Hilfsangebote in der Corona-Krise
Gelebte Solidarität im eingeschränkten Alltag

Das Ehrenamt lebt: Alltägliche Erledigungen wie Einkäufe werden vielerorts von privaten Initiativen oder Vereinen organisiert. | Foto: kec
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Ortenau (kec). Ein mulmiges Gefühl beschleicht einen in diesen Tagen: Veranstaltungen sind abgesagt, die Grenzen abgeriegelt, Schulen und Kindertagesstätten geschlossen und der Alltag wird mehr und mehr beschränkt. In solch schweren Zeiten der Corona-Ausnahmesituation ist es ein Lichtblick, wenn es Solidarität und Hilfsbereitschaft gibt und die Menschen so wenigstens im übertragenen Sinn näher zusammenzurücken. In diesem Sinne entstehen Initiativen und Solidaritätsaktionen. Mit diesen Projekten soll Menschen in Not geholfen und zugleich das Infektionsrisiko reduziert werden – wir stellen Beispiele vor.

Hilfsdienste

In Lauf bietet der Turnverein für Betroffene Botengänge an, die Freiwilligen holen Post sowie Medikamente und erledigen Einkäufe. „Der Turnverein möchte soziale Verantwortung übernehmen“, so dessen Vorsitzender Markus Benkeser. Die Gemeinden Kappelrodeck, Kippenheim, Rheinau, Rust, Ringsheim und Willstätt bauen einen ehrenamtlichen Einkaufsdienst für häuslich Isolierte auf. Ringsheims Bürgermeister Pascal Weber appelliert an Risikogruppen, die angebotene Hilfe anzunehmen. Viele Städte und Gemeinden wie beispielsweise Achern und Meißenheim haben nicht nur ein Corona-Nottelefon eingerichtet, sondern koordinieren auch Hilfegesuche und bieten Lieferdienste an. In Appenweier erledigen Jugendliche der katholischen Gemeinde, der Pfadfinder und der Landjugend Einkäufe. Die Koordination übernehmen die Ortsverwaltungen.

Nachbarschaftshilfen

Ein Glücksfall sind die gut strukturierten Nachbarschaftshilfeinitiativen, wenn sie wie in Gutach laut Einsatzleiter Horst Hennig etwa Fahrdienste zu Ärzten und auch Einkäufe erledigen. In Offenburg gibt es ein gutes Dutzend solcher Hilfsangebote, die vom Seniorenbüro unterstützt werden und Teil dessen sind, was Oberbürgermeister Marco Steffens sich in diesen Zeiten als „gelebte Solidarität“ wünscht.

Digital werden ebenfalls Hilfsangebote kommuniziert. So riefen in der gesamten Ortenau Jugendorganisationen wie die Junge Union und die Jungen Liberalen, der Kehler Gemeinderat Michael Nguyen und der Künstler Felix Neumann via Facebook unter "Corona Nachbarschaftshilfe Ortenau" zu Aktionen auf. Über Instagram unter "#nachbarschaftschallengekinzigtal" strebt Mühlenbachs Bürgermeisterin Helga Wössner die Schaffung von einem solidarischen Netzwerk an. Wössner findet klare Worte: „Die große Stärke kleiner Gemeinden ist das ehrenamtliche Engagement.“

Vorerst zurückhaltend

Indes halten sich Städte wie Lahr und Kehl zurück. „In den Ortschaften entstehen Initiativen, das DRK ist aktiv“, erklärt die Kehler Pressestelle, „wir sind von der Stadt in dieser Richtung bislang nicht aktiv geworden, behalten das Thema aber im Blick und werden reagieren, wenn es notwendig ist.“ „Sorglosigkeit und Gelassenheit sind fehl am Platz, wir müssen jetzt zusammenstehen und die schwächeren Gruppen schützen“, appelliert Lahrs Oberbürgermeister Markus Ibert. Konkrete Projekte sind erst in der Planung.

Doch auch die Helfer müssen Vorsicht walten lassen. Wer selbst Symptome zeigt, sollte sich nicht bei Nachbarschaftshilfe engagieren. Grundsätzlich sollte man auch den direkten Kontakt vermeiden, über Telefon kommunizieren und den Einkauf am besten vor der Tür abstellen.

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