Nach Abschied von Babcock & Brown zähe Verhandlungen um fliegerische Nutzung
Festnahme auf Flugplatz: Konsortium gibt Rätsel auf

Bei besonderen Ereignissen wie Papst-Besuch oder Nato-Gipfel landen Passagierflieger im großen Stil auf dem Lahrer Flugplatz. Ansonsten sind es vereinzelte Geschäftsreisende. | Foto: st
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Lahr. Vergangenes Wochenende auf dem Lahrer Flugplatz: Ein 65-jähriger Ire schwebt, aus London kommend, zusammen mit rund 20 Geschäftspartnern ein, wird von einer
Streife der Bundespolizei kontrolliert. Eine Personenüberprüfung ergibt,
dass gegen den Mann ein Auslieferungshaftbefehl aus den Vereinigten
Arabischen Emiraten vorliegt. Grund: Betrügerische Immobiliengeschäfte.

Der Ire wird in die Offenburger Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Dort
sitzt er immer noch, bis entschieden worden ist, in welchen Knast er
endgültig kommt, ehe er eventuell seinen Strafverfolgern in den
Arabischen Emiraten ausgeliefert wird. Das könne einige Wochen dauern,
weiß der Sprecher der Bundespolizeidirektion Offenburg, Freimut Lusch.

Immer, wenn eine Maschine aus dem Ausland auf dem Lahrer Flugplatz landet,
rückt, so Lusch, eine Streife an, um die Personalien der Passagiere zu
überprüfen. Meist Privatleute, die dann verschiedene Firmen aufsuchen.
Eine derartige Festnahme habe es aber noch nie gegeben. Wegen welcher
Delikte Polizei und Justiz der Arabischen Emirate dem Mann im Detail auf
den Fersen sind, könne man nicht sagen.

Kenner der Flughafen-Szene rätseln derweil, weshalb sich der Ire mit seinen
Kollegen von London aus auf den Weg nach Lahr begeben hat. In der
britischen Hauptstadt hat sich ihren Erkenntnissen zufolge ein
Konsortium unter anderem mit ehemaligen, im Zuge der Pleite und des
Abschieds aus Lahr insgesamt 24 entlassenen Mitarbeitern des bisherigen
Flugplatz-Betreibers Babcock & Brown gebildet. Die Maschine landete –
inklusive Festnahme eines der Passagiere – in Lahr in einer Zeit, in
der die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) für die rund 210
Hektar großen Flugbetriebsflächen sowie die Anteile an der
Betreibergesellschaft Black Forest Airport Lahr GmbH einen Käufer sucht.
In diesem Zusammenhang gibt die Verhaftung Rätsel auf.

Per Insertionsverfahren, für das das Bundeshaushaltsgesetz gilt. Demnach
dürfen Immobilien nicht unter Marktpreis vergeben werden. Wo der liegt,
versucht derzeit Markus Kästel, bei der BIMA in Freiburg für solche
Angelegenheiten zuständig, herauszufinden. Das dauert länger. Das
Insertionsverfahren war ursprünglich bis zum 15. Juni dieses Jahres
befristet, wobei nachverhandelt werden kann.

Ein Thema dieser Verhandlungen: Fliegerische Konzepte, auf die, gestützt auf
Flächennutzungspläne, die Stadt Lahr und die Gemeinde Friesenheim
beharren. Da das Ziel fliegerische Nutzung in Gefahr gerät, tritt die
Stadt Lahr mittlerweile selbst als Kaufinteressent auf. Für einen Euro
pro Qua-dratmeter, insgesamt rund zwei Millionen Euro, würde sie kraft
Gemeinderatsbeschluss die Flugbetriebsflächen erwerben, um es dann
weiter zu verpachten.

Kenner der Flughafen-Szene bezweifeln derweil, dass ein Kaufinteressent schon aus rein wirtschaftlichen Gründen einen Flugbetrieb in Erwägung ziehen will. BIMA-Mann Kästel will
gleichwohl die Hoffnung nicht aufgeben. Erst wenn man feststellen
müsste, dass die Nutzungskonzeption nicht trägt, müsse man einen von den
Lahrer Grünen schon länger geforderten Plan B ins Auge fassen. Davon
aber sei man, so Kästel, „meilenweit entfernt".

Autor: Norbert Rössler

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