Fußnote

Von echten und falschen Dutts

Er ist ohne Frage praktisch, ob schön, reine Geschmackssache. In jedem Fall ist der Dutt absolut angesagt – gerade auch bei Männern. Übrigens entdeckten nicht erst die Hipster im 21. Jahrhundert den Herren-Haarknoten für sich.
Laut Wikipedia sollen sich schon im antiken Athen die Männer gerne mal das Haar mit goldenen Spangen hochgesteckt haben. Geradezu berühmt war weiter nördlich der Suebenknoten. Dieser gehörte zur Standardfrisur der Krieger des germanischen Stamms der Sueben. Sogar der berühmte römische Historiker Tacitus war von deren extravaganten Frisiertechnik beeindruckt und hielt dies in einer Beschreibung für die Nachwelt fest. Besonders bemerkenswert fand er, dass die wilden Jungs mit diesem kunstvollen Dutt nicht etwa die Damenwelt beeindrucken wollten. Ziel war vielmehr, dadurch größer zu wirken und den Feind zu erschrecken. Damit setzten sie einen echten Trend und wurden frisurentechnisch sozusagen zu germanischen Stilikonen. Denn auch in den benachbarten Stämmen fanden vor allem junge Männer diesen Männerdutt cool und trugen ebenfalls gerne Suebenknoten.
Sumoringer wirken ja schon alleine aufgrund ihres enormen Körperumfangs furchteinflößend. Unter 150 Kilogramm geht da eigentlich nichts. Wenn so ein Koloss in seiner Stringtanga-Windel auf mich losstürmen würde, bräuchte es nicht noch einen Männerdutt, um mich in die Flucht zu schlagen. Die Sumoringer-Variante heißt im Fachjargon Chonmage und ist in Japan eine traditionelle Herrenfrisur, die schon bei den Samurais in war.
Nun ist der Männerdutt seit einiger Zeit also auch bei uns in der Ortenau der letzte Schrei. Der sogenannte Man Bun wird vor allem gerne von sportlichen Bartträgern zur Schau gestellt. Wichtig ist, dass er locker gebunden wird. Mann will ja nicht aussehen wie eine Kreuzung aus wildem Wolf und frommer Helene.
Doch was ist mit den armen Kerlen, denen Mutter Natur nicht genügend Haare mitgegeben hat? Keine Sorge, selbst schüttere Herren können diesen haarigen Trend mitmachen. Es gibt nämlich "Clip on Man Buns". Das sind falsche Dutts, die sich der moderne Mann von Welt ruck, zuck anklipsen kann. Morgens poliert er sich noch die von Gott gegebene Tonsur und abends zieht seine im Dutt gebändigte falsche Wallemähne alle Blicke auf sich. Ob die wilden Suebenkrieger so etwas wohl auch schon hatten?
Anne-Marie Glaser