Verwandten intonierte, deutete bereits auf den weiteren Werdegang: Es war Glenn Millers „In the Mood“. Mit zehn Jahren erhielt er als Geschenk eine Gitarre. „Und somit“, resümiert Klaus Klink, „war ich für die Klassik verloren.“ Stattdessen mischte er ab 1954 in der Band „Hot Quintett“ zunächst auf dem Akkordeon und am Bass mit. Als 16-Jähriger wurde er aktives Mitglied des Junginger Musikvereins. Dann ein Einschnitt: „Weil in der Zwischenzeit der Dixieland – Chris Barber, Papa Blue, Mr. Acker Bilk und andere – die bei Gymnasiasten angesagte Musik war und ich keine Trompete bekommen konnte, lernte ich Posaune.“ Im Gymnasium wurde die erste Dixieband gegründet.
Ab 1957 in Stuttgart, wo er eine Lehre als Kartograph absolvierte, trieb es ihn aus seinem „dunklen Kellerloch“ allabendlich in die in Schutt und Asche liegende Hauptstätter Straße, wo sich amerikanische Bands in Holzbaracken bei Rock´n´ Roll austobten. „Da“, erinnert sich Klaus Klink, „brauchte ich keine Drogen, meine Droge war die Rock´n´Roll-Musik.“ Grund für ihn, die Band „Delicados“ zu gründen, die so Klink, „von Tübingen bis Rottweil die angesagte Boygroup war“.

Der Liebe wegen zog er nach Baden

Nach dem Umzug 1963 ins Badische „der Liebe wegen“ – in diesem Jahr feierte er mit seiner Ehefrau Bärbel Goldene Hochzeit – ging es Schlag auf Schlag. 1964 wurde er von der damals angesagten Gitarrenband „The Bolero Brothers“ zum Probespielen als zweiter Gitarrist eingeladen. Eine gute Figur machte er dann nicht nur musikalisch als Bassist bei den „All Stars“, mit denen er über zwölf Jahre erfolgreich unterwegs war, ehe sich die Wege trennten, „da ich“, so Klink, „kein Rockmusiker werden wollte“.

1982 wurde die Gruppe „Papa Klaus und seine Dixie-Waidags“ ins Leben gerufen. Die Musik mit lustigen Shows, erinnert sich Klaus Klink, „brachte uns in kürzerster Zeit in alle drei Fernsehprogramme, als ,Empfangskomitee‘ in den Europa-Park, auf viele Kleinkunstbühnen und ins 'Jazzhaus Freiburg', wo wir uns jahrelang hielten.“ Doch nicht nur in der Region beeindruckte er mit seiner Band „Papa Klaus und seinen Jazzmen“, die es bis heute in unterschiedlichen Besetzungen gibt. 1999 bis 2005 trat er auf Kreuzfahrtschiffen in Aktion. Mit anderen Kollegen mischte er am Bass bei Oktober-Bierfesten in Tokio mit. Schon seit einigen Jahren ist er auch mit der Lahrer Band „Threesome“ unterwegs.

Alles für Ohr, Herz und Bauch

Eine Menge Action für einen 78-jährigen Vater zweier Töchter und Opa dreier Enkel. Wobei auch die große Spannbreite der Stilrichtungen von Dixieland und Blues, Boogie bis zu Swing, Beat und Twist und „alles, was für Ohr, Herz und Bauch musikalisch richtig und wichtig ist“ ebenso beeindruckend ist wie die Anlässe, zu denen das angeboten wird.

„Papa Klaus“ ist nicht nur Musiker, sondern, seit 1959 auch Manager. Er spielt mit „Profimusikern, die ihr Geld brauchen“ und blickt mit Skepsis auf eine heutige Szene „mit viel mehr Musikern als früher“, darunter beispielsweise Talente aus der Musikschule, die für einen Auftritt 30 Euro erhalten oder „auf Hut“ spielen.

Dafür genießt er Auftritte wie jüngst bei der Lahrer Landesgartenschau vor 800 bis 1.000 Menschen. Dann ist er begeistert, „wie die Leute mitgehen“, und stellt klar: „Ich habe nicht vor aufzuhören.“
Norbert Rößler

Klaus Klink | Foto: Michael Bode
Klaus Klink ist als Musiker schon in der ganzen Welt herumgekommen und spielt Dixieland und Blues, Boogie sowie Swing, Beat und Twist. | Foto: Michael Bode

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