Konjunkturbericht IHK Südlicher Oberrhein
Die Wachstumsphase hält weiter an

Ortenau/Freiburg (st). Die IHK Südlicher Oberrhein hat erneut mehr als 1.000 Unternehmen um Auskunft über ihre derzeitige Geschäftslage und ihre Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung gebeten. Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Jahresbeginn 2018 präsentierten IHK-Präsident Dr. Steffen Auer und Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff im Rahmen einer Pressekonferenz.

Wachstum und kein Ende in Sicht: Das ist das Ergebnis der IHK-Konjunkturumfrage. „Am südlichen Oberrhein weisen die Indizes sogar noch weiter nach oben“, verkündete der IHK-Präsident. „Zum dritten Mal in Folge reißt der Index der Geschäftslage das bisherige Allzeithoch. Im Vergleich zum Herbst legte er nochmals sieben Punkte auf nun 61 Punkte zu.“ Entsprechend hoch ist die Zufriedenheit unter den Unternehmern in der Region. 63 Prozent aller Betriebe geben an, dass sie über eine gute Geschäftslage verfügen, nur noch drei Prozent bewerten sie als schlecht. Solch positive Werte gab es bisher noch nie. „Wachstumsmotor ist das starke Auslandsgeschäft, hier besonders der Euroraum“, erläuterte Auer.

Zunehmend positiv sind auch die Erwartungen der Unternehmen. Jedes dritte Unternehmen glaubt, die eigenen Geschäfte im kommenden Jahr ausbauen zu können. Nur noch sieben Prozent befürchten einen wirtschaftlichen Abschwung. „Die Angst ist weg“, stellte der IHK-Präsident fest. Und entsprechend der Zufriedenheit über die aktuelle Geschäftslage und der guten Zukunftserwartungen setzt auch der IHK-Konjunkturklimaindex, der sich aus diesen beiden Werten zusammensetzt, eine neue Höchstmarke. Er steigt von 136 Punkten im Herbst auf jetzt 143 Punkte an. Bisher lag hier der beste Wert bei 141 Punkten. Er stammt aus dem Herbst des Jahres 2011.

So froh die Erwartungen, so willig sind die Unternehmen, die Belegschaft zu vergrößern. Knapp ein Drittel der Befragten plant mit mehr Personal. Erneut gestiegen ist auch die Zahl der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse im Kammerbezirk: ein Plus von 11.600 Stellen im Zeitraum von Juni 2016 bis Juni 2017.

Auch vor den Investitionen macht der Aufwärtstrend nicht halt. Mehr als jeder dritte befragte Unternehmer will seine Investitionen im Inland ausweiten, nur jeder zehnte beabsichtigt, diese zurückzufahren. Gerade langfristig gesehen sind diese Zahlen für Auer erfreulich, habe sich die Zahl der investierenden Betriebe und die Zahl derer, die ihre Investitionen zurückfahren wollen, vor knapp fünf Jahren noch die Waage gehalten.

Den Blick in die Branchen startete Auer mit der Industrie. „Die Industrie ist der Motor für alle anderen.“ Besonders beachtenswert hier ist der Index der erwarteten Beschäftigung. Dieser lag vor zwei Jahren mit minus drei Punkten noch im negativen Bereich. Aktuell steht er mit 33 Punkten bei einem neuen Allzeithoch. „Da hat es einen richtigen Umschwung gegeben.“

Auch die Erwartungen der Dienstleister steigen: Mehr als jedes dritte Unternehmen rechnet laut Ergebnis der aktuellen Umfrage mit besseren Geschäften im Jahr 2018, nur acht Prozent gehen vom Gegenteil aus. Im Handel dagegen zeigt sich ein gemischtes Bild. Zwar bezeichnet mehr als die Hälfte der Groß- und Einzelhändler die eigene Geschäftslage als gut, doch trübt sich die Aussicht auf die kommenden zwölf Monate weiter ein. Auer: „Gerade bei den kleineren Betrieben stellt sich natürlich die Frage, wie sie ihr Geschäftsmodell gegen die Konkurrenz aus dem Internet besser aufstellen können.“

