Sandra Boser antwortet
Offener Brief von Bürgermeisterin Helga Wössner

Sandra Boser | Foto: Lena Lux Fotografie & Bildjournalismus
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Mühlenbach/Ortenau (st). Die Landtagsabgeordnete Sandra Boser (Grüne) antwortet auf den offenen Brief der Mühlenbacher Bürgermeisterin Helga Wössner (wir berichteten). Der Wortlaut: 

"Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Wössner,

vielen Dank für Ihren Offenen Brief vom 29. Oktober 2020 mit dem Betreff: „Maßnahmen zur Einschränkung der Corona-Pandemie“ in dem Sie um eine Berücksichtigung der besonderen Umstände im Ländlichen Raum in Bezug auf Beherbergung und Freizeitgestaltung bei der Verabschiedung der neuen Maßnahmen im Landtag beten. Gern beantworte ich als Wahlkreisabgeordnete des Wahlkreises Lahr/Kinzigtal und als stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Fraktion Grüne im Landtag Ihr Anschreiben.

Ich begrüße es, dass Sie sich für die Perspektive des Ländlichen Raumes einsetzen und schätze Ihr Engagement, die Beherbergung auf Bauernhöfen und den ländlichen Freizeitsport nicht aus dem Blick zu verlieren. Ich verstehe, dass die neuen Maßnahmen tiefe Einschnitte für die Freizeit-, Beherbergungs- und Gastrobranche bedeuten und bin froh, dass die große Mehrheit der Bürger den geplanten Teil-Lockdown im November unterstützt, um die Corona-Pandemie wieder einzudämmen.

Wir müssen leider feststellen, dass wir es mit unseren Maßnahmen in den vergangenen beiden Monaten nicht geschafft haben, das Pandemiegeschehen einzuschränken. Dabei können wir auch anhand der Zahlen in der Ortenau feststellen, dass das Virus in allen Teilen des Landes eine diffuse Ausbreitung erreicht hat. Die von Ihnen geforderten lokalen Maßnahmen waren bisher Teil der Strategie, diese haben aber nicht ausgereicht.

Auch die Appelle der vergangenen Wochen, dass wir uns als Bürger*innen die Abstands- und Hygieneregeln konsequent anwenden und unsere sozialen Kontakte einschränken, waren letztendlich nicht wirksam. Ich bedaure wirklich sehr, dass darunter nun gerade diejenigen leiden müssen, die sich in den vergangenen Wochen und Monaten für die Umsetzung der Hygiene- und Abstandsregeln eingesetzt haben. Leider können derzeit 75 Prozent der Infektionen nicht nachvollzogen und zugeordnet werden, wir wissen schlichtweg nicht, woher diese stammen. Es ist daher gut und richtig, dass der Bund und die Länder sich auf gemeinsame Maßnahmen einigen konnten, die einen Flickenteppich verhindern.

Wesentlich ist jetzt, die Risikogruppen und das Gesundheitssystem zu schützen. Außerdem sind offene Schulen, geöffnete Kitas und eine intakte Wirtschaft wichtig, damit Kinder, Jugendliche und Familien nicht eingeschränkter leben als es nötig ist. Um das zu erreichen müssen die Kontakte um 75 Prozent eingeschränkt werden. Es ist bestätigt, dass das Virus von Kontakten lebt und daher die persönliche Kontakte stark reduziert werden müssen. Dazu gehören leider auch private Reisen wie der Urlaub auf dem Bauernhof oder der Amateursport. Leider mussten wir auch hier im Kinzigtal die Erfahrung machen, dass Infektionen auf Freizeitbeschäftigungen zurückzuführen waren.

Dennoch, wir haben nicht vergessen, wie stark die Maßnahmen im Frühjahr die Betriebe getroffen haben. Auch jetzt sind wieder viele Unternehmen, Vereine, Einrichtungen und Solo-Selbständige hart betroffen, ich denke da an unsere Hotelerie, Gastronomie, Kunst und Kultur und alle anderen Betriebe, die von dem Lockdown betroffen sind. Hier wird es eine schnelle Nothilfe vom Bund geben: So werden Unternehmen bis 50 Mitarbeiter 75Prozent der Umsätze vom Monat November 2019 erhalten, wenn dieses nicht zugeordnet werden kann, soll ein Durchschnittsgehalt angesetzt werden, ebenso laufen die Soforthilfen weiter.

Sehr geehrte Frau Bürgermeisterin Wössner,

ich schätze Ihr Engagement und bringe gern die Perspektive aus dem Ländlichen Raum in meine Arbeit im Landtag mit ein. Besonders wichtig ist aber jetzt, dass wir solidarisch der Pandemie entgegenstehen und beherzt handeln. Der Gesundheitsschutz hat für uns oberste Priorität. Lassen Sie uns gemeinsam alles dafür tun, dass die bundeseinheitlich getroffenen Maßnahmen ausreichen, damit Schulen, Kitas offen bleiben und unser Gesundheitssystem geschützt wird. Vielen Dank für Ihren Einsatz und die vertrauensvolle Zusammenarbeit."

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