Krisen hinterlassen ihre Spuren
Tafelläden sind gefragt wie nie

Die Nachfrage in den Tafelläden der Ortenau steigt. | Foto: gro
  • Die Nachfrage in den Tafelläden der Ortenau steigt.
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Ortenau (ds/gro). Corona, der Ukraine-Krieg, Flüchtlinge und Inflation: Die Zahl der Menschen, die auf das Angebot der Tafeln angewiesen sind, steigt und steigt. Doch die Räumlichkeiten sind begrenzt und die Belastung der Mitarbeiter enorm.
So musste die Lahrer Tafel bereits im Mai die Notbremse ziehen, seitdem werden keine neuen Kundenkarten mehr ausgestellt. Aktuell kaufen durchschnittlich 170 Kunden an den vier Öffnungstagen dort ein, 313 Haushalte kamen bis Ende Mai neu hinzu, die Kundenzahl ist auf insgesamt knapp 2.400 gewachsen. Um der gestiegenen Nachfrage Herr zu werden und lange Wartezeiten zu verhindern, wurden die Öffnungszeiten um jeweils eine Stunde verlängert. Die begrenzten Räumlichkeiten lassen nur die Bedienung von etwa 30 Kunden pro Stunde zu. "Um mehr Ware aufzubereiten und zu verkaufen, benötigen wir größere Räume, zum Lagern, für den Verkauf und damit unsere Mitarbeiter, viele im Ehrenamt, unter guten Bedingungen arbeiten können", erläutert Ulrike Haeusler, Dienststellenleiterin der Diakonie in Lahr. Doch sie hat auch Positives zu berichten: Dank der großen Unterstützung aus der Lahrer Bevölkerung sei das Angebot an Lebensmitteln derzeit gut.

Aufnahmestopp

Ein Aufnahmestopp gilt seit Mitte Mai auch im Tafelladen in Achern, zudem können ab Juli die aktuell 763 Kunden nur noch ein Mal pro Woche einkaufen. "Außer von Kriegsflüchtlingen kommen immer mehr Anfragen von neuen Kunden, die sich aufgrund der gestiegenen Sprit- und Lebensmittelpreise kaum noch etwas leisten können", berichtet Leiterin Nicole Koller. "Über 170 Familien kommen pro Einkaufsnachmittag", so Koller, die weiß, was die 70 ausschließlich ehrenamtlichen Mitarbeiter während der verschiedenen Schichten leisten.

Personalnot

"In den vergangenen Wochen sind ungefähr 400 Familien dazugekommen", sagt Wolfhart von Zabiensky, Vorsitzender der Tafel Offenburg, Oberkirch und Gengenbach. Den Laden in Offenburg nutzen rund 1.500 Familien, in Oberkirch zirka 130 Familie, in Gengenbach etwa 70 Familien. "Gengenbach mussten wir wegen Personalnot kurzfristig schließen, die Familien kommen teilweise nach Offenburg", so von Zabiensky. 65 Prozent der neuen Kunden kommen aus der Ukraine. Die anderen decken sich wegen der steigenden Preise bei der Tafel mit Lebensmitteln ein. "Wir bekommen spürbar weniger Ware", zeigt von Zabiensky ein Problem auf. "Der Einzelhandel gibt nicht mehr soviel ab, da er versucht, die Ware selbst zu vermarkten." Die Tafel Offenburg sucht dringend Mitarbeiter.

Hemmschwelle sinkt

"Die Hemmschwelle, ein Tafelkunde zu werden, sinkt", so Albert Guhl, Vorsitzender des Nachbarschaftsnetzes Kehl-Dorf/Tafel Kehl. "In Kehl hat sich die Anzahl der Stammkunden erhöht und der Trend wird sich fortsetzen." 520 Personen nutzen derzeit das Angebot, hinzu kommen 370 ukrainischer Flüchtlinge. "Diese konnten sich in einem Zeitraum von vier Wochen einmal in der Woche umsonst bei der Tafel Kehl mit Lebensmitteln eindecken", erklärt Guhl. "Um die Masse der Kunden bewältigen zu können, haben wir für Neuankömmlinge aus der Ukraine seit Ende Mai auch samstags geöffnet. Zuvor mussten wir unsere Verkaufszeiten um bis zu zwei Stunden verlängern, um den Ansturm zu bewältigen." Bis auf wenige Ausnahmen könne sich die Tafel derzeit glücklich schätzen, dass ihre Lebensmittelspender immer noch genügend Ware bereitstellten. "Es reihen sich auch ab und zu private Lebensmittelspender ein, die ihre Ware direkt bei der Tafel abgeben. Zusätzlich bringen sich mehrere Stiftungen aus Kehl, Willstätt und Rheinau großzügig in die Lebensversorgung ein", so Guhl.

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