Eine Frage, Herr Bruker
Körperkontakt ist unerlässlich

Martin Bruker | Foto: privat

Die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren befinden sich aktuell als einzige Betreuungsform im Land im Regelbetrieb. Über die Herausforderungen in Pandemiezeiten sprach Matthias Kerber mit Martin Bruker, Leiter des Schulkindergartens in Offenburg.

Wo liegen in Ihrem Arbeitsalltag die größten Herausforderungen?
Der Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen ist für uns seit 11. Januar jeden Tag eine große Herausforderung. 70 Kinder mit besonderem Förderbedarf aus dem gesamten Ortenaukreis besuchen unseren Schulkindergarten mit den Außenstellen in Achern, Lahr und Ettenheim. Etwa die gleiche Anzahl von Mitarbeitern werden für die Förderung und Betreuung eingesetzt, darunter 20 junge Menschen, die ein Freiwilliges Soziales Jahr und den Bundesfreiwilligendienst absolvieren. 95 Prozent der Kinder kommen aktuell, auch schwer beeinträchtigte und immungeschwächte Kinder, was uns die Not der Familien in ihrer aktuellen Lebenssituation aufzeigt.
Unser Hygienekonzept ist fast vergleichbar mit einer Pflegeeinrichtung, allerdings kommen die Kinder täglich aus ihrem familiären Umfeld und sitzen zum großen Teil schon beim Transport in den Kleinbussen dicht aufeinander. Das Tragen eines Mundschutzes ist den wenigsten Kindern möglich. Die Personaldecke ist aktuell so dünn, so dass jeder Tag zu Engpässen führt. Ich bin sehr froh darüber, dass wir ein großartig, engagiertes Mitarbeiterteam haben und selbst mit Risikohintergrund tagtäglich arbeiten.

Die Kinder haben einen besonderen Betreuungsbedarf. Wie bekommen Sie den Spagat zwischen Schutzmaßnahmen und dem angemessenen Umgang mit den Kindern hin?
Der Schutz der Kinder und Mitarbeiter hat für uns höchste Priorität. Viele unserer Kinder benötigen Unterstützung bei allen Verrichtungen. Das Tragen eines Mundschutzes ist im Gruppenraum nur bedingt möglich. Der Körperkontakt zum einzelnen Kind ist dabei unerlässlich. Extrem schwierig wird es dann, wenn wie aktuell ein direkter Angehöriger einer Mitarbeiterin Corona infiziert ist. Die Meldungen von Infektionen in nahegelegenen Kitas oder SFZ führen verständlicherweise zu einer weiteren Verunsicherung.
Um den Betrieb weiter zu verantworten und den Mitarbeiterinnen eine gewisse Sicherheit zu geben, halten wir den Baustein Schnelltest neben Körpertemperaturmessung, Schutzkleidung und Desinfektion für absolut unerlässlich. Während bei den politischen Entscheidungsträgern noch über Schutz- und Hygienekonzepte bei Start des Regebetriebes von Kitas und Grundschulen diskutiert wird, sind wir bereits fünf Wochen im Regelbetrieb. Darüber sind wir schon ziemlich frustriert und es bleibt eigentlich keine andere Möglichkeit, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.

Werden Mitarbeiter und Kinder regelmäßig getestet und wer führt die Tests durch?
Sämtliche Mitarbeiter wurden diese Woche zumindest einmal getestet. Das übernimmt der Casa Intensivpflegedienst mit Sitz in Freiburg, der ohnehin mit dem Schulkindergarten zusammenarbeitet und täglich vor Ort ist. Ziel ist es, dass die Mitarbeiterinnen angeleitet werden und die Testung irgendwann selbst vornehmen können.

Wer kommt für die Kosten auf?
Die Kosten bezahlen wir beziehungsweise derzeit unser Träger Reha-Südwest Südbaden. Martin Bruker Foto: privat

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