Jüdische Stars im deutschen Sport
Wanderausstellung in Illenau eröffnet

Eberhard Fugmann (2. v. r.) eröffnet die Wanderausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung  - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach". Mit auf dem Bild sind: Heinz-Werner Hölscher (v. l.), Susanne Scheck-Reitz, Alexander Meßmer und Oberbürgermeister Klaus Muttach. | Foto: mak
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  • Eberhard Fugmann (2. v. r.) eröffnet die Wanderausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach". Mit auf dem Bild sind: Heinz-Werner Hölscher (v. l.), Susanne Scheck-Reitz, Alexander Meßmer und Oberbürgermeister Klaus Muttach.
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Achern (mak). Die Wanderausstellung "Zwischen Erfolg und Verfolgung - Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach" wurde am vergangenen Mittwoch, 30. März, durch Eberhard Fugmann, Präsident des Fußball-Bundesligisten SC Freiburg, feierlich eröffnet. Die Ausstellung zeigt 15 lebensgroße Skulpturen von jüdischen Sportlern, die als deutsche Meister bis hin zu Olympia sehr erfolgreich waren und während der Zeit des Nationalsozialismus ausgegrenzt und ermordet wurden oder ihr Leben durch Auswanderung retten konnten. "Ich freue mich wirklich sehr, dass der DFB hinter der Aktion steht, denn Rassismus ist immer noch ein wichtiges Thema", so Fugmann in seinem Grußwort. Der Julius-Hirsch-Preis, den der DFB seit 2005 vergibt, sei ein wichtiger Beitrag zur Zivilgesellschaft. Somit könne der Ort der Ausstellungseröffnung auf dem Julius-Hirsch-Platz neben der Reithalle in der Illenau, der am 7. April offiziell eingeweiht wird, kaum geeigneter sein, so Fugmann. Julius Hirsch wurde in der Illenau geboren, war zweifacher Deutscher Fußballmeister und Olympiateilnehmer und wurde von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordet. 

Oberbürgermeister Klaus Muttach wies auf eine zeitliche Parallele hin: Am vergangenen Dienstag, 29. März, fand das Länderspiel Niederlande gegen Deutschland statt und endete 1:1 unentschieden. Am 24. März 1912 - fast auf den Tag genau 110 Jahre vorher - gab es auch ein Länderspiel zwischen diesen beiden Ländern. Auch dies endete unentschieden. Beim 5:5 erzielte Julius Hirsch vier Tore. Es sollten seine einzigen Treffer im Trikot der Nationalmannschaft bleiben. 

Wichtige Größen

Die Skulpturen stehen in kleinen Gruppen entlang der Illenauer Allee bis zum Arkadenhof der Illenau. Damit schließt sich der Kreis zu Julius Hirsch. Die Schwimmerin Sarah Poewe bildet den Bezug in die heutige Zeit: Sie ist die erste jüdische Athletin, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine olympische Medaille für Deutschland gewann. 

Andrea Rumpf, Leiterin des Stadtarchivs Achern, präsentierte viele Details zu den einzelnen Sportlern bei einem kurzen Spaziergang entlang der Skulpturen. So erfuhren die Gäste beispielsweise, dass Walther Bensemann nicht nur Mitbegründer des DFB war, sondern auch das bekannte Fußballmagazin "Der Kicker" aus der Taufe hob. 

Die Ausstellung hat das Zentrum Deutsche Sportgeschichte e. V. in Zusammenarbeit mit den Universitäten Potsdam und Hannover konzipiert. Gefördert wird die Wanderausstellung durch die DFB-Kulturstiftung, den Deutschen Olympischen Sportbund und den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Dank der Unterstützung ermöglichen die Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau, die Bürgerstiftung Achern und der Region und die Badenova AG die Wanderausstellung in Achern, die vorher bereits in Berlin, Köln, Frankfurt, Dortmund, Koblenz, Hamburg, Saarbrücken und Karlsruhe zu sehen war.

Diskussion mit Schülern

"Ich hoffe, dass die Ausstellung Spuren hinterlässt, denn Rassismus muss im Amateur- und Profisport unterbunden werden", sagte Eberhard Fugmann. Wie wichtig das Engagement gegen jede Form der Diskriminierung ist, diskutierte er im Vorfeld der Ausstellungseröffnung bereits mit zwölf Schülern des Gymnasiums Achern im neu eröffneten Café 58 in der Reithalle. So wollte der Schüler Lukas vom Präsidenten des SC Freiburg wissen, ob der Verein ähnliche Projekte gegen Rassismus wie die Initiative "Rot gegen Rassismus" des FC Bayern München plane. In Freiburg plane man kein spezielles Projekt, "aber wir greifen diese Thematik in unserer Fansozialarbeit auf", erklärte Fugmann. 

Der SC-Präsident, der früher selbst Schulleiter war, will unter seiner Ägide ein Leitbild für seinen Verein entwickeln, das auch das Fanverhalten beinhaltet und diskriminierendes Verhalten ächtet und sanktioniert. "Wir wollen als Verein wahrgenommen werden, der die Menschenrechte achtet", so Fugmann. 

Schülerin Lilly wollte wissen, wie die Spieler untereinander mit dem Thema umgehen. "Die Stärke unserer Mannschaft rührt daher, dass sich die Spieler untereinander sehr gut verstehen", erklärte Fugmann.  Das zeige sich darin, dass oft rund 15 Spieler zusammen mit ihren Partnerinnen gemeinsam essen gehen. Laut Trainer Christian Streich gebe es viele sozial intelligente Spieler beim SC Freiburg, so Fugmann weiter. 

Was würde der Verein tun, wenn es zu rassistischen Vorfallen im Stadion des SC Freiburg käme, wollte Schülerin Laura wissen. "Wir versuchen natürlich diese Leute zu identifizieren, und bei entsprechenden Beweisen mit einem Stadionverbot zu belegen." Wichtig sei, dass sich die Stadionkultur nicht dahingehend entwickle, dass man bei solchen Fällen wegschaue. 

Am Schluss wollten die Schüler natürlich noch wissen, was am Ende der Saison sportlich für den SC Freiburg drin ist. Mit der Qualifikation für die Europa League und dem Erreichen des DFB-Pokalfinals wäre er sehr zufrieden, so Fugmann abschließend.

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