Leitmotiv "Zeit"
Pirmin Wilhelm übersetzt seine Themen in Bildsprache

Pirmin Wilhelm hat sich in Sulz den Traum seiner eigenen Galerie erfüllt. | Foto: Michael Bode
  • Pirmin Wilhelm hat sich in Sulz den Traum seiner eigenen Galerie erfüllt.
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Lahr-Sulz. In die Fußstapfen der Eltern zu treten, ist nicht jedermanns Sache – die von Pirmin Wilhelm allerdings schon. Schon mit zehn Jahren hat ihn sein Vater, ein Sulzer Heimatmaler, animiert, doch auch einmal zum Pinsel zu greifen. "Das hat mir gleich sehr viel Spaß gemacht", erinnert sich der 60-Jährige gut. Viele Techniken – ob Öl, Bleistift, Tusche, Aquarell oder Spritztechnik – hat er so im Laufe der Jahre von seinem Vater gelernt. Doch Pirmin Wilhelm konnte sich nicht nur für das Hobby, sondern auch für den Beruf des Vaters begeistern. "Er war Lithograf, und wusste, dass es für mich, der nur einen Hauptschulabschluss hatte, sehr schwer werden würde, auch diesen Beruf zu ergreifen", erzählt er. Weil er seinen Sohn aber unbedingt bei einem Lahrer Verlag unterbringen wollte, hat er ihm beim Erstellen seiner Bewerbungsmappe tatkräftig unter die Arme gegriffen. Somit erlernte Pirmin Wilhelm den Beruf des Farblithografen, "heute würde man Mediengestalter sagen".

Nebenbei malte Pirmin Wilhelm in seiner Freizeit in vielfältigster Form, spielte Klarinette, Saxofon und Gitarre, auch im Sulzer Musikverein, und war vor allem Leistungssportler. "Ich habe Handball gespielt, erst in Sulz, in späteren Jahren dann in Schutterwald und Köndringen/Teningen", berichtet er. Nach und nach rückte aber der Beruf in den Vordergrund. "Das ging schon nach meiner Ausbildung los. Als ich 18 war, habe ich mir gesagt, das kann es ja noch nicht gewesen sein und habe schließlich mein Abitur nachgemacht", so Wilhelm. Auch ein Studium sollte es sein. "Dabei wollte ich alle meine Interessen vereinen und habe an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg schließlich Kunst im Hauptfach sowie Sport und Musik im Nebenfach studiert."

Stets geprägt vom Gestaltungswillen

Seine erste Stelle als Lehrer trat Pirmin Wilhelm 1989 an der Heimschule in Ettenheim an, es folgten die Otto-Hahn-Realschule in Lahr, ein kurzer Zwischenstopp in Friesenheim, dann 2000 der Wechsel an die Gewerblichen Schulen in Lahr. "Dort habe ich das Berufskolleg für Grafikdesign mit aufgebaut, berufsbegleitend das Referendariat für den höheren Schuldienst absolviert und wurde Studienrat", erzählt Pirmin Wilhelm. Im Laufe der Zeit hat er festgestellt, dass ihm das Organisieren näher liegt als das Unterrichten selbst. "Ich bin ein wahnsinnig strukturierter Mensch, auch in der Kunst", beschreibt der Vater einer Tochter sich selbst. So zögerte Pirmin Wilhelm auch nicht lange, als die Stelle des stellvertretenden Schulleiters an der Malerfachschule in Lahr frei wurde. "Das habe ich mit großer Begeisterung die letzten 15 Jahre gemacht, Ende des Jahres ist damit aber Schluss", erklärt er, "ich werde aus dem Schuldienst ausscheiden und mich ganz und gar der Kunst widmen". Der Tod seiner Frau vor vier Jahren hat ihn wachgerüttelt und ihm verdeutlicht, dass die Zeit, die man bewusst erlebt, doch sehr begrenzt ist.

Mittlerweile schaut Pirmin Wilhelm auf über 100 Ausstellungen in den vergangenen 30 Jahren zurück – geprägt von Erfolgen, aber auch Misserfolgen, wie er unumwunden zugibt. Doch nie hat er ans Aufhören gedacht, zu groß ist sein Gestaltungswille, den er als lebenslange Auseinandersetzung mit seiner bildnerischen Arbeit und seinem ständigen Tun sieht. In den vergangenen zehn Jahren hat sich sein Schaffen hin zu seinem Leitmotiv "Zeit" entwickelt. Dabei stehen Vergänglichkeit, Veränderung, Vielschichtigkeit und Verborgenes, das zum Vorschein kommt, im Mittelpunkt. Aktuell zeigt Pirmin Wilhelm in seiner Galerie "Am Sulzbach" Auszüge aus "Berge und mehr", um Terminabsprache unter Telefon 07821/9982404 wird gebeten. Auch an der Lahrer Kunstvisite am 13. und 14. November nimmt Wilhelm teil und öffnet sein Atelier für Besucher.

Pirmin Wilhelm bezeichnet sich übrigens selbst nicht gern als Künstler, sondern lieber als Themenübersetzer. "Mir ist das Wort schlicht zu hochtrabend, ich übersetze bestimmte Themen in Bildsprache", erläutert er. Auch ist es nicht so, dass ihn die Muse täglich küsst. "Um ehrlich zu sein, passiert das eigentlich nie." Sein Schaffen ist reine Arbeit: "So wie ich mir vornehme, Sport zu machen, muss ich mir auch vornehmen zu malen." Doch das tut der Freude an seiner Arbeit, in die er auch völlig abtauchen kann, niemals Abbruch. Daniela Santo

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