2002 erfolgt Ernennung zum Kulturdenkmal
Salmen: Zentraler Ort der Freiheitsstadt Offenburg

Bundespräsident Johannes Rau – zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Bruder (l.) – bei seinem Besuch im Jahr 2002 anlässlich der Einweihung des Salmen zum „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ in der Ausstellung zur Erinnerung an Offenburger Juden.  | Foto: Stadt
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  • Bundespräsident Johannes Rau – zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Bruder (l.) – bei seinem Besuch im Jahr 2002 anlässlich der Einweihung des Salmen zum „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ in der Ausstellung zur Erinnerung an Offenburger Juden.
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Offenburg. Der Wind der Geschichte weht mal schwächer oder stärker in der Ortenau. In unserer
Serie „Hier wurde Geschichte geschrieben“ beschäftigen wir uns mit
Ereignissen, die sich in das Gedächtnis der Menschen eingegraben haben.
Sie können weit in der Vergangenheit liegen oder erst ein paar Jahre zurück.

Wenn der Bundespräsident nach Offenburg kommt, hat das besondere Bedeutung: 2002 vollzog Johannes Rau mit seinem Besuch die Einstufung des Salmen als „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“. An dem Gebäude in der Lange Straße lässt sich auch ein Teil der
wechselvollen Geschichte Deutschlands nachzeichnen.

1787 wird das Gasthaus erstmals erwähnt und erhält 1822 den Zusatz „Zum Salmen“.
Die erste Wahl des Bürgermeisters durch Männer findet hier 1832 statt.
15 Jahre später verabschieden die „Entschiedenen Freunde der Verfassung“
im Salmensaal die „13 Forderungen des Volkes in Baden“ – ein
demokratischer und sozialer Rechtsstaat war das Ziel. Das Scheitern der
badischen Revolution ist auch Geschichte.

1875 übernimmt die jüdische Gemeinde den Salmen und nutzt ihn als Synagoge. In der
Reichspogromnacht der Nationalsozialisten 1938 ist auch der Salmen Ziel
von Plünderung und Zerstörung. Während des Zweiten Weltkriegs erwirbt
die Stadt den Salmen und zieht verschiedene Nutzungen in Betracht, lässt
sie aber wieder fallen. Die Rückübertragung an den Oberrat der
Israeliten in Baden erfolgt nach Kriegsende.

Ohne jüdische Gemeinde keine Synagoge: Der Salmen wird zum Geschäftshaus. 1978, 40
Jahre nach der Pogromnacht, erhält der Salmen eine Gedenktafel. Der
nächste Jahrestag markiert die jüngere Geschichte: 150 Jahre nach der
Badischen Revolution kauft die Stadt das Anwesen, rückt es in den
Mittelpunkt des Freiheitsfestes und baut es später zur Gedenk- und
kulturellen Spielstätte aus. Im Obergeschoss befindet sich eine
Ausstellung, die an die Verfolgung, Deportation und Ermordung der Juden
erinnert. Dazu ist der Salmen auch Ort der Gemeinderatssitzungen.

Den Salmen sieht Kultur-Chefin Carmen Lötsch als „wichtigsten Ort für die
weitere Entwicklung des Freiheits-Profils der Stadt“. 2022 sei ein
realistischer Zeitpunkt, so Bürgermeister Hans-Peter Kopp, für die
Neustrukturierung als zentrale Gedenkstätte mit den dann abgeschlossenen
baulichen Umrüstungen. Das Jahr ist bewusst gewählt: Dann jährt sich
zum 175. Mal die Verkündung der „13 Forderungen des Volkes“. 2022 bietet
Offenburg weitere Chancen: Dann ist die Stadt Gastgeberin für die
Heimattage Baden-Württembergs mit einer Vielzahl von Veranstaltungen und
Gästen im Jahresverlauf. Das Freiheitsfest im September soll bei diesem
Anlass ein zentraler Termin sein.

Autor: Rembert Graf Kerssenbrock

Bundespräsident Johannes Rau – zusammen mit dem damaligen Oberbürgermeister Wolfgang Bruder (l.) – bei seinem Besuch im Jahr 2002 anlässlich der Einweihung des Salmen zum „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“ in der Ausstellung zur Erinnerung an Offenburger Juden.  | Foto: Stadt
Der Salmen – ein Gebäude mit langer und wechselvoller Geschichte: Hier fand auch 1847 die Versammlung der „Entschiedenen Freunde der Verfassung“ mit den „Forderungen des Volkes“ statt. | Foto: rek

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