Angedacht: Eva Ahrnke
Ich wollte meinen Sohn nicht hergeben

Eva Ahrnke | Foto: privat

Mein Sohn ist zehn Jahre alt. Ein großer, schlaksiger Junge.  Er spielt gerne Fußball, liebt Gitarrenmusik und ärgert manchmal seine Schwestern. Ein ganz normaler Junge eben, der sein Leben genießt und noch so viel Zukunft vor sich hat. Der Junge, den ich heute Morgen am Bahnhof gesehen habe, mag ein wenig älter sein als mein Sohn. Vielleicht spielt auch er gerne Fußball und ärgert ab und zu seine Geschwister. Doch heute Morgen war er mit seiner Mutter auf Gleis 1. Mit müdem Blick und prall gepackter Tasche fragte sie die vorbeieilenden Passanten auf Ukrainisch nach dem richtigen Zug, während ihr Sohn recht hilflos daneben stand. Was hat dieser Junge in den vergangenen Wochen wohl gesehen? Welche Zukunft hat er vor sich?

Ihre Begleiterin diese Woche

Die Soldaten in der Ukraine sind auch Söhne, oft nur wenige Jahre älter. Doch statt Fußball zu spielen, sind sie in Uniformen gezwängt und müssen schießen, kämpfen, töten. Ob diese Jungen eine Zukunft haben?

Und dann ist da dieser Gedanke: In ein paar Jahren könnte einer von diesen Jungen auch mein Sohn sein. Das ist erschreckend. Ich wollte meinen Sohn nicht hergeben – nicht für Krieg, nicht für irgendwelche Diktatoren, nicht für Geld. Genauso wenig wie wohl die ukrainischen oder russischen Mütter und Väter ihre Kinder hergeben wollen. Ihr Sterben ist so sinnlos.

Der einzige Sohn, dessen Tod einen Sinn hatte, ist Jesus Christus. Er ist Gottes Sohn. Damals auf Golgatha hat Gott ihn hergegeben. Aus Liebe hat er es getan, damit auch wir seine Kinder werden. „Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ (Johannesevangelium 3,16) Mit Jesu Tod am Kreuz ist unsere Schuld vergeben, die Dunkelheit ist besiegt. Mit seinem Tod am Kreuz zeigt Jesus allen, die Unrecht erleiden und Gewalt erfahren: Du bist nicht allein mit deinem Schmerz. Ich sehe dein Leiden. Ich lasse dich nie allein.

Und am Ostersonntag hat Gott die Fesseln des Todes gesprengt – auch für uns. Das ist die Zukunft, die uns im Glauben erwartet. Das ist die Zukunft, die alle Mütter und Väter dieser Welt für ihre Kinder erhoffen dürfen. Krieg und Gewalt werden ein Ende haben, weil Jesus lebt!
Eva Ahrnke, Pfarrerin Johannes-Benz-Gemeinde Offenburg

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