Fußnote, die Glosse im Guller
Ungewisse Urlaubspläne

Eigentlich gab es bereits seit einem Jahr feste Pläne für meinen Urlaub im Juli. Aber dann kam Corona und hat alles durcheinander gewirbelt. Jetzt weist mein Kalender für nächsten Monat einen weißen Fleck von eineinhalb Wochen auf.

Schnell ein Hotelzimmer suchen?

Natürlich könnte ich auf die Schnelle noch versuchen, irgendwo ein Hotelzimmer zu ergattern. Schließlich dürfen wir inzwischen wieder an viele Orte reisen. Aber ich trau dem Frieden nicht so richtig. Am Ende werden in einem großen Unternehmen irgendwo im Ortenaukreis die Mitarbeiter positiv auf den Virus getestet und ich lande wie alle Einwohner prophylaktisch auf der Liste unerwünschter Hotelgäste. Dann werden von Rostock bis Ruhpolding Schilder mit durchgestrichenem Bollenhut angebracht, was dann bedeutet: Wir Ortenauer müssen draußen bleiben.

Reisegruppe aus Gütersloh

Möglicherweise poppt das Ganze erst kurz vor dem Ziel auf. Da sitzt man viele Stunden im Auto, schleicht durch Baustellen, verirrt sich auf schlecht ausgeschilderten Umleitungswegen, verliebt sich im Stau in einen Cockerspaniel, der so lieb aus dem Rückfenster des vorderen Wagens schaut, streitet mit dem Ehemann, der strikt gegen die Anschaffung eines Cockerspaniels ist, trinkt auf Raststätten viel zu viel Kaffee, um die Sanifair-Toiletten-Gutscheine zu verwerten, was zu weiteren Sanifair-Gutscheinen führt und ist schließlich einfach nur froh, endlich am Hotel in einem Ostseebad wie Kühlungsborn anzukommen. Doch dort wird man nicht mit einem Lächeln willkommen geheißen, sondern als Aussätziger aus einem Risikogebiet vom Parkplatz gescheucht. Mir hat die Reisegruppe aus Gütersloh wirklich leid getan, die wieder nach Hause geschickt wurde.

Europa-Park

Dabei mache ich Hotels hier keinen Vorwurf. Die Beherbergungsbetriebe sind ja froh, überhaupt wieder für Gäste öffnen zu dürfen. Damit das so bleiben kann, müssen wir halt vorsichtig sein. Tatsächlich gibt es natürlich weit Schlimmeres als Unbequemlichkeiten bei der Urlaubsplanung oder eineinhalb Wochen Freizeit: beispielsweise eine zweite Corona-Welle. Der Mann, der mit mir Tisch und Bett, aber nicht den Erlebnishunger teilt, hat übrigens schon eine pfiffige Idee, wie ich den Urlaub im Juli nutzen soll: Ich könnte endlich mal mein Arbeitszimmer zu Hause aufräumen. Von wegen: Glücklicherweise wohnen wir in einer Urlaubsregion mit tollen Freizeitmöglichkeiten. Vielleicht werde ich mal wieder in den Europa-Park gehen.
Anne-Marie Glaser

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