Skeptisch schaut auch das Hotel- und Gastgewerbe in die Zukunft. Mit 24 Prozent gehen mehr Unternehmen davon aus, dass sich ihre Geschäfte verschlechtern werden, als es mit 22 Prozent optimistisch gestimmte Unternehmen gibt. Noch düsterer zeigt sich die Prognose zu den Beschäftigungsplänen der Betriebe. Auf die Frage, wie sich die eigene Beschäftigtenzahl in den kommenden zwölf Monaten entwickeln wird, gibt mehr als jedes fünfte Unternehmen an, dass diese sich verringern wird. Den Grund für diese schlechte Perspektive sieht der IHK-Präsident im Fachkräftemangel. „Für die Gastronomie wird es immer schwerer, Mitarbeiter zu finden. Voraussichtlich werden auch die Löhne steigen.“

Den Paukenschlag unter den Branchen setzt die Bauwirtschaft. 83 Prozent geben an, über eine gute Geschäftslage zu verfügen, kein einziges ist unzufrieden. „Mehr als 80 Prozent Zufriedenheit – das gibt es eigentlich gar nicht“, kommentierte Auer.

Über alle Branchen hinweg gibt es für die Befragten eine große Sorge. Mit 65 Prozent sehen heute fast zwei Drittel aller Unternehmen im Fachkräftemangel ein Risiko für das eigene Unternehmen. „Vor fünf Jahren war dieser Wert mit 31 Prozent einer unter vielen“, blickt Auer zurück. Eine weitere Furcht sind die Arbeitskosten. Wie zuletzt geben 45 Prozent der Unternehmen an, sich Sorgen zu machen, dass diese in Zukunft zum Risiko für den Betrieb werden könnten. Platz drei der Zukunftsbedenken nehmen die Energie- und Rohstoffpreise ein. Nachdem dieses Thema in den vergangenen Jahren deutlich an Bedeutung verloren hatte, rückt es nun wieder etwas stärker ins Bewusstsein. 33 Prozent der Befragten sehen hier ein Risiko.

In der Pressekonferenz nahm Auer auch Stellung zum Abschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Baden-Württemberg. „Es ist sehr positiv, dass sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber einigen können.“ Zu den flexibleren Arbeitszeiten sagte er: „Der Wunsch der Arbeitnehmer nimmt hier immer stärker zu. Die Forderung ist legitim. Wichtig ist jedoch, dass es auch in die andere Richtung funktioniert.“ Damit nahm er erneut die bereits mehrfach genannte Forderung der IHK Südlicher Oberrhein auf, die Begrenzung der täglichen Arbeitszeit in eine Begrenzung der wöchentlichen Arbeitszeit umzuwandeln. „Und dabei wollen wir die maximale Wochenarbeitszeit von 48 Stunden ebenso wenig antasten wie Gesundheitsschutz, Mindestruhezeiten oder die Entscheidungsfreiheit – es geht nur um eine andere Verteilung unter der Woche“, betonte Auer. Aus seinem Ärger über ein Plakat der IG Metall zur Metall-Tarifrunde mit dem Slogan „Die Arbeitgeber denken nur an Profit“ machte der Geschäftsführer von Schwarzwald-Eisen in Lahr keinen Hehl: „Das finde ich echt eine Frechheit.“ Gerade mit Blick auf die konstruktiven Tarifverhandlungen sei so ein Plakat unnötig.

Abschließend sagte Auer noch etwas zum Sondierungspapier von Union und SPD. „Da steckt relativ wenig Ambition drin.“ Als Beispiel nannte er den Punkt Steuern, wo er keine deutliche Entlastung sieht. Auch beim Punkt der gesetzlichen Rente erkennt er keine Lösung. „Hier wird alles nur nach hinten verschoben.“ Dass es der gesetzliche Anspruch auf befristete Teilzeit erneut in das Sondierungspapier geschafft habe, bezeichnete Auer als „nicht nachvollziehbar“.

Zufrieden ist der IHK-Präsident mit dem Gedanken des Zuwanderungsgesetzes im Sondierungspapier, wenn auch bezüglich seiner Ausgestaltung noch viele Fragen offen sind. „Wir sagen seit Jahren, dass wir ein Fachkräfteeinwanderungsgesetz brauchen. Hier hat sich die CDU einfach zu langsam bewegt.“IHK-Hauptgeschäftsführer Andreas Kempff ergänzte: „Die Verhandlungspartner setzen voraus, dass sich die gute Konjunktur fortsetzt. Bricht sie ab, kommen wir in Bedrängnis.“ Für ihn sei das „Schönwetterpolitik“.

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