Marco Steffens vorm Wechsel von Willstätt nach Offenburg
Bereits als Schüler das Ziel Kommunalpolitik

"Man muss offen sein für Menschen und andere Meinungen": Marco Steffens im Willstätter Rathaus, einer alten Mühle direkt an der Kinzig. | Foto: Foto: Michael Bode
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  • "Man muss offen sein für Menschen und andere Meinungen": Marco Steffens im Willstätter Rathaus, einer alten Mühle direkt an der Kinzig.
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Willstätt. Nach der Ankündigung von Edith Schreiner, auf eine dritte Amtszeit zu verzichten, "begann die Kopfarbeit", gibt Marco Steffens einen Einblick in seine Gedankenwelt Anfang dieses Jahres. "Ich wollte nicht Oberbürgermeister in jeder Stadt werden", erklärt Steffens, da es verschiedene Anfragen gegeben habe. "Ich will immer sorgsam mit dem Wählervertrauen umgehen", so Steffens, der mit 28 Jahren zum Bürgermeister von Willstätt gewählt wurde. Mit dem heutigen Tag legt der jetzt 40-Jährige dieses Amt nieder und tritt am morgigen Montag in Offenburg sein neues als Oberbürgermeister an.

"Für mich war als Schüler, spätestens in der Oberstufe, klar, dass ich in der Kommunalpolitik tätig sein möchte." Als Jugendlicher trat er in die Junge Union ein und setzte sich mit Gleichaltrigen für den Erhalt einer Jugendkneipe in seinem Heimatort Niedereschach bei Villingen ein. Mit zwei Sitzen zog die Liste in den Gemeinderat. "Da merkte ich, dass man mitgestalten kann." In dieser Zeit lernte er seine spätere Frau Anne kennen. "Dass es ausgerechnet in einer Disco war, hätte ich nie gedacht", erzählt Steffens lächelnd. Die Begegnung fand während des Grundwehrdienstes, den er bei der Luftwaffe absolvierte, in Donaueschingen statt. Steffens studierte dann Diplom-Verwaltungswissenschaften an der Uni Konstanz und im englischen Bath – Schwerpunkt Kommunales.

Dennoch führte ihn sein Weg zuerst in die Landespolitik. Arbeitsaufenthalte in den Vertretungen des Landes Baden-Württemberg beim Bund in Berlin und bei der Europäischen Union in Brüssel ebneten den Weg. Nach mehreren Aufgaben im Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum war er zuletzt persönlicher Referent des Ministers. Weil er erlebt hat, wie viele Stationen und Hierarchien eine Idee braucht, "bis sie irgendwann beim Minister landet", hat ihn diese Erfahrung darin bestärkt, in die Kommunalpolitik zu gehen, um direkten Einfluss nehmen zu können.

Die Marke wird aus dem Kern geboren

Bei Sonnenschein schaute er sich im Winter 2006 Willstätt an. "Es musste aber nicht nur mir gefallen", so der Familienmensch Steffens. Also kam er mit seiner Frau Anne ein zweites Mal nach Willstätt. "Es regnete wie aus Eimern", erinnert sich Steffens. Dennoch stand für beide danach fest: Das könnte passen.

Seine Erfahrungen zieht Steffens aus den vielen Reisen durch das Land in seiner Zeit im Ministerium. "Dadurch bekommt man ein Gefühl für die Situation in Kommunen." Besorgt hat sich Steffens schnell die Daten aus dem Einwohnermeldeamt. Seine Erkenntnis: Willstätt braucht eine bessere Kleinkind- und Schülerbetreuung für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Angebote für Senioren und schnelles Internet. Es wurden Bebauungspläne geändert und Betreuungsangebote geschaffen. Die Marke Willstätt ist gefunden worden, weil Steffens das Finden des Kerns, eine Abgrenzung zu anderen Kommunen und ein lebendes Konzept forderte und förderte.

Davon profitiert auch Steffens' Familie. Seine Frau ist nach einer Ausbildung inzwischen studierte Agrarbiologin und bei einem Pharmaunternehmen in Teilzeit beschäftigt. Zur Familie gehören zudem die beiden Kinder Luisa und Elija, acht und fünf Jahre alt.

In Gesprächen und bei Treffen wirkt Steffens als ruhe er in sich selbst. "Ich bin davon überzeugt, wenn man selber offen für Neuerungen ist, zeigt sich immer ein Weg, auch in Momenten der Enttäuschung." Sie zeigen, dass sie für etwas gut sind und man dann mit neuer Kraft Neues angehen kann. Sowohl für Beruf als auch Familie gelte: "Haltung zeigen."

"Offenburg ist schön, spannend, vielfältig und – ich glaube, dass erkennt nicht jeder – ein großes Kraftzentrum", sieht er entspannt und freudig seiner neuen Aufgabe entgegen. "Ich freue mich auf das Thema Landesgartenschau", gesteht Steffens. Er weiß aus Willstätt, dass allein die Umgestaltung der Kinzig eine riesen Chance für die Stadt ist. Seine Offenheit bringt er so auf den Punkt: "Ich will Menschen, die etwas können, zusammenführen."

Die Freizeit genießt er mit der Familie und erkundet dabei vor allem die Region. Ausflügen an den Bodensee oder nach Straßburg sind für Steffens wie Kurzurlaube.

"Man muss offen sein für Menschen und andere Meinungen": Marco Steffens im Willstätter Rathaus, einer alten Mühle direkt an der Kinzig. | Foto: Foto: Michael Bode
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