In Goldscheuer, Marlen und Kittersburg erforschen Ehrenamtliche die Geschichte
"Unsere Vergangenheit entdecken" lautet das Motto

Wie man früher lebte, können Besucher im Heimatmuseum im Dachgeschoss der alten Schule in Goldscheuer jeden ersten Sonntag im Monat erkunden. | Foto: Verein für Heimatpflege
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  • Wie man früher lebte, können Besucher im Heimatmuseum im Dachgeschoss der alten Schule in Goldscheuer jeden ersten Sonntag im Monat erkunden.
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Kehl-Goldscheuer (djä). In der Ortenau gibt es zahlreiche kunst- und kulturhistorische Stätten. Wer sorgt für die Erhaltung und dafür, dass Besucher diese Schätze besichtigen können? Wir stellen in unserer Serie historische Orte in der Ortenau vor, die es ohne das ehrenamtliche Engagement von Bürgern heute nicht gäbe.

"Heimat und Geschichte sind nicht altmodisch, sondern mitten drin in unserer heutigen modernen Welt", davon sind die Mitglieder des Vereins für Heimatpflege Goldscheuer, Marlen und Kittersburg e.V. überzeugt. Wer sich auf ihrer Internetseite www.bliwisel.de umschaut, entdeckt schnell, dass die Aussage Programm der Vereinsarbeit ist. Frisch und informativ werden die Aktivitäten und das bereits Geleistete präsentiert.

Der Verein wurde im Jahr 1987 gegründet. Damit kann er selbst auf eine 30-jährige Geschichte zurückblicken. Die Idee entstand, nachdem die Trachtenkapelle Marlen 1986 Ausrichter des Kreistrachtenfests gewesen war. Bürger aus Marlen, Goldscheuer und Kittersburg fanden zu einer Arbeitsgruppe zusammen, um das Festangebot zu erweitern. Sie stellten eine historische Ausstellung zusammen, die aus zeitgenössischen Gegenständen und historischen Dokumenten bestand. Die stieß auf so großes Interesse, dass beschlossen wurde, das Geschaffene zu erhalten und weiter zu entwickeln. Ein Verein wurde gegründet. Im täglichen Umgang wird er wegen des langen Namens kurz "Heimatverein" genannt. Mit ihren Mitgliedsbeiträgen unterstützen heute rund 200 Bürger die Vereinsziele. Eine kleinere Gruppe ist auch aktiv bei der Heimatpflege.

Der lange gehegte Traum von einem Heimatmuseum ging in Erfüllung, als 1992 Räume im Dachgeschoss der alten Schule in Goldscheuer frei wurden. In mühevoller Eigenarbeit und mit Unterstützung von Handwerkern und Sponsoren aus dem Umkreis konnte das Dachgeschoss in zweijähriger Bauzeit zu einem Museum umgebaut werden. 1994 wurde die Einweihung gefeiert. Seither sind weitere Exponate dazugekommen. Manche Aufbereitungsarbeit können die Vereinsmitglieder erledigen, für andere werden Spezialisten zugezogen, um die alten Schätze zu erhalten. Um das alles zu finanzieren, veranstaltet der Verein in der Fastnachtszeit und zu Weihnachten Veranstaltungen, deren Erlöse in die Aktivitäten fließen. "Wir betreiben Heimatforschung, unterhalten das Museum und haben eine Brauchtumsgruppe unter dem Motto 'vergessenes Handwerk', die sich mit Spinnen, Klöppeln und Sticken befasst", erklärt der Vereinsvorsitzende Hans Roser. Mit fast detektivischer Herangehensweise wird nach der Geschichte und den Geschichten der Orte geforscht. Dazu werden auch Archive von Lokalzeitungen bis ins 19. Jahrhundert durchgewälzt auf der Suche nach Meldungen und Berichten. Vereinsmitglieder recherchieren an allen verfügbaren Quellen. Es wird katalogisiert und digitalisiert, um die Informationen über das heimatliche Geschehen zu sichern und Interessierten zugänglich zu machen. Andere Vereinsforscher dokumentieren mit Fotos, was heute noch erhalten ist. Das Archiv des Vereins umfasst rund 100.000 Bilder, die alles zeigen, was die Dörfer betrifft. Auf Bürgerversammlungen zeigen die "Geschichtstaucher" in Rückblicken, was bereits geschafft und geschaffen wurde.

Wo kommen wir her? Wo gehen wir hin? Dies sind die Fragestellungen, welche die Vereinsmitglieder motivieren. Wie ärmlich das Leben auf dem Land noch vor wenigen Jahrzehnten war und was das für die Großeltern bedeutete – das soll nicht vergessen sein, wenn der Blick nach vorne geht. Dazu gehört auch zu zeigen, mit welch einfachen Mitteln die Vorfahren gearbeitet und produziert haben. "In den vergangenen 400 Jahren herrschte in unserer Region 100 Jahre Krieg. Das ist vielen gar nicht bewusst. Wenn wir unsere Zukunft gestalten, sollten wir uns mit unseren Wurzeln beschäftigen, um es künftig besser zu machen", sagt Roser.

Wie man früher lebte, können Besucher im Heimatmuseum im Dachgeschoss der alten Schule in Goldscheuer jeden ersten Sonntag im Monat erkunden. | Foto: Verein für Heimatpflege
Heimatpfleger: Ilsetraud Lutz, Sieglinde Fiesel, Romeo Marzluf, Hans Roser, Klaus Mittenmüller, Laura Hummel, Michael Held (v. l.) | Foto: Verein für Heimatpflege

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