Neues Buch über Marie Geck
Das Leben einer ungewöhnlichen Frau

Herausgeberin Anne Junk (v. l.) und die beiden Autorinnen Ruth Jansen-Degott und Doris Schmitz-Braunstein bei der Buchpräsentation. | Foto: Stadt Offenburg
  • Herausgeberin Anne Junk (v. l.) und die beiden Autorinnen Ruth Jansen-Degott und Doris Schmitz-Braunstein bei der Buchpräsentation.
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Offenburg (st) Die Frauengeschichtswerkstatt Offenburg stellt in ihrem neuen Buch „Da sind wir Weiber doch andere Männer!“ die Offenburger Ausnahmefrau Marie Geck vor und schildert ihr Leben zwischen Druckerei, Familie und politisch-sozialem Engagement. Am Mittwoch, 28. Februar, präsentierten die Herausgeberin Anne Junk und die Autorinnen Ruth Jansen-Degott und Doris Schmitz-Braunstein im Museum im Ritterhaus in Offenburg vor. 

Marie Geck gilt als eine der bekanntesten Offenburgerinnen des 20. Jahrhunderts, heißt es in einer Pressemitteilung. Sie war mit namhaften politischen Persönlichkeiten wie Rosa Luxemburg, Clara Zetkin und August Bebel eng befreundet und schrieb nicht nur für das Offenburger Wochenblatt „D‘alt Offeburger“, sondern auch für Clara Zetkins Zeitschrift „Die Gleichheit“. Die Frauengeschichtswerkstatt hat die Biografie dieser außergewöhnlichen Geschäftsfrau, Journalistin und Kommunalpolitikerin eindrucksvoll aufgearbeitet.

Alltägliches Arbeitspensum

Das vorliegende Buch stellt eine Frau in den Fokus, die sich selbst zu Lebzeiten eher zurücknahm. Sie sorgte sich immer nur um andere, um ihren gesundheitlich angeschlagenen Ehemann, um ihre fünf Kinder, um die Armen und die Kriegshinterbliebenen in Offenburg und um die Familien der durch Inhaftierung in Not geratenen Parteifreunde und -freundinnen. Erhebliche Zeit und Energie wendete sie jahrzehntelang auf, um ihnen allen zu helfen, sie zu fördern und ihnen den Rücken frei zu halten. Für Marie Geck war das völlig selbstverständlich, sie erwartete keine Ehrungen und sie hielt sich für stark genug, ihr beachtliches alltägliches Arbeitspensum zu bewältigen.

Dabei ging es der Sozialdemokratin nie allein um karitative Tätigkeiten, sondern sie sah die Armut oder die Not der Frauen und Kinder vor allem als gesellschaftliches Problem, das durch politisches Wirken verändert werden musste. Vorschläge dazu machte sie nicht nur in ihrer Partei, sondern schrieb auch Artikel in Clara Zetkins Zeitschrift „Die Gleichheit“ und im Wochenblatt „D’r alt Offeburger“. Auf kommunaler und regionaler Ebene wirkte sie als eine der ersten Armenrätinnen und Bezirksrätinnen in Baden und war Mitglied in zahlreichen städtischen Kommissionen. Und schließlich wurde sie in der Weimarer Republik als eine der ersten weiblichen Geschworenen sogar zum „Obmann“ gewählt.

Facetten eines Lebens

All diese Facetten des Lebens der ungewöhnlichen Frau werden in diesem Band untersucht. Ute Scherb beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Kindheit und Jugend von Marie Moßmann bis zur Heirat mit dem Sozialdemokraten Adolf Geck. Cornelia Roth schildert das Familienleben der Gecks, die partnerschaftliche Ehe, das große Interesse für Kultur und die Entwicklung der Kinder. Doris Schmitz-Braunstein stellt Marie Geck als Geschäftsfrau, Redakteurin und Journalistin vor, die nicht nur im Geckschen Familienbetrieb die stellvertretende Leitung innehatte, sondern auch Artikel für die Zeitschriften „D’r alt Offeburger“ und „Die Gleichheit“ schrieb. Ruth Jansen-Degott schreibt über Marie und die SPD und über die wichtigen Freundschaften mit Rosa Luxemburg und Clara Zetkin. Und Anne Junk befasst sich mit dem kommunalpolitischen Engagement von Marie Geck und der Arbeit als Kreisrätin und als Geschworene.

Die Frauengeschichtswerkstatt Offenburg freut sich, dieses Projekt, das nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie und andere Unwägbarkeiten unterbrochen wurde, fertiggestellt zu haben. Noch bevor eine Publikation über den SPD-Reichstagsabgeordneten Adolf Geck, den Ehemann von Marie, erschienen ist.

Der Band über Marie Geck ist das fünfte Buch der Offenburger Frauengeschichtswerkstatt. Seit 1991 forscht die ehrenamtliche Gruppe zu Themen der Offenburger Frauen- und Geschlechtergeschichte und hat ihre Ergebnisse nicht nur in gedruckter Form, sondern auch in Ausstellungen, Stadtrundgängen und Vorträgen präsentiert. Alters- und berufsbedingt möchte die Frauengeschichtswerkstatt 2024 einen Schlussstrich ziehen und hofft, nach 33 Jahren Geschichtswerkstatt, dass andere in ihre Fußstapfen treten werden.

Das Buch erscheint am Mittwoch, 6. März, um Buchhandlung (ISBN 978-3-922649-44-1). Es wurde in einer Auflage von 500 Exemplaren gedruckt und hat 352 Seiten. Am gleichen Tag findet um 19 Uhr im Foyer des Museums im Ritterhaus eine Lesung statt.

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