Die Glosse im Guller
Luftperlenliegen nur für die Einheimische

Bei Hitze will alle Welt baden gehen. Entsprechend geht es an solchen Tagen in den Ortenauer Schwimmbädern heiß her. Die Warteschlangen sollen mitunter bis zu 100 Meter lang sein. Es gibt Berichte von Menschen, die bis zu zwei Stunden in der glühenden Sonne ausharrten, bevor sie sich dann endlich in ein völlig überfülltes Wasserbecken drängeln durften. Ich persönlich würde mich in einem solchen Fall sofort umdrehen und wieder gehen.

Lange Anfahrtswege

Teilweise haben die Badegäste allerdings dann schon ganz schön lange Anfahrtswege hinter sich. Die Ortenauer Freizeitbäder erfreuen sich nämlich großer Beliebtheit – unter anderem bei unseren französischen Nachbarn. Offensichtlich haben sie im Elsass kaum eigene. Das erzählte mir zumindest jemand, der sich in der Badelandschaft diesseits und jenseits der Rheins auskennt. In solchen Fällen wollen die Leute natürlich nicht so leicht aufgeben und stehen dann halt mehr oder weniger geduldig an.

Gedränge unter dem Wasserpilz

Das sollte uns eigentlich mit Stolz erfüllen. Einige Ortenauer erzürnt es aber. Sie würde lieber Liegewiesen und Luftperlenliegen für die Einheimischen reservieren. Frei nach dem Motto: Das Becken ist voll! Die Angst, selbst keinen Platz unter dem Wasserpilz oder der Nackendusche zu finden, lässt sogar Rufe nach Einführung von Grenzkontrollen laut werden. Franzosen mit Badehose oder Bikini im Gepäck sollen an sonnigen Sommertagen gnadenlos an der Grenze abgewiesen werden. Andere fordern in den Bädern Zugangsbeschränkungen zum Strömungskanal oder Auswärtige sollen Riesenrutschen nur an Regentagen benutzen dürfen.

Verstoß gegen EU-Recht

Solche Ideen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen: Möglicherweise verstoßen solche Maßnahmen nämlich gegen geltendes EU-Recht. Und wir wollen uns nach dem Debakel mit der Maut doch nicht schon wieder eine blutige Nase holen. Um trotzdem selbst an Hitzetagen jedem einen Beckenplatz zu garantieren, sollten wir vielleicht die Schuldenbremse endgültig kippen und mehr Bäder bauen. Oder wir machen den Leuten den Verzicht auf einen Schwimmbadbesuch schmackhaft, indem die Bademeister allen, die keine Eintrittskarte kaufen, eine Flasche Sonnenblumenöl aushändigen.

Völlig gaga!

Das ist alles völlig gaga? Stimmt, offensichtlich steigt auch mir die Hitze zu Kopf. Überfüllte Schwimmbäder gehören halt an heißen Tagen dazu. Das ist immer noch besser, als wenn der Sommer wegen Dauerregen ins Wasser fällt.
Anne-Marie Glaser

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