Die Glosse im Guller
Wenn Eiskratzer bei Frost plötzlich verschwinden
- hochgeladen von Anne-Marie Glaser
Der Wetterbericht hatte vor dem Kälteeinbruch gewarnt. Leider war er von mir ignoriert worden. Immerhin hatte sich im März ein Paar Handschuhe nach dem Waschen fälschlicherweise ins Sockenfach verirrt. Ich sagte mir ständig: Die musst du mal wegräumen. Zum Glück ist das nie geschehen. So waren sie am Dienstagmorgen zur Hand, als ich am Auto die Scheiben freikratzen musste. Die fünf Eiskratzer blieben dagegen unauffindbar.
Natürlich hätte ich den Mann wecken können, der nicht nur Tisch und Bett, sondern gerne auch seinen Eiskratzer mit mir teilt. Aber mein Stolz hätte es nicht ertragen, dass er mir einmal mehr mit süffisantem Grinsen seinen Schaber schenkt. Denn genau für solche Situationen hat er zwei. Ja, ich kenne diesen Blick gut. Was glauben Sie, warum ich stolze Besitzerin von fünf Eiskratzern bin? Leider nur theoretisch, praktisch verschwinden sie bei Frost.
Ein großes Rätsel
Dabei ist es mir ein großes Rätsel, wohin? Ehrenwort, der Letzte lümmelte noch im Frühling auf der Rückbank. Dann wurde er in den Kofferraum verbannt und musste den Sommer über ständig zur Seite geräumt werden, wollte man seine Einkaufstaschen verstauen. Denn in jeder Kurve drängte er sich wieder in den Mittelpunkt. Ob er mir das wohl übel genommen hat und sich deshalb jetzt versteckt? Ich weiß wenig bis gar nichts über das Gefühlsleben von Eiskratzern. Vielleicht suchen sie sich neue Besitzer, wenn man ihnen ein halbes Jahr lang nur die kalte Schulter zeigt.
Früher war es weniger schlimm, wenn sich der Kratzer versteckte. Da gab es Kassettendecks im Auto und entsprechende Hüllen. Die eignen sich prima zum Entfernen von Eis. Plastik-Parkscheiben weniger, wie ich seit Dienstag weiß.
Inzwischen habe ich mir aber zwei richtige Schaber gekauft. Jetzt muss ich nur noch am süffisanten Grinsen arbeiten. Dann stibitze ich meinem Mann den Autoschlüssel und verstecke seinen Eiskratzer. So könnte ich ihn auch mal eiskalt erwischen.
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