Fußnote, die Glosse im Guller
Glaube deinem Navi nicht alles

Um das schöne Schwarzwaldstädtchen Hausach zu finden, brauche ich natürlich kein Navigationsgerät. Wenn es um bestimmte Straßen geht, sieht das schon anders aus. Bevor ich mich zur Leselenz-Pressekonferenz begab, wurde deshalb die Zieladresse bereits in Offenburg eingegeben. So kam ich zu dem Vergnügen, dass mich die weibliche Stimme erst noch über bekannte Straßen lotste. Dabei versuchte das Navi beharrlich, mich vom rechten Weg abzubringen.
Von der Redaktion in der Offenburger Oststadt führt der schnellste Weg über die neue Ortenberger Umfahrung auf die B33 ins Kinzigtal. Doch diese Route stand nicht zur Diskussion. Das Navi wollte mich unbedingt über den Kreisel beim Burdatower schicken. Wahrscheinlich ist das meine eigene Schuld. Das Auto ist älter als die Umfahrung. Wenn es mit mir neue Wege gehen soll, müsste ich dem digitalen Wegweiser mal ein Update gönnen. Tatsächlich beeindruckte mich aber die Hartnäckigkeit, mit der ich zur Umkehr aufgefordert wurde.

Ich kam mir gemein vor

Schon klar, hinter der Frauenstimme verbirgt sich kein Mensch aus Fleisch und Blut oder mit Gefühlen. Trotzdem kam ich mir ein kleines bisschen gemein vor, wie ich ihre unermüdlichen Aufforderungen abzubiegen oder gar umzukehren einfach ignorierte. Zumindest bis das Navi versuchte, Rache zu üben. Oder wie ist es sonst zu verstehen, wenn es den Fahrer auf der B33 mitten in der Wildnis auffordert, links abzubiegen? Dazu hätte ich die Leitplanke durchstoßen und über ein Feld hoppeln müssen, um die Fahrt dann auf einem kleinen Feldweg fortzusetzen, auf dem Autos wahrscheinlich gar nicht zugelassen sind.

Nicht der erste böse Streich

In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass es keineswegs der erste Versuch meines Navis war, mir einen bösen Streich zu spielen. Einmal veranlasste es mich im hessischen Usingen auf der Suche nach dem Autobahnzubringer auf ein großes Firmengelände zu fahren. Wäre ich der Anweisung weiter gefolgt, hätte ich dort die Werkshalle queren müssen. Möglicherweise hätte es auf der anderen Seite des Gebäudes tatsächlich ein Ausgangstor gegeben. Aber ich traute mich nicht. Das lag an den Männern, die in der Halle mit schwerem Gerät arbeiteten. Immerhin hatten sie Mitleid und erklärten mir geduldig den richtigen Weg. Außerdem gaben sie mir einen Rat mit. An diesen habe ich mich auf meinem Weg nach Hausach wieder mal erinnert: Glaube deinem Navi nicht alles.
Anne-Marie Glaser

